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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Viertes Kapitel. §. 134.

Wie fügen wir nun diese verschiedenen Erscheinun-
gen in einander ein? Den Anspruch darauf, die erste zu
sein, macht bei Johannes, und ausdrücklicher noch bei
Markus, die der Maria Magdalena zu Theil gewordene. --
Die zweite müsste das Zusammentreffen Jesu mit den vom
Grab zurückkehrenden Weibern, bei Matthäus, gewesen
sein; da aber unter diesen Magdalena gleichfalls war, und
keine Spur vorhanden ist, dass sie schon vorher den Auf-
erstandenen hätte gesehen gehabt: so können, wie bereits
bemerkt, diese beiden Erscheinungen nicht auseinanderge-
halten werden, sondern wir haben über Eine und dieselbe
eine schwankende Relation. Dass Paulus, welcher in der
angeführten Stelle spricht, als wollte er alle Erscheinun-
gen des wiederbelebten Christus aufzählen, von denen er
wusste, die bezeichnete übergeht, kann man daraus erklä-
ren, dass er Weiber nicht als Zeugen aufführen wollte.
Da die Ordnung, in welcher er seine Christophanien wie-
dergiebt, der Reihe von eita und epeita und dem Schluss
mit eskhaton nach zu urtheilen, die Zeitfolge zu sein
scheint 13): so wäre nach ihm die Erscheinung vor Ke-
phas die erste einem Manne zu Theil gewordene gewesen.
Diess würde sich mit der Darstellung des Lukas gut ver-
tragen, bei welchem den Emmauntischen Wanderern bei ih-
rem Eintritt die Jünger zu Jerusalem mit der Nachricht
entgegenkommen, dass Jesus wirklich auferstanden und
dem Simon erschienen sei, was möglicherweise noch vor
dem Zusammentreffen mit jenen beiden der Fall gewesen
sein könnte. -- Als die nächste Erscheinung müsste aber
hierauf nach Lukas die zulezt genannte gezählt werden,
welche Paulus nicht erwähnen würde, etwa weil er nur
die Aposteln zu Theil gewordenen, und von den übrigen
bloss solche, welche vor grösseren Massen erfolgt waren,
aufzuführen gedachte, oder wahrscheinlicher, weil er von

13) s. Billroth's Commentar z. d. St.
Viertes Kapitel. §. 134.

Wie fügen wir nun diese verschiedenen Erscheinun-
gen in einander ein? Den Anspruch darauf, die erste zu
sein, macht bei Johannes, und ausdrücklicher noch bei
Markus, die der Maria Magdalena zu Theil gewordene. —
Die zweite müsste das Zusammentreffen Jesu mit den vom
Grab zurückkehrenden Weibern, bei Matthäus, gewesen
sein; da aber unter diesen Magdalena gleichfalls war, und
keine Spur vorhanden ist, daſs sie schon vorher den Auf-
erstandenen hätte gesehen gehabt: so können, wie bereits
bemerkt, diese beiden Erscheinungen nicht auseinanderge-
halten werden, sondern wir haben über Eine und dieselbe
eine schwankende Relation. Daſs Paulus, welcher in der
angeführten Stelle spricht, als wollte er alle Erscheinun-
gen des wiederbelebten Christus aufzählen, von denen er
wuſste, die bezeichnete übergeht, kann man daraus erklä-
ren, daſs er Weiber nicht als Zeugen aufführen wollte.
Da die Ordnung, in welcher er seine Christophanien wie-
dergiebt, der Reihe von εἶτα und ἔπειτα und dem Schluſs
mit ἔσχατον nach zu urtheilen, die Zeitfolge zu sein
scheint 13): so wäre nach ihm die Erscheinung vor Ke-
phas die erste einem Manne zu Theil gewordene gewesen.
Dieſs würde sich mit der Darstellung des Lukas gut ver-
tragen, bei welchem den Emmauntischen Wanderern bei ih-
rem Eintritt die Jünger zu Jerusalem mit der Nachricht
entgegenkommen, daſs Jesus wirklich auferstanden und
dem Simon erschienen sei, was möglicherweise noch vor
dem Zusammentreffen mit jenen beiden der Fall gewesen
sein könnte. — Als die nächste Erscheinung müſste aber
hierauf nach Lukas die zulezt genannte gezählt werden,
welche Paulus nicht erwähnen würde, etwa weil er nur
die Aposteln zu Theil gewordenen, und von den übrigen
bloſs solche, welche vor gröſseren Massen erfolgt waren,
aufzuführen gedachte, oder wahrscheinlicher, weil er von

13) s. Billroth's Commentar z. d. St.
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[621/0640] Viertes Kapitel. §. 134. Wie fügen wir nun diese verschiedenen Erscheinun- gen in einander ein? Den Anspruch darauf, die erste zu sein, macht bei Johannes, und ausdrücklicher noch bei Markus, die der Maria Magdalena zu Theil gewordene. — Die zweite müsste das Zusammentreffen Jesu mit den vom Grab zurückkehrenden Weibern, bei Matthäus, gewesen sein; da aber unter diesen Magdalena gleichfalls war, und keine Spur vorhanden ist, daſs sie schon vorher den Auf- erstandenen hätte gesehen gehabt: so können, wie bereits bemerkt, diese beiden Erscheinungen nicht auseinanderge- halten werden, sondern wir haben über Eine und dieselbe eine schwankende Relation. Daſs Paulus, welcher in der angeführten Stelle spricht, als wollte er alle Erscheinun- gen des wiederbelebten Christus aufzählen, von denen er wuſste, die bezeichnete übergeht, kann man daraus erklä- ren, daſs er Weiber nicht als Zeugen aufführen wollte. Da die Ordnung, in welcher er seine Christophanien wie- dergiebt, der Reihe von εἶτα und ἔπειτα und dem Schluſs mit ἔσχατον nach zu urtheilen, die Zeitfolge zu sein scheint 13): so wäre nach ihm die Erscheinung vor Ke- phas die erste einem Manne zu Theil gewordene gewesen. Dieſs würde sich mit der Darstellung des Lukas gut ver- tragen, bei welchem den Emmauntischen Wanderern bei ih- rem Eintritt die Jünger zu Jerusalem mit der Nachricht entgegenkommen, daſs Jesus wirklich auferstanden und dem Simon erschienen sei, was möglicherweise noch vor dem Zusammentreffen mit jenen beiden der Fall gewesen sein könnte. — Als die nächste Erscheinung müſste aber hierauf nach Lukas die zulezt genannte gezählt werden, welche Paulus nicht erwähnen würde, etwa weil er nur die Aposteln zu Theil gewordenen, und von den übrigen bloſs solche, welche vor gröſseren Massen erfolgt waren, aufzuführen gedachte, oder wahrscheinlicher, weil er von 13) s. Billroth's Commentar z. d. St.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/640>, abgerufen am 22.11.2024.