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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Wunder bey dem Tode Jesu.
nen handeln wollte. Sie hatten es verdient, daß die Er-
de sie verschlungen hätte, da sie den Heiligen, den Gerech-
ten, den Fürsten des Lebens getödtet hatten. Jedoch daß
diese Erschütterung ohne schädliche Folgen war, das hatten
sie der Fürbitte des Gekreuzigten zu danken, durch welche
er seinen Mördern Gnade und Raum zur Besserung er-
fleht hatte. -- Ach! wie oft hätte ich es bey meinen gros-
sen Missethaten verdient, daß ich von der Erde vertilgt wor-
den wäre. Aber um deines Todes willen, mein Heiland,
hast du dein abtrünniges Geschöpf mit verschonender Gü-
te getragen, und mir Frist zur Busse gegeben. Möchte
ich nur auf deine Stimme merken, die bald durch Stra-
fen, bald durch Wohlthaten mein Herz zu erschüttern
sucht! ehe noch der Augenblick kommt, wo kein Retter
mehr seyn wird.

Bey diesem Erdbeben zerrissen die Felsen, und die
Gräber, welche in den Fels gehauen waren, öfneten sich.
Viele Leiber entschlafner Heiligen stunden nach der Auf-
erstehung Jesu auf, giengen aus ihren Gräbern und erschie-
nen zu Jerusalem. Diese Begebenheiten veranstaltete
Gott aus weisen Absichten. Die Zerreissung des Vor-
hanges im Tempel, besonders aber das Erdbeben und das
Zerreissen der Felsen, zur Zeit des Todes Jesu, mußte öf-
fentlich wahrgenommen worden seyn. Die Juden hatten
also etwas ausserordentliches vor sich, ihre Aufmerksamkeit
zu erwecken, und sie zur Betrachtung dessen, den sie ge-
kreuziget hatten, zu bewegen. Die Christen, welche so
viele Heilige und vielleicht auch Bekannte, ins Leben zurück-
gehen sahen, wurden dadurch in ihrem Glauben an die
Auferstehung Jesu gestärkt. Denn die Auferstehung so
vieler Heiligen, zu dieser Zeit, konnte angesehen werden als
ein Siegeszeichen der Macht und Herrlichkeit Christi bey
seiner Auferstehung von den Todten, und als ein deutlicher

und

Wunder bey dem Tode Jeſu.
nen handeln wollte. Sie hatten es verdient, daß die Er-
de ſie verſchlungen hätte, da ſie den Heiligen, den Gerech-
ten, den Fürſten des Lebens getödtet hatten. Jedoch daß
dieſe Erſchütterung ohne ſchädliche Folgen war, das hatten
ſie der Fürbitte des Gekreuzigten zu danken, durch welche
er ſeinen Mördern Gnade und Raum zur Beſſerung er-
fleht hatte. — Ach! wie oft hätte ich es bey meinen groſ-
ſen Miſſethaten verdient, daß ich von der Erde vertilgt wor-
den wäre. Aber um deines Todes willen, mein Heiland,
haſt du dein abtrünniges Geſchöpf mit verſchonender Gü-
te getragen, und mir Friſt zur Buſſe gegeben. Möchte
ich nur auf deine Stimme merken, die bald durch Stra-
fen, bald durch Wohlthaten mein Herz zu erſchüttern
ſucht! ehe noch der Augenblick kommt, wo kein Retter
mehr ſeyn wird.

Bey dieſem Erdbeben zerriſſen die Felſen, und die
Gräber, welche in den Fels gehauen waren, öfneten ſich.
Viele Leiber entſchlafner Heiligen ſtunden nach der Auf-
erſtehung Jeſu auf, giengen aus ihren Gräbern und erſchie-
nen zu Jeruſalem. Dieſe Begebenheiten veranſtaltete
Gott aus weiſen Abſichten. Die Zerreiſſung des Vor-
hanges im Tempel, beſonders aber das Erdbeben und das
Zerreiſſen der Felſen, zur Zeit des Todes Jeſu, mußte öf-
fentlich wahrgenommen worden ſeyn. Die Juden hatten
alſo etwas auſſerordentliches vor ſich, ihre Aufmerkſamkeit
zu erwecken, und ſie zur Betrachtung deſſen, den ſie ge-
kreuziget hatten, zu bewegen. Die Chriſten, welche ſo
viele Heilige und vielleicht auch Bekannte, ins Leben zurück-
gehen ſahen, wurden dadurch in ihrem Glauben an die
Auferſtehung Jeſu geſtärkt. Denn die Auferſtehung ſo
vieler Heiligen, zu dieſer Zeit, konnte angeſehen werden als
ein Siegeszeichen der Macht und Herrlichkeit Chriſti bey
ſeiner Auferſtehung von den Todten, und als ein deutlicher

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[189/0211] Wunder bey dem Tode Jeſu. nen handeln wollte. Sie hatten es verdient, daß die Er- de ſie verſchlungen hätte, da ſie den Heiligen, den Gerech- ten, den Fürſten des Lebens getödtet hatten. Jedoch daß dieſe Erſchütterung ohne ſchädliche Folgen war, das hatten ſie der Fürbitte des Gekreuzigten zu danken, durch welche er ſeinen Mördern Gnade und Raum zur Beſſerung er- fleht hatte. — Ach! wie oft hätte ich es bey meinen groſ- ſen Miſſethaten verdient, daß ich von der Erde vertilgt wor- den wäre. Aber um deines Todes willen, mein Heiland, haſt du dein abtrünniges Geſchöpf mit verſchonender Gü- te getragen, und mir Friſt zur Buſſe gegeben. Möchte ich nur auf deine Stimme merken, die bald durch Stra- fen, bald durch Wohlthaten mein Herz zu erſchüttern ſucht! ehe noch der Augenblick kommt, wo kein Retter mehr ſeyn wird. Bey dieſem Erdbeben zerriſſen die Felſen, und die Gräber, welche in den Fels gehauen waren, öfneten ſich. Viele Leiber entſchlafner Heiligen ſtunden nach der Auf- erſtehung Jeſu auf, giengen aus ihren Gräbern und erſchie- nen zu Jeruſalem. Dieſe Begebenheiten veranſtaltete Gott aus weiſen Abſichten. Die Zerreiſſung des Vor- hanges im Tempel, beſonders aber das Erdbeben und das Zerreiſſen der Felſen, zur Zeit des Todes Jeſu, mußte öf- fentlich wahrgenommen worden ſeyn. Die Juden hatten alſo etwas auſſerordentliches vor ſich, ihre Aufmerkſamkeit zu erwecken, und ſie zur Betrachtung deſſen, den ſie ge- kreuziget hatten, zu bewegen. Die Chriſten, welche ſo viele Heilige und vielleicht auch Bekannte, ins Leben zurück- gehen ſahen, wurden dadurch in ihrem Glauben an die Auferſtehung Jeſu geſtärkt. Denn die Auferſtehung ſo vieler Heiligen, zu dieſer Zeit, konnte angeſehen werden als ein Siegeszeichen der Macht und Herrlichkeit Chriſti bey ſeiner Auferſtehung von den Todten, und als ein deutlicher und

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/211>, abgerufen am 25.11.2024.