Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Vorrede. der löblichen Absicht, rührend und erbaulich zu re-den, oft die Hauptabsicht der Erzählung aus den Augen setzt, und solche Folgerungen macht, welche zwar bisweilen dem Herzen, aber nicht jederzeit dem Verstande Genüge thun. Ich habe daher, so viel mir möglich war, diesen Abweg zu vermeiden, und mit der Rührung des Herzens, auch die Ueber- zeugung des Verstandes zu verbinden gesucht. Im Ganzen glaube ich diesem Grundsatze gemäß gehan- delt zu haben: allein ob ich in einzelnen Stü- cken, und besonders im Ausdrucke, jederzeit faß- lich und dennoch rührend genug geschrieben habe, dieses überlasse ich dem Urtheil unpartheyischer und gutgesinnter Leser. So viel weiß ich, daß es bey Verfertigung dieser Andachten mein beständiges Augenmerk war, so zu denken und mich so auszu- drücken, wie es der Denkungsart selbst gemeiner Christen angemessen zu seyn schien. Und wenn ich a 3
Vorrede. der löblichen Abſicht, rührend und erbaulich zu re-den, oft die Hauptabſicht der Erzählung aus den Augen ſetzt, und ſolche Folgerungen macht, welche zwar bisweilen dem Herzen, aber nicht jederzeit dem Verſtande Genüge thun. Ich habe daher, ſo viel mir möglich war, dieſen Abweg zu vermeiden, und mit der Rührung des Herzens, auch die Ueber- zeugung des Verſtandes zu verbinden geſucht. Im Ganzen glaube ich dieſem Grundſatze gemäß gehan- delt zu haben: allein ob ich in einzelnen Stü- cken, und beſonders im Ausdrucke, jederzeit faß- lich und dennoch rührend genug geſchrieben habe, dieſes überlaſſe ich dem Urtheil unpartheyiſcher und gutgeſinnter Leſer. So viel weiß ich, daß es bey Verfertigung dieſer Andachten mein beſtändiges Augenmerk war, ſo zu denken und mich ſo auszu- drücken, wie es der Denkungsart ſelbſt gemeiner Chriſten angemeſſen zu ſeyn ſchien. Und wenn ich a 3
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Vorrede.
der löblichen Abſicht, rührend und erbaulich zu re-
den, oft die Hauptabſicht der Erzählung aus den
Augen ſetzt, und ſolche Folgerungen macht, welche
zwar bisweilen dem Herzen, aber nicht jederzeit
dem Verſtande Genüge thun. Ich habe daher, ſo
viel mir möglich war, dieſen Abweg zu vermeiden,
und mit der Rührung des Herzens, auch die Ueber-
zeugung des Verſtandes zu verbinden geſucht. Im
Ganzen glaube ich dieſem Grundſatze gemäß gehan-
delt zu haben: allein ob ich in einzelnen Stü-
cken, und beſonders im Ausdrucke, jederzeit faß-
lich und dennoch rührend genug geſchrieben habe,
dieſes überlaſſe ich dem Urtheil unpartheyiſcher und
gutgeſinnter Leſer. So viel weiß ich, daß es bey
Verfertigung dieſer Andachten mein beſtändiges
Augenmerk war, ſo zu denken und mich ſo auszu-
drücken, wie es der Denkungsart ſelbſt gemeiner
Chriſten angemeſſen zu ſeyn ſchien. Und wenn
ich
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