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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.

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Letzter Todesgang Jesu.

Ich will mich daher an deinem Todesgange, mein
Heiland, vergnügen. Du trägst bey dem Anfange deines
Ganges dein Kreuz selbst. Welche unsägliche Schmer-
zen muß diese Last deinem blutrünstigen Rücken verursacht
haben! Ach, vielleicht wird, wenn ich aufgefordert wer-
de, den Weg zum Tode anzutreten, auch auf meine
Schultern ein Kreuz gelegt werden. Ich werde, je näher
ich dem Tode komme, eine desto grössere Last zu tragen ha-
ben. Aber es wird kein Kreuz seyn, welches mich zu Bo-
den drückt; keine Last, unter welcher ich verschmachten
muß. Um mir meine letzte Noth zu erleichtern, hast du,
mein Heiland, die ganze Last des Todes empfunden. Dank
sey dir auch für diesen Beweis deiner Liebe gesagt! Einst,
wenn ich dem Tode nahe seyn werde, will ich dich noch
für diesen Todesgang preisen.



Neun und zwanzigste Betrachtung.
Erleichterung Jesu bey seinem Todesgange.
Matth. 27, 32.
Indem sie hinaus giengen, fanden sie einen Menschen von
Kyrene, mit Namen Simon, den zwungen sie, daß er
ihm sein Kreuz trüge.

Jesus hatte nunmehr einen grossen Theil seines Weges
nach Golgatha zurückgelegt. Allein der längste und
beschwerlichste Theil war noch übrig. Die Ermat-
tung seines Körpers nahm so merklich zu, daß er in Ge-
fahr war, unter der Last seines Kreuzes zu erliegen. Sei-
ne Feinde, nicht so wohl aus Mitleiden, als vielmehr aus
Besorgniß, er möchte auf dem Wege sterben, nahmen

ihm
Sturms Leidensgeschichte. J
Letzter Todesgang Jeſu.

Ich will mich daher an deinem Todesgange, mein
Heiland, vergnügen. Du trägſt bey dem Anfange deines
Ganges dein Kreuz ſelbſt. Welche unſägliche Schmer-
zen muß dieſe Laſt deinem blutrünſtigen Rücken verurſacht
haben! Ach, vielleicht wird, wenn ich aufgefordert wer-
de, den Weg zum Tode anzutreten, auch auf meine
Schultern ein Kreuz gelegt werden. Ich werde, je näher
ich dem Tode komme, eine deſto gröſſere Laſt zu tragen ha-
ben. Aber es wird kein Kreuz ſeyn, welches mich zu Bo-
den drückt; keine Laſt, unter welcher ich verſchmachten
muß. Um mir meine letzte Noth zu erleichtern, haſt du,
mein Heiland, die ganze Laſt des Todes empfunden. Dank
ſey dir auch für dieſen Beweis deiner Liebe geſagt! Einſt,
wenn ich dem Tode nahe ſeyn werde, will ich dich noch
für dieſen Todesgang preiſen.



Neun und zwanzigſte Betrachtung.
Erleichterung Jeſu bey ſeinem Todesgange.
Matth. 27, 32.
Indem ſie hinaus giengen, fanden ſie einen Menſchen von
Kyrene, mit Namen Simon, den zwungen ſie, daß er
ihm ſein Kreuz trüge.

Jeſus hatte nunmehr einen groſſen Theil ſeines Weges
nach Golgatha zurückgelegt. Allein der längſte und
beſchwerlichſte Theil war noch übrig. Die Ermat-
tung ſeines Körpers nahm ſo merklich zu, daß er in Ge-
fahr war, unter der Laſt ſeines Kreuzes zu erliegen. Sei-
ne Feinde, nicht ſo wohl aus Mitleiden, als vielmehr aus
Beſorgniß, er möchte auf dem Wege ſterben, nahmen

ihm
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[129/0151] Letzter Todesgang Jeſu. Ich will mich daher an deinem Todesgange, mein Heiland, vergnügen. Du trägſt bey dem Anfange deines Ganges dein Kreuz ſelbſt. Welche unſägliche Schmer- zen muß dieſe Laſt deinem blutrünſtigen Rücken verurſacht haben! Ach, vielleicht wird, wenn ich aufgefordert wer- de, den Weg zum Tode anzutreten, auch auf meine Schultern ein Kreuz gelegt werden. Ich werde, je näher ich dem Tode komme, eine deſto gröſſere Laſt zu tragen ha- ben. Aber es wird kein Kreuz ſeyn, welches mich zu Bo- den drückt; keine Laſt, unter welcher ich verſchmachten muß. Um mir meine letzte Noth zu erleichtern, haſt du, mein Heiland, die ganze Laſt des Todes empfunden. Dank ſey dir auch für dieſen Beweis deiner Liebe geſagt! Einſt, wenn ich dem Tode nahe ſeyn werde, will ich dich noch für dieſen Todesgang preiſen. Neun und zwanzigſte Betrachtung. Erleichterung Jeſu bey ſeinem Todesgange. Matth. 27, 32. Indem ſie hinaus giengen, fanden ſie einen Menſchen von Kyrene, mit Namen Simon, den zwungen ſie, daß er ihm ſein Kreuz trüge. Jeſus hatte nunmehr einen groſſen Theil ſeines Weges nach Golgatha zurückgelegt. Allein der längſte und beſchwerlichſte Theil war noch übrig. Die Ermat- tung ſeines Körpers nahm ſo merklich zu, daß er in Ge- fahr war, unter der Laſt ſeines Kreuzes zu erliegen. Sei- ne Feinde, nicht ſo wohl aus Mitleiden, als vielmehr aus Beſorgniß, er möchte auf dem Wege ſterben, nahmen ihm Sturms Leidensgeſchichte. J

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Zitationshilfe: Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/151>, abgerufen am 28.11.2024.