geben war, auf ihn bezog; ebenso, wie angemessen es auch dem Charakter Jesu ist, diese Misshandlungen geduldig er- tragen, und unbefugte Fragen mit edlem Schweigen zurück- gewiesen zu haben: so hätten doch schwerlich die Evan- gelisten diess so oft und angelegentlich hervorgehoben 10), wenn es ihnen nicht darum zu thun gewesen wäre, da- durch A. T.liche Orakel als erfüllt zu zeigen.
§. 125. Die Verleugnung des Petrus.
Bei der Abführung Jesu aus dem Garten lassen die zwei ersten Evangelisten im Augenblick zwar alle Jünger die Flucht ergreifen, doch folgt auch bei ihnen, wie bei den übrigen, Petrus von ferne, und weiss sich mit dem Zuge Eingang in den Hof des hohenpriesterlichen Palasts zu verschaffen. Während den Synoptikern zufolge Petrus allein es ist, der diese Probe von Muth und Anhänglichkeit an Jesum, die ihm aber bald genug zur tiefsten Demüthi- gung ausschlagen sollte, ablegt: gesellt ihm das vierte Evan- gelium den Johannes bei, und zwar so, dass es dieser ist, welcher durch seine Bekanntschaft mit dem Hohenpriester dem Petrus Zutritt zu dessen Palast verschafft -- eine Ab- weichung, die mit dem ganzen eigenthümlichen Verhältniss, in welches dieses Evangelium den Petrus zu Johannes sezt, schon früher erwogen worden ist 1).
Sämmtlichen Evangelisten zufolge war es in dieser aule, dass Petrus, eingeschüchtert durch die bedenkliche Wen-
10) Matth. 26, 63. vgl. Markus 14, 61: o de I. esiopa. Matth. 27, 12: eden apekrinato. Matth. 27, 14. vgl. Marc. 15, 5: kai ouk apekrinato auto pros oude en Rema, ose thaumazein ton egemona lian. Luc. 23, 9: autos deouden apekrinato auto. Joh. 19, 9: o de I. apokrisin ouk edoken auto.
1) 1. Bd. S. 559.
Drittes Kapitel. §. 125.
geben war, auf ihn bezog; ebenso, wie angemessen es auch dem Charakter Jesu ist, diese Miſshandlungen geduldig er- tragen, und unbefugte Fragen mit edlem Schweigen zurück- gewiesen zu haben: so hätten doch schwerlich die Evan- gelisten dieſs so oft und angelegentlich hervorgehoben 10), wenn es ihnen nicht darum zu thun gewesen wäre, da- durch A. T.liche Orakel als erfüllt zu zeigen.
§. 125. Die Verleugnung des Petrus.
Bei der Abführung Jesu aus dem Garten lassen die zwei ersten Evangelisten im Augenblick zwar alle Jünger die Flucht ergreifen, doch folgt auch bei ihnen, wie bei den übrigen, Petrus von ferne, und weiſs sich mit dem Zuge Eingang in den Hof des hohenpriesterlichen Palasts zu verschaffen. Während den Synoptikern zufolge Petrus allein es ist, der diese Probe von Muth und Anhänglichkeit an Jesum, die ihm aber bald genug zur tiefsten Demüthi- gung ausschlagen sollte, ablegt: gesellt ihm das vierte Evan- gelium den Johannes bei, und zwar so, daſs es dieser ist, welcher durch seine Bekanntschaft mit dem Hohenpriester dem Petrus Zutritt zu dessen Palast verschafft — eine Ab- weichung, die mit dem ganzen eigenthümlichen Verhältniſs, in welches dieses Evangelium den Petrus zu Johannes sezt, schon früher erwogen worden ist 1).
Sämmtlichen Evangelisten zufolge war es in dieser αὐλὴ, daſs Petrus, eingeschüchtert durch die bedenkliche Wen-
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Drittes Kapitel. §. 125.
geben war, auf ihn bezog; ebenso, wie angemessen es auch
dem Charakter Jesu ist, diese Miſshandlungen geduldig er-
tragen, und unbefugte Fragen mit edlem Schweigen zurück-
gewiesen zu haben: so hätten doch schwerlich die Evan-
gelisten dieſs so oft und angelegentlich hervorgehoben 10),
wenn es ihnen nicht darum zu thun gewesen wäre, da-
durch A. T.liche Orakel als erfüllt zu zeigen.
§. 125.
Die Verleugnung des Petrus.
Bei der Abführung Jesu aus dem Garten lassen die
zwei ersten Evangelisten im Augenblick zwar alle Jünger
die Flucht ergreifen, doch folgt auch bei ihnen, wie bei
den übrigen, Petrus von ferne, und weiſs sich mit dem
Zuge Eingang in den Hof des hohenpriesterlichen Palasts
zu verschaffen. Während den Synoptikern zufolge Petrus
allein es ist, der diese Probe von Muth und Anhänglichkeit
an Jesum, die ihm aber bald genug zur tiefsten Demüthi-
gung ausschlagen sollte, ablegt: gesellt ihm das vierte Evan-
gelium den Johannes bei, und zwar so, daſs es dieser ist,
welcher durch seine Bekanntschaft mit dem Hohenpriester
dem Petrus Zutritt zu dessen Palast verschafft — eine Ab-
weichung, die mit dem ganzen eigenthümlichen Verhältniſs,
in welches dieses Evangelium den Petrus zu Johannes sezt,
schon früher erwogen worden ist 1).
Sämmtlichen Evangelisten zufolge war es in dieser αὐλὴ,
daſs Petrus, eingeschüchtert durch die bedenkliche Wen-
10) Matth. 26, 63. vgl. Markus 14, 61: ὁ δὲ Ἰ. ἐσιώπα.
Matth. 27, 12: ἐδὲν ἀπεκρίνατο.
Matth. 27, 14. vgl. Marc. 15, 5: καὶ ουκ ἀπεκρίνατο αὐτῷ πρὸς
ουδὲ ἓν ῥῆμα, ὥςε ϑαυμάζειν τὸν ἡγεμόνα λίαν.
Luc. 23, 9: αὐτὸς δὲουδὲν ἀπεκρίνατο αὐτῷ.
Joh. 19, 9: ὁ δὲ Ἰ. ἀπόκρισιν ουκ ἔδωκεν αὐτῷ.
1) 1. Bd. S. 559.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/508>, abgerufen am 19.11.2024.
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