zu geschehen brauchte, so gab diess zur Anwendung des o;soun ou suntripsete ap autou aus dem Pascharitual, 2 Mos. 12, 42. LXX., um so mehr Veranlassung, als, wie schon früher bemerkt, der getödtete Jesus mit dem Paschalamm verglichen zu werden pflegte.
§. 131. Begräbniss Jesu.
Während der Leichnam Jesu nach römischer Sitte am Kreuz hätte hängen bleiben müssen, bis Witterung, Vögel und Verwesung ihn verzehrten 1); nach jüdischer aber vor Abend abgenommen auf dem unehrlichen Begräbniss- plaz der Hingerichteten verscharrt worden wäre 2) erbat sich den evangelischen Nachrichten zufolge ein angesehe- ner Anhänger des Getödteten vom Procurator seinen Leich- nam, der ihm nach römischem Gesez 3) nicht verweigert, sondern alsbald verabfolgt wurde (Matth. 27, 57. parell.). Dieser Mann, welchen alle Evangelien Joseph nennen und von Arimathäa stammen lassen, war nach Matthäus ein reicher Mann und Schüler Jesu, doch diess, wie Johannes hinzufügt, bloss heimlich, gewesen; die beiden mittleren Evangelisten bezeichnen ihn als ein ehrenwerthes Mitglied des hohen Raths, als welches er übrigens, wie Lukas be- merkt, zu der Verurtheilung Jesu seine Stimme nicht ge- geben hatte, und lassen ihn messianischen Erwartungen zugethan sein. Dass wir hier eine allmählig in's Bestimm- tere ausgearbeitete Personalbezeichnung haben, fällt in die Augen. Im ersten Evangelium ist Joseph ein Schüler Jesu -- und das muss wohl derjenige gewesen sein, der sich unter so ungünstigen Umständen nicht scheute, seines Leichnams sich anzunehmen; dass er nach demselben Evan-
1) Vgl. Winer, 1, S. 802.
2) Sanbedrin, bei Lightfoot, p. 499.
3) Ulpian. 48, 24, 1 ff.
Dritter Abschnitt.
zu geschehen brauchte, so gab dieſs zur Anwendung des ὀ;ςοῦν οὺ συντρίψετε ἀπ̕ αὐτοῦ aus dem Pascharitual, 2 Mos. 12, 42. LXX., um so mehr Veranlassung, als, wie schon früher bemerkt, der getödtete Jesus mit dem Paschalamm verglichen zu werden pflegte.
§. 131. Begräbniss Jesu.
Während der Leichnam Jesu nach römischer Sitte am Kreuz hätte hängen bleiben müssen, bis Witterung, Vögel und Verwesung ihn verzehrten 1); nach jüdischer aber vor Abend abgenommen auf dem unehrlichen Begräbniſs- plaz der Hingerichteten verscharrt worden wäre 2) erbat sich den evangelischen Nachrichten zufolge ein angesehe- ner Anhänger des Getödteten vom Procurator seinen Leich- nam, der ihm nach römischem Gesez 3) nicht verweigert, sondern alsbald verabfolgt wurde (Matth. 27, 57. parell.). Dieser Mann, welchen alle Evangelien Joseph nennen und von Arimathäa stammen lassen, war nach Matthäus ein reicher Mann und Schüler Jesu, doch dieſs, wie Johannes hinzufügt, bloſs heimlich, gewesen; die beiden mittleren Evangelisten bezeichnen ihn als ein ehrenwerthes Mitglied des hohen Raths, als welches er übrigens, wie Lukas be- merkt, zu der Verurtheilung Jesu seine Stimme nicht ge- geben hatte, und lassen ihn messianischen Erwartungen zugethan sein. Daſs wir hier eine allmählig in's Bestimm- tere ausgearbeitete Personalbezeichnung haben, fällt in die Augen. Im ersten Evangelium ist Joseph ein Schüler Jesu — und das muſs wohl derjenige gewesen sein, der sich unter so ungünstigen Umständen nicht scheute, seines Leichnams sich anzunehmen; daſs er nach demselben Evan-
1) Vgl. Winer, 1, S. 802.
2) Sanbedrin, bei Lightfoot, p. 499.
3) Ulpian. 48, 24, 1 ff.
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Dritter Abschnitt.
zu geschehen brauchte, so gab dieſs zur Anwendung des
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12, 42. LXX., um so mehr Veranlassung, als, wie schon
früher bemerkt, der getödtete Jesus mit dem Paschalamm
verglichen zu werden pflegte.
§. 131.
Begräbniss Jesu.
Während der Leichnam Jesu nach römischer Sitte am
Kreuz hätte hängen bleiben müssen, bis Witterung, Vögel
und Verwesung ihn verzehrten 1); nach jüdischer aber
vor Abend abgenommen auf dem unehrlichen Begräbniſs-
plaz der Hingerichteten verscharrt worden wäre 2) erbat
sich den evangelischen Nachrichten zufolge ein angesehe-
ner Anhänger des Getödteten vom Procurator seinen Leich-
nam, der ihm nach römischem Gesez 3) nicht verweigert,
sondern alsbald verabfolgt wurde (Matth. 27, 57. parell.).
Dieser Mann, welchen alle Evangelien Joseph nennen und
von Arimathäa stammen lassen, war nach Matthäus ein
reicher Mann und Schüler Jesu, doch dieſs, wie Johannes
hinzufügt, bloſs heimlich, gewesen; die beiden mittleren
Evangelisten bezeichnen ihn als ein ehrenwerthes Mitglied
des hohen Raths, als welches er übrigens, wie Lukas be-
merkt, zu der Verurtheilung Jesu seine Stimme nicht ge-
geben hatte, und lassen ihn messianischen Erwartungen
zugethan sein. Daſs wir hier eine allmählig in's Bestimm-
tere ausgearbeitete Personalbezeichnung haben, fällt in
die Augen. Im ersten Evangelium ist Joseph ein Schüler
Jesu — und das muſs wohl derjenige gewesen sein, der
sich unter so ungünstigen Umständen nicht scheute, seines
Leichnams sich anzunehmen; daſs er nach demselben Evan-
1) Vgl. Winer, 1, S. 802.
2) Sanbedrin, bei Lightfoot, p. 499.
3) Ulpian. 48, 24, 1 ff.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/593>, abgerufen am 19.11.2024.
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