Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Vorrede. ich vielleicht bey einigen Stellen von dem Lehrtone,der bey Erbauungsschriften statt finden muß, abge- wichen bin, wenn ich bisweilen mit einem gewissen Feuer gesprochen habe, so kann ich dieses der Ma- terie, von welcher ich geredet habe, zuschreiben. Denn derjenige, welcher den hohen Werth der Versöhnung Jesu und die Grösse der Liebe unsers Erlösers empfindet, kann unmöglich mit solcher Käl- te reden, wie ein Weltweiser blos speculativische Wahrheiten abhandelt. Es ist unmöglich, das Rührende, Wichtige und Göttliche der Leidens- geschichte Jesu einzusehen, und nicht zugleich von denjenigen Empfindungen durchdrungen zu werden, die man haben muß, um würdig davon zu reden. Ich schäme mich nicht, es zu bekennen, daß meine Seele durch manche besondre Umstände des Leidens Jesu ausserordentlich gerührt worden ist. Und ich habe bey dieser Gelegenheit bemerkt, wie vieles die Lei-
Vorrede. ich vielleicht bey einigen Stellen von dem Lehrtone,der bey Erbauungsſchriften ſtatt finden muß, abge- wichen bin, wenn ich bisweilen mit einem gewiſſen Feuer geſprochen habe, ſo kann ich dieſes der Ma- terie, von welcher ich geredet habe, zuſchreiben. Denn derjenige, welcher den hohen Werth der Verſöhnung Jeſu und die Gröſſe der Liebe unſers Erlöſers empfindet, kann unmöglich mit ſolcher Käl- te reden, wie ein Weltweiſer blos ſpeculativiſche Wahrheiten abhandelt. Es iſt unmöglich, das Rührende, Wichtige und Göttliche der Leidens- geſchichte Jeſu einzuſehen, und nicht zugleich von denjenigen Empfindungen durchdrungen zu werden, die man haben muß, um würdig davon zu reden. Ich ſchäme mich nicht, es zu bekennen, daß meine Seele durch manche beſondre Umſtände des Leidens Jeſu auſſerordentlich gerührt worden iſt. Und ich habe bey dieſer Gelegenheit bemerkt, wie vieles die Lei-
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Vorrede.
ich vielleicht bey einigen Stellen von dem Lehrtone,
der bey Erbauungsſchriften ſtatt finden muß, abge-
wichen bin, wenn ich bisweilen mit einem gewiſſen
Feuer geſprochen habe, ſo kann ich dieſes der Ma-
terie, von welcher ich geredet habe, zuſchreiben.
Denn derjenige, welcher den hohen Werth der
Verſöhnung Jeſu und die Gröſſe der Liebe unſers
Erlöſers empfindet, kann unmöglich mit ſolcher Käl-
te reden, wie ein Weltweiſer blos ſpeculativiſche
Wahrheiten abhandelt. Es iſt unmöglich, das
Rührende, Wichtige und Göttliche der Leidens-
geſchichte Jeſu einzuſehen, und nicht zugleich von
denjenigen Empfindungen durchdrungen zu werden,
die man haben muß, um würdig davon zu reden.
Ich ſchäme mich nicht, es zu bekennen, daß meine
Seele durch manche beſondre Umſtände des Leidens
Jeſu auſſerordentlich gerührt worden iſt. Und ich
habe bey dieſer Gelegenheit bemerkt, wie vieles die
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