ren und stärksten Trostgründe ertheilen könnte. Alle diese Absichten konnten am leichtesten durch den Kreuzestod er- halten werden.
In tiefster Demuth bethe ich, o Allweiser, deinen Rath an. Jeder Umstand in dem Leiden meines Jesu überzeugt mich auf das gewisseste, daß deine Weisheit über alle Rathschläge der Gottlosen gesieget, und das grosse Werk hinausgeführt hat, durch welches die Welt versöh- net werden sollte. Wie theuer mußte in deinen Augen unsre Seele seyn, da du, um sie zu retten, so viel gethan, und ein so herrlich Gedächtniß deiner Weisheit und Güte gestiftet hast. Aber wie frevelhaft handelt die Welt ge- gen deine weise Güte! Sie ärgert sich an deinen Rath- schlüssen: ihr ist das Kreuz Jesu eine Thorheit. Mag sie doch so undankbar handeln! Mir bleibt dein Rath- schluß die anbetungswürdigste Weisheit, mir ist das Kreuz Jesu der würdigste Gegenstand meines Bekenntnisses, mei- nes Ruhms und meines Glaubens Mag doch die Welt wider dich und deinen Gesalbten rathschlagen! Sie wird doch ohne ihr Wissen, ja gegen ihre Absicht, deinen Rath, o Gott, vollführen müssen.
Wie beruhigend ist diese Betrachtung auch in An- sehung der Veränderungen und Begebenheiten meines Lebens. Nichts kann mir in der Welt begegnen, als was der Allwissende von Ewigkeit vorhergesehen hat. Wenn ich durch den Glauben und durch die Gottseligkeit mit meinem Jesum vereiniget bin, so wird alles, auch selbst der verruchteste Anschlag, den man gegen mich gefaßt hat, mir zum Besten dienen müssen. Und sollten sich etwa un- überwindliche Schwierigkeiten Gottes Absichten entgegen setzen, so wird er doch mächtig genug seyn, seinen Rath hinauszuführen. Die Verläumdung, durch welche mich meine Feinde zu stürzen suchen, wird mich erhöhen. Der
Spott,
Achtzehnte Betr. Ueberantwortung Jeſu ꝛc.
ren und ſtärkſten Troſtgründe ertheilen könnte. Alle dieſe Abſichten konnten am leichteſten durch den Kreuzestod er- halten werden.
In tiefſter Demuth bethe ich, o Allweiſer, deinen Rath an. Jeder Umſtand in dem Leiden meines Jeſu überzeugt mich auf das gewiſſeſte, daß deine Weisheit über alle Rathſchläge der Gottloſen geſieget, und das groſſe Werk hinausgeführt hat, durch welches die Welt verſöh- net werden ſollte. Wie theuer mußte in deinen Augen unſre Seele ſeyn, da du, um ſie zu retten, ſo viel gethan, und ein ſo herrlich Gedächtniß deiner Weisheit und Güte geſtiftet haſt. Aber wie frevelhaft handelt die Welt ge- gen deine weiſe Güte! Sie ärgert ſich an deinen Rath- ſchlüſſen: ihr iſt das Kreuz Jeſu eine Thorheit. Mag ſie doch ſo undankbar handeln! Mir bleibt dein Rath- ſchluß die anbetungswürdigſte Weisheit, mir iſt das Kreuz Jeſu der würdigſte Gegenſtand meines Bekenntniſſes, mei- nes Ruhms und meines Glaubens Mag doch die Welt wider dich und deinen Geſalbten rathſchlagen! Sie wird doch ohne ihr Wiſſen, ja gegen ihre Abſicht, deinen Rath, o Gott, vollführen müſſen.
Wie beruhigend iſt dieſe Betrachtung auch in An- ſehung der Veränderungen und Begebenheiten meines Lebens. Nichts kann mir in der Welt begegnen, als was der Allwiſſende von Ewigkeit vorhergeſehen hat. Wenn ich durch den Glauben und durch die Gottſeligkeit mit meinem Jeſum vereiniget bin, ſo wird alles, auch ſelbſt der verruchteſte Anſchlag, den man gegen mich gefaßt hat, mir zum Beſten dienen müſſen. Und ſollten ſich etwa un- überwindliche Schwierigkeiten Gottes Abſichten entgegen ſetzen, ſo wird er doch mächtig genug ſeyn, ſeinen Rath hinauszuführen. Die Verläumdung, durch welche mich meine Feinde zu ſtürzen ſuchen, wird mich erhöhen. Der
Spott,
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Achtzehnte Betr. Ueberantwortung Jeſu ꝛc.
ren und ſtärkſten Troſtgründe ertheilen könnte. Alle dieſe
Abſichten konnten am leichteſten durch den Kreuzestod er-
halten werden.
In tiefſter Demuth bethe ich, o Allweiſer, deinen
Rath an. Jeder Umſtand in dem Leiden meines Jeſu
überzeugt mich auf das gewiſſeſte, daß deine Weisheit
über alle Rathſchläge der Gottloſen geſieget, und das groſſe
Werk hinausgeführt hat, durch welches die Welt verſöh-
net werden ſollte. Wie theuer mußte in deinen Augen
unſre Seele ſeyn, da du, um ſie zu retten, ſo viel gethan,
und ein ſo herrlich Gedächtniß deiner Weisheit und Güte
geſtiftet haſt. Aber wie frevelhaft handelt die Welt ge-
gen deine weiſe Güte! Sie ärgert ſich an deinen Rath-
ſchlüſſen: ihr iſt das Kreuz Jeſu eine Thorheit. Mag
ſie doch ſo undankbar handeln! Mir bleibt dein Rath-
ſchluß die anbetungswürdigſte Weisheit, mir iſt das Kreuz
Jeſu der würdigſte Gegenſtand meines Bekenntniſſes, mei-
nes Ruhms und meines Glaubens Mag doch die
Welt wider dich und deinen Geſalbten rathſchlagen! Sie
wird doch ohne ihr Wiſſen, ja gegen ihre Abſicht, deinen
Rath, o Gott, vollführen müſſen.
Wie beruhigend iſt dieſe Betrachtung auch in An-
ſehung der Veränderungen und Begebenheiten meines
Lebens. Nichts kann mir in der Welt begegnen, als
was der Allwiſſende von Ewigkeit vorhergeſehen hat. Wenn
ich durch den Glauben und durch die Gottſeligkeit mit
meinem Jeſum vereiniget bin, ſo wird alles, auch ſelbſt
der verruchteſte Anſchlag, den man gegen mich gefaßt hat,
mir zum Beſten dienen müſſen. Und ſollten ſich etwa un-
überwindliche Schwierigkeiten Gottes Abſichten entgegen
ſetzen, ſo wird er doch mächtig genug ſeyn, ſeinen Rath
hinauszuführen. Die Verläumdung, durch welche mich
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Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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