3 f.), und als das omologoumenos mega tes eisebeias muserion wurden die Wahrheiten hingestellt: theos ephaterothe en sarki, edikaiothe en pneumati, ophthe aggelois, ekerukhthe en ethnesin, episeuthe en kosmo, anelephthe en doxe (1. Tim. 3, 16.).
Anschliessend an die Taufformel (Matth. 28, 19.), wel- che durch die Zusammenstellung von Vater, Sohn und Geist gleichsam ein Fachwerk darbot, um den neuen Glauben in dasselbe einzuordnen, bildete sich in der Kirche der er- sten Jahrhunderte die sogenannte regula fidei aus, welche in verschiedenen Formen, bald summarischer, bald ausführ- licher, populärer oder subtiler, sich bei den verschiedenen Vätern findet 1), und nach ihrer populären Form endlich im sogenannten apostolischen Symbol zur Ruhe kam, wel- ches, in der Gestalt, in welcher es auch von der evange- lischen Kirche aufgenommen worden ist, im zweiten, aus- führlichsten, Artikel vom Sohn folgende Glaubensmomente hervorhebt: et (credo) in Jesum Christum, filium ejus (Dei patris) unicum, Dominum nostrum; qui concep- tus est de spiritu sancto, natus ex Maria virgine; pas- sus sub Pontio Pilato, crucifixus, mortuus et sepultus, descendit ad inferna; tertia die resurrexit a mortuis, ascendit ad coelos, sedet ad dextram Dei patris omni- potentis; inde venturus est, judicare vivos et mortuos.
Neben dieser volksmässigen Form des Glaubensbekennt- nisses in Bezug auf Christum gieng aber zugleich die Aus- bildung einer schärferen theologischen Fassung desselben her, veranlasst durch die Differenzen und Streitigkeiten, welche sich frühzeitig über einzelne Punkte desselben her- vorthaten. Das Grundthema des christlichen Glaubens, das: o logos sarx egeneto, oder: theos ephanerothe en sarki, war von allen Seiten gefährdet, indem bald die Gottheit, bald
1) Iren. adv. haer. 1, 10. Tertull. de praescr. haer. 13, adv. Prax. 2, de veland. virg. 1. Orig. de principp. procem. 4.
Schluſsabhandlung. §. 141.
3 f.), und als das ὁμολογουμένως μέγα τῆς εἰσεβείας μυςήριον wurden die Wahrheiten hingestellt: ϑεὸς ἐφατερώϑη ἐν σαρκὶ, ἐδικαιώϑη ἐν πνεύματι, ὤφϑη ἀγγέλοις, ἐκηρύχϑη ἐν ἐϑνεσιν, ἐπιςεύϑη ἐν κόσμῳ, ἀνελήφϑη ἐν δόξῃ (1. Tim. 3, 16.).
Anschlieſsend an die Taufformel (Matth. 28, 19.), wel- che durch die Zusammenstellung von Vater, Sohn und Geist gleichsam ein Fachwerk darbot, um den neuen Glauben in dasselbe einzuordnen, bildete sich in der Kirche der er- sten Jahrhunderte die sogenannte regula fidei aus, welche in verschiedenen Formen, bald summarischer, bald ausführ- licher, populärer oder subtiler, sich bei den verschiedenen Vätern findet 1), und nach ihrer populären Form endlich im sogenannten apostolischen Symbol zur Ruhe kam, wel- ches, in der Gestalt, in welcher es auch von der evange- lischen Kirche aufgenommen worden ist, im zweiten, aus- führlichsten, Artikel vom Sohn folgende Glaubensmomente hervorhebt: et (credo) in Jesum Christum, filium ejus (Dei patris) unicum, Dominum nostrum; qui concep- tus est de spiritu sancto, natus ex Maria virgine; pas- sus sub Pontio Pilato, crucifixus, mortuus et sepultus, descendit ad inferna; tertia die resurrexit a mortuis, ascendit ad coelos, sedet ad dextram Dei patris omni- potentis; inde venturus est, judicare vivos et mortuos.
Neben dieser volksmäſsigen Form des Glaubensbekennt- nisses in Bezug auf Christum gieng aber zugleich die Aus- bildung einer schärferen theologischen Fassung desselben her, veranlaſst durch die Differenzen und Streitigkeiten, welche sich frühzeitig über einzelne Punkte desselben her- vorthaten. Das Grundthema des christlichen Glaubens, das: ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο, oder: ϑεὸς ἐφανερώϑη ἐν σαρκὶ, war von allen Seiten gefährdet, indem bald die Gottheit, bald
1) Iren. adv. haer. 1, 10. Tertull. de praescr. haer. 13, adv. Prax. 2, de veland. virg. 1. Orig. de principp. procem. 4.
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Schluſsabhandlung. §. 141.
3 f.), und als das ὁμολογουμένως μέγα τῆς εἰσεβείας μυςήριον
wurden die Wahrheiten hingestellt: ϑεὸς ἐφατερώϑη ἐν
σαρκὶ, ἐδικαιώϑη ἐν πνεύματι, ὤφϑη ἀγγέλοις, ἐκηρύχϑη ἐν
ἐϑνεσιν, ἐπιςεύϑη ἐν κόσμῳ, ἀνελήφϑη ἐν δόξῃ (1. Tim.
3, 16.).
Anschlieſsend an die Taufformel (Matth. 28, 19.), wel-
che durch die Zusammenstellung von Vater, Sohn und Geist
gleichsam ein Fachwerk darbot, um den neuen Glauben in
dasselbe einzuordnen, bildete sich in der Kirche der er-
sten Jahrhunderte die sogenannte regula fidei aus, welche
in verschiedenen Formen, bald summarischer, bald ausführ-
licher, populärer oder subtiler, sich bei den verschiedenen
Vätern findet 1), und nach ihrer populären Form endlich
im sogenannten apostolischen Symbol zur Ruhe kam, wel-
ches, in der Gestalt, in welcher es auch von der evange-
lischen Kirche aufgenommen worden ist, im zweiten, aus-
führlichsten, Artikel vom Sohn folgende Glaubensmomente
hervorhebt: et (credo) in Jesum Christum, filium ejus
(Dei patris) unicum, Dominum nostrum; qui concep-
tus est de spiritu sancto, natus ex Maria virgine; pas-
sus sub Pontio Pilato, crucifixus, mortuus et sepultus,
descendit ad inferna; tertia die resurrexit a mortuis,
ascendit ad coelos, sedet ad dextram Dei patris omni-
potentis; inde venturus est, judicare vivos et mortuos.
Neben dieser volksmäſsigen Form des Glaubensbekennt-
nisses in Bezug auf Christum gieng aber zugleich die Aus-
bildung einer schärferen theologischen Fassung desselben
her, veranlaſst durch die Differenzen und Streitigkeiten,
welche sich frühzeitig über einzelne Punkte desselben her-
vorthaten. Das Grundthema des christlichen Glaubens, das:
ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο, oder: ϑεὸς ἐφανερώϑη ἐν σαρκὶ, war
von allen Seiten gefährdet, indem bald die Gottheit, bald
1) Iren. adv. haer. 1, 10. Tertull. de praescr. haer. 13, adv.
Prax. 2, de veland. virg. 1. Orig. de principp. procem. 4.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/712>, abgerufen am 22.11.2024.
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