dem Liebhaber Jesu ist der Tod das Ende aller Mühselig- keit, und der Anfang einer grossen und über alle Maassen wichtigen Herrlichkeit. Er entsetzt sich so wenig vor demselben, daß er vielmehr ihn herbeywünscht, und ihn segnet, wenn er gegenwärtig ist.
Vor allen Dingen rührt mich an dem Exempel des sterbenden Jesu die Sorgfalt, mit welcher er seine Seele den Händen seines Vaters übergiebt. Und billig sollte dis meine angelegentlichste Sorge seyn, daß ich die Seele, welche mir anvertrauet ist, unter allen Umständen und Veränderungen zu bewahren suchen möge. Diese Be- mühung gehört für mein ganzes Leben. Bey dem ge- schäftigsten und arbeitsamsten Leben kann immer noch die Sorge für meine Seele bestehen, und nach den Absichten Gottes muß sie auch damit bestehen. Bey allen Sorgen und Zerstreuungen muß diese Bemühung doch den Rang behaupten. Jene Sprache, die man so oft höret: ich habe jetzt so wenig Zeit, an meine Seele zu denken: ich will mich schon einmal von der Welt losmachen, schickt sich in den Mund eines Christen gar nicht. Es ist ein Glück, wenn ein Mensch in seinem Alter, oder auf dem Kranken- bette, sich von den Geschäften der Welt loßmachen, und eine Zwischenzeit zwischen dem Geräusche der Welt und der Stille des Todes finden kann, die er ganz der Sorge für seine Seele und der Vorbereitung auf die Ewigkeit widme. Aber wie wenige können an der Wohlfahrt ihrer Seelen arbeiten, wenn sie diese Beschäftigung bis auf diese Zeit verschieben wollen! Wenn unsre Seele wirklich ei- nen Werth bey uns hat, so muß sie die erste und vornehm- ste seyn, nach welchem alle andre Sorgen sich richten müssen.
Erhebe dich denn einmal, meine Seele, aus dem Staube der Erde! Verlaß die irdischen Sorgen, die dich
so
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Todesbereitung Jeſu.
dem Liebhaber Jeſu iſt der Tod das Ende aller Mühſelig- keit, und der Anfang einer groſſen und über alle Maaſſen wichtigen Herrlichkeit. Er entſetzt ſich ſo wenig vor demſelben, daß er vielmehr ihn herbeywünſcht, und ihn ſegnet, wenn er gegenwärtig iſt.
Vor allen Dingen rührt mich an dem Exempel des ſterbenden Jeſu die Sorgfalt, mit welcher er ſeine Seele den Händen ſeines Vaters übergiebt. Und billig ſollte dis meine angelegentlichſte Sorge ſeyn, daß ich die Seele, welche mir anvertrauet iſt, unter allen Umſtänden und Veränderungen zu bewahren ſuchen möge. Dieſe Be- mühung gehört für mein ganzes Leben. Bey dem ge- ſchäftigſten und arbeitſamſten Leben kann immer noch die Sorge für meine Seele beſtehen, und nach den Abſichten Gottes muß ſie auch damit beſtehen. Bey allen Sorgen und Zerſtreuungen muß dieſe Bemühung doch den Rang behaupten. Jene Sprache, die man ſo oft höret: ich habe jetzt ſo wenig Zeit, an meine Seele zu denken: ich will mich ſchon einmal von der Welt losmachen, ſchickt ſich in den Mund eines Chriſten gar nicht. Es iſt ein Glück, wenn ein Menſch in ſeinem Alter, oder auf dem Kranken- bette, ſich von den Geſchäften der Welt loßmachen, und eine Zwiſchenzeit zwiſchen dem Geräuſche der Welt und der Stille des Todes finden kann, die er ganz der Sorge für ſeine Seele und der Vorbereitung auf die Ewigkeit widme. Aber wie wenige können an der Wohlfahrt ihrer Seelen arbeiten, wenn ſie dieſe Beſchäftigung bis auf dieſe Zeit verſchieben wollen! Wenn unſre Seele wirklich ei- nen Werth bey uns hat, ſo muß ſie die erſte und vornehm- ſte ſeyn, nach welchem alle andre Sorgen ſich richten müſſen.
Erhebe dich denn einmal, meine Seele, aus dem Staube der Erde! Verlaß die irdiſchen Sorgen, die dich
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Todesbereitung Jeſu.
dem Liebhaber Jeſu iſt der Tod das Ende aller Mühſelig-
keit, und der Anfang einer groſſen und über alle Maaſſen
wichtigen Herrlichkeit. Er entſetzt ſich ſo wenig vor
demſelben, daß er vielmehr ihn herbeywünſcht, und ihn
ſegnet, wenn er gegenwärtig iſt.
Vor allen Dingen rührt mich an dem Exempel des
ſterbenden Jeſu die Sorgfalt, mit welcher er ſeine Seele
den Händen ſeines Vaters übergiebt. Und billig ſollte
dis meine angelegentlichſte Sorge ſeyn, daß ich die Seele,
welche mir anvertrauet iſt, unter allen Umſtänden und
Veränderungen zu bewahren ſuchen möge. Dieſe Be-
mühung gehört für mein ganzes Leben. Bey dem ge-
ſchäftigſten und arbeitſamſten Leben kann immer noch die
Sorge für meine Seele beſtehen, und nach den Abſichten
Gottes muß ſie auch damit beſtehen. Bey allen Sorgen
und Zerſtreuungen muß dieſe Bemühung doch den Rang
behaupten. Jene Sprache, die man ſo oft höret: ich
habe jetzt ſo wenig Zeit, an meine Seele zu denken: ich
will mich ſchon einmal von der Welt losmachen, ſchickt ſich
in den Mund eines Chriſten gar nicht. Es iſt ein Glück,
wenn ein Menſch in ſeinem Alter, oder auf dem Kranken-
bette, ſich von den Geſchäften der Welt loßmachen, und
eine Zwiſchenzeit zwiſchen dem Geräuſche der Welt und
der Stille des Todes finden kann, die er ganz der Sorge
für ſeine Seele und der Vorbereitung auf die Ewigkeit
widme. Aber wie wenige können an der Wohlfahrt ihrer
Seelen arbeiten, wenn ſie dieſe Beſchäftigung bis auf dieſe
Zeit verſchieben wollen! Wenn unſre Seele wirklich ei-
nen Werth bey uns hat, ſo muß ſie die erſte und vornehm-
ſte ſeyn, nach welchem alle andre Sorgen ſich richten
müſſen.
Erhebe dich denn einmal, meine Seele, aus dem
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/207>, abgerufen am 26.06.2024.
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