Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Zwanzigste Betrachtung. Unseliges Ende des Verräthers Jesu. Matth. 27, 3. u. f. Hier steht nun der unglückliche, betrogene Judas am In solche erschreckliche Noth stürzet die Sünde. ler
Zwanzigſte Betrachtung. Unſeliges Ende des Verräthers Jeſu. Matth. 27, 3. u. f. Hier ſteht nun der unglückliche, betrogene Judas am In ſolche erſchreckliche Noth ſtürzet die Sünde. ler
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Zwanzigſte Betrachtung.
Unſeliges Ende des Verräthers Jeſu.
Matth. 27, 3. u. f.
Da Judas ſahe, daß Jeſus verdammet ward zum Tode, ge-
reuete es ihn, und brachte herwieder die dreyßig Silberlinge
den Hohenprieſtern und den Aelteſten, und ſprach: ich habe
übel gethan, daß ich unſchuldig Blut verrathen habe. Sie
ſprachen: Was gehet uns das an? Da ſiehe du zu. Und
er warf die Silberlinge in den Tempel, hub ſich davon, gieng
hin und erhenkte ſich ſelbſt.
Hier ſteht nun der unglückliche, betrogene Judas am
Rande des Abgrundes, dem er im Taumel ſeiner
Lüſte, ohne daß er es ſelbſt bemerkte, nahe gekom-
men war. Er ſteht da, ringt die Hände, ſieht die uner-
gründliche Tiefe deſſelben, geht einige Schritte zurück, nä-
hert ſich aufs neue demſelben und ſtürzt ſich voll Verzwei-
flung hinein. Voll Verzweiflung! — Ach, wer kann,
wer kann dieſes fürchterliche Wort verſtehen, wer kann
alle Schrecken, die darinn liegen, beſchreiben, ohne ſelbſt
die Martern der Verzweiflung empfunden zu haben? Und
wer kann dieſe Martern empfinden, ohne, wie dieſer ver-
blendete Sünder, unter dem Gefühl derſelben zu Grunde
zu gehen?
In ſolche erſchreckliche Noth ſtürzet die Sünde.
Dieſes iſt die erſte Lehre, welche mir das Exempel dieſes
Verzweifelnden giebt. Als Judas mit dem erſten Gedan-
ken ſeiner unmenſchlichen That beſchäftiget war, ſo ver-
hinderte ihn ſein verblendetes Herz, die ſchreckbaren Fol-
gen ſeiner Sünde einzuſehen. Er ſahe nicht weiter, als
auf den elenden Genuß, welchen ihm der Beſitz einiger Tha-
ler
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