seyn. Es ist nichts an mir als Ohnmacht, Unwürdigkeit und Armuth. Aber nun habe ich etwas, dessen ich mich rühmen kann, nemlich daß ich mit dem Blute des Sohnes Gottes erlöset bin. Dieses Blut komme über mich zur Busse, zur Begnadigung, zur Stärke und zum Trost. Und alsdann vorzüglich, wenn ich vor deinen Richter- stuhl, o Jesu, treten soll, alsdann erquicke und bewahre mich dein Blut zum ewigen Leben.
Fünf und zwanzigste Betrachtung. Geißlung Jesu.
Matth. 27, 26. Da ließ Pilatus Barrabam los, aber Jesum ließ er geisseln.
Wenn Engel fähig wären, Thränen der Wehmuth und des Mitleidens zu vergiessen, so würde es jetzt geschehen seyn, da der Sohn Gottes, der Un- schuldigste unter allen Menschenkindern von den ruchlo- sesten Bösewichtern mißhandelt wurde. Welch ein Schauspiel, über welches sich der Himmel in Trauer ein- hüllte, und nur die Hölle triumphiren konnte! Welch ein Schauspiel! Sünder, tretet her und schauet die Wunden, die Striemen und Eiterbeulen, die den hei- ligsten Leib bedecken! Schauet ihn an, seinen zerfleisch- ten blutigen Leib, der um eurer Missethaten willen zerschla- gen ist: und wenn ihr menschlich genug seyd, so schlaget an eure Brust und weinet! Weinet über euch und eure Sünden! Könnt ihr die Wunden, könnt ihr die Bluts- tropfen zählen, die aus denselben fliessen? Jede Wunde,
jeder
Entſetzliche Verwünſchung der Juden.
ſeyn. Es iſt nichts an mir als Ohnmacht, Unwürdigkeit und Armuth. Aber nun habe ich etwas, deſſen ich mich rühmen kann, nemlich daß ich mit dem Blute des Sohnes Gottes erlöſet bin. Dieſes Blut komme über mich zur Buſſe, zur Begnadigung, zur Stärke und zum Troſt. Und alsdann vorzüglich, wenn ich vor deinen Richter- ſtuhl, o Jeſu, treten ſoll, alsdann erquicke und bewahre mich dein Blut zum ewigen Leben.
Fünf und zwanzigſte Betrachtung. Geißlung Jeſu.
Matth. 27, 26. Da ließ Pilatus Barrabam los, aber Jeſum ließ er geiſſeln.
Wenn Engel fähig wären, Thränen der Wehmuth und des Mitleidens zu vergieſſen, ſo würde es jetzt geſchehen ſeyn, da der Sohn Gottes, der Un- ſchuldigſte unter allen Menſchenkindern von den ruchlo- ſeſten Böſewichtern mißhandelt wurde. Welch ein Schauſpiel, über welches ſich der Himmel in Trauer ein- hüllte, und nur die Hölle triumphiren konnte! Welch ein Schauſpiel! Sünder, tretet her und ſchauet die Wunden, die Striemen und Eiterbeulen, die den hei- ligſten Leib bedecken! Schauet ihn an, ſeinen zerfleiſch- ten blutigen Leib, der um eurer Miſſethaten willen zerſchla- gen iſt: und wenn ihr menſchlich genug ſeyd, ſo ſchlaget an eure Bruſt und weinet! Weinet über euch und eure Sünden! Könnt ihr die Wunden, könnt ihr die Bluts- tropfen zählen, die aus denſelben flieſſen? Jede Wunde,
jeder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0133"n="111"/><fwplace="top"type="header">Entſetzliche Verwünſchung der Juden.</fw><lb/>ſeyn. Es iſt nichts an mir als Ohnmacht, Unwürdigkeit<lb/>
und Armuth. Aber nun habe ich etwas, deſſen ich mich<lb/>
rühmen kann, nemlich daß ich mit dem Blute des Sohnes<lb/>
Gottes erlöſet bin. Dieſes Blut komme über mich zur<lb/>
Buſſe, zur Begnadigung, zur Stärke und zum Troſt.<lb/>
Und alsdann vorzüglich, wenn ich vor deinen Richter-<lb/>ſtuhl, o Jeſu, treten ſoll, alsdann erquicke und bewahre<lb/>
mich dein Blut zum ewigen Leben.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Fünf und zwanzigſte Betrachtung.<lb/>
Geißlung Jeſu.</hi></head><lb/><cit><quote><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Matth.</hi> 27, 26.</hi><lb/>
Da ließ Pilatus Barrabam los, aber Jeſum ließ er<lb/>
geiſſeln.</quote></cit><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>enn Engel fähig wären, Thränen der Wehmuth<lb/>
und des Mitleidens zu vergieſſen, ſo würde es jetzt<lb/>
geſchehen ſeyn, da der Sohn Gottes, der Un-<lb/>ſchuldigſte unter allen Menſchenkindern von den ruchlo-<lb/>ſeſten Böſewichtern mißhandelt wurde. Welch ein<lb/>
Schauſpiel, über welches ſich der Himmel in Trauer ein-<lb/>
hüllte, und nur die Hölle triumphiren konnte! Welch<lb/>
ein Schauſpiel! Sünder, tretet her und ſchauet die<lb/>
Wunden, die Striemen und Eiterbeulen, die den hei-<lb/>
ligſten Leib bedecken! Schauet ihn an, ſeinen zerfleiſch-<lb/>
ten blutigen Leib, der um eurer Miſſethaten willen zerſchla-<lb/>
gen iſt: und wenn ihr menſchlich genug ſeyd, ſo ſchlaget<lb/>
an eure Bruſt und weinet! Weinet über euch und eure<lb/>
Sünden! Könnt ihr die Wunden, könnt ihr die Bluts-<lb/>
tropfen zählen, die aus denſelben flieſſen? Jede Wunde,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">jeder</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[111/0133]
Entſetzliche Verwünſchung der Juden.
ſeyn. Es iſt nichts an mir als Ohnmacht, Unwürdigkeit
und Armuth. Aber nun habe ich etwas, deſſen ich mich
rühmen kann, nemlich daß ich mit dem Blute des Sohnes
Gottes erlöſet bin. Dieſes Blut komme über mich zur
Buſſe, zur Begnadigung, zur Stärke und zum Troſt.
Und alsdann vorzüglich, wenn ich vor deinen Richter-
ſtuhl, o Jeſu, treten ſoll, alsdann erquicke und bewahre
mich dein Blut zum ewigen Leben.
Fünf und zwanzigſte Betrachtung.
Geißlung Jeſu.
Matth. 27, 26.
Da ließ Pilatus Barrabam los, aber Jeſum ließ er
geiſſeln.
Wenn Engel fähig wären, Thränen der Wehmuth
und des Mitleidens zu vergieſſen, ſo würde es jetzt
geſchehen ſeyn, da der Sohn Gottes, der Un-
ſchuldigſte unter allen Menſchenkindern von den ruchlo-
ſeſten Böſewichtern mißhandelt wurde. Welch ein
Schauſpiel, über welches ſich der Himmel in Trauer ein-
hüllte, und nur die Hölle triumphiren konnte! Welch
ein Schauſpiel! Sünder, tretet her und ſchauet die
Wunden, die Striemen und Eiterbeulen, die den hei-
ligſten Leib bedecken! Schauet ihn an, ſeinen zerfleiſch-
ten blutigen Leib, der um eurer Miſſethaten willen zerſchla-
gen iſt: und wenn ihr menſchlich genug ſeyd, ſo ſchlaget
an eure Bruſt und weinet! Weinet über euch und eure
Sünden! Könnt ihr die Wunden, könnt ihr die Bluts-
tropfen zählen, die aus denſelben flieſſen? Jede Wunde,
jeder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/133>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.