Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.Dritter Abschnitt. auf den Glauben und die segensreichen Wirkungen seinesHingangs verweist. -- Durch den festen Zusammenhalt die- ser Redetheile zurückgewiesen, rücken andre Ausleger weiter hinauf, und glauben nach dem Abgang des Verrä- thers, 13, 30, die schicklichste Stelle zur Einschiebung des Abendmahls zu finden, indem der Hingang des Judas, um seinen Verrath zu vollenden, leicht die Todesgedanken in Jesu rege machen konnte, welche der Stiftung des Abend- mahls zum Grunde liegen 6). Allein nicht nur wenn man mit Lücke u. A. das ote exelthe zu dem folgenden legei o Iesous zieht, sondern auch ohne diess hat das nun edoxasthe o uios tou anthropou k. t. l. (V. 31.), und was Jesus wei- terhin (V. 33.) von seinem baldigen Hingang spricht, sei- ne nächste Beziehung unverkennbar auf den Weggang des Judas. Denn wenn das doxazein im vierten Evangelium im- mer die Verherrlichung Jesu bedeutet, welcher ihn sein Lei- den entgegenführt, so war eben mit dem Gang des verlore- nen Jüngers zu denen, welche Leiden und Tod über Je- sum brachten, seine Verherrlichung und sein baldiger Min- gang entschieden. -- Hängen auf diese Weise die Verse 31 --33. untrennbar mit V. 30. zusammen: so kann man sich bewogen finden, mit dem Abendmahl wieder etwas herab- zurücken, und es dahin zu stellen, wo dieser Zusammen- hang ein Ende zu haben scheinen kann: und so lässt denn Lücke die Einsetzung desselben zwischen V. 33. und 34. in der Art fallen, dass, nachdem Jesus V. 31 -- 33. die durch das Hinausgehen des Verräthers zerstreuten und er- schrockenen Gemüther beruhigt und auf das Abendmahl vorbereitet habe, er nun V. 34 f. an die Austheilung dessel- ben das neue Gebot der Liebe knüpfe. Allein, wie sonst schon bemerkt worden ist 7), wenn V. 36. Petrus mit Be- ziehung auf V. 33. Jesum fragt, wo er denn hingehe? so 6) Paulus, ex. Handb. 3, b, S. 497. 7) Meyer, Comm. über den Joh. z. d. St.
Dritter Abschnitt. auf den Glauben und die segensreichen Wirkungen seinesHingangs verweist. — Durch den festen Zusammenhalt die- ser Redetheile zurückgewiesen, rücken andre Ausleger weiter hinauf, und glauben nach dem Abgang des Verrä- thers, 13, 30, die schicklichste Stelle zur Einschiebung des Abendmahls zu finden, indem der Hingang des Judas, um seinen Verrath zu vollenden, leicht die Todesgedanken in Jesu rege machen konnte, welche der Stiftung des Abend- mahls zum Grunde liegen 6). Allein nicht nur wenn man mit Lücke u. A. das ὅτε ἐξῆλϑε zu dem folgenden λέγει ὁ Ἰησοῦς zieht, sondern auch ohne dieſs hat das νῦν ἐδοξάσϑη ὁ υἱὸς τοῦ ἀνϑρώπου κ. τ. λ. (V. 31.), und was Jesus wei- terhin (V. 33.) von seinem baldigen Hingang spricht, sei- ne nächste Beziehung unverkennbar auf den Weggang des Judas. Denn wenn das δοξάζειν im vierten Evangelium im- mer die Verherrlichung Jesu bedeutet, welcher ihn sein Lei- den entgegenführt, so war eben mit dem Gang des verlore- nen Jüngers zu denen, welche Leiden und Tod über Je- sum brachten, seine Verherrlichung und sein baldiger Min- gang entschieden. — Hängen auf diese Weise die Verse 31 —33. untrennbar mit V. 30. zusammen: so kann man sich bewogen finden, mit dem Abendmahl wieder etwas herab- zurücken, und es dahin zu stellen, wo dieser Zusammen- hang ein Ende zu haben scheinen kann: und so läſst denn Lücke die Einsetzung desselben zwischen V. 33. und 34. in der Art fallen, daſs, nachdem Jesus V. 31 — 33. die durch das Hinausgehen des Verräthers zerstreuten und er- schrockenen Gemüther beruhigt und auf das Abendmahl vorbereitet habe, er nun V. 34 f. an die Austheilung dessel- ben das neue Gebot der Liebe knüpfe. Allein, wie sonst schon bemerkt worden ist 7), wenn V. 36. Petrus mit Be- ziehung auf V. 33. Jesum fragt, wo er denn hingehe? so 6) Paulus, ex. Handb. 3, b, S. 497. 7) Meyer, Comm. über den Joh. z. d. St.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0439" n="420"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Abschnitt</hi>.</fw><lb/> auf den Glauben und die segensreichen Wirkungen seines<lb/> Hingangs verweist. — Durch den festen Zusammenhalt die-<lb/> ser Redetheile zurückgewiesen, rücken andre Ausleger<lb/> weiter hinauf, und glauben nach dem Abgang des Verrä-<lb/> thers, 13, 30, die schicklichste Stelle zur Einschiebung des<lb/> Abendmahls zu finden, indem der Hingang des Judas, um<lb/> seinen Verrath zu vollenden, leicht die Todesgedanken in<lb/> Jesu rege machen konnte, welche der Stiftung des Abend-<lb/> mahls zum Grunde liegen <note place="foot" n="6)"><hi rendition="#k">Paulus</hi>, ex. Handb. 3, b, S. 497.</note>. Allein nicht nur wenn man<lb/> mit <hi rendition="#k">Lücke</hi> u. A. das <foreign xml:lang="ell">ὅτε ἐξῆλϑε</foreign> zu dem folgenden <foreign xml:lang="ell">λέγει ὁ<lb/> Ἰησοῦς</foreign> zieht, sondern auch ohne dieſs hat das <foreign xml:lang="ell">νῦν ἐδοξάσϑη<lb/> ὁ υἱὸς τοῦ ἀνϑρώπου κ. τ. λ.</foreign> (V. 31.), und was Jesus wei-<lb/> terhin (V. 33.) von seinem baldigen Hingang spricht, sei-<lb/> ne nächste Beziehung unverkennbar auf den Weggang des<lb/> Judas. Denn wenn das <foreign xml:lang="ell">δοξάζειν</foreign> im vierten Evangelium im-<lb/> mer die Verherrlichung Jesu bedeutet, welcher ihn sein Lei-<lb/> den entgegenführt, so war eben mit dem Gang des verlore-<lb/> nen Jüngers zu denen, welche Leiden und Tod über Je-<lb/> sum brachten, seine Verherrlichung und sein baldiger Min-<lb/> gang entschieden. — Hängen auf diese Weise die Verse 31<lb/> —33. untrennbar mit V. 30. zusammen: so kann man sich<lb/> bewogen finden, mit dem Abendmahl wieder etwas herab-<lb/> zurücken, und es dahin zu stellen, wo dieser Zusammen-<lb/> hang ein Ende zu haben scheinen kann: und so läſst denn<lb/><hi rendition="#k">Lücke</hi> die Einsetzung desselben zwischen V. 33. und 34.<lb/> in der Art fallen, daſs, nachdem Jesus V. 31 — 33. die<lb/> durch das Hinausgehen des Verräthers zerstreuten und er-<lb/> schrockenen Gemüther beruhigt und auf das Abendmahl<lb/> vorbereitet habe, er nun V. 34 f. an die Austheilung dessel-<lb/> ben das neue Gebot der Liebe knüpfe. Allein, wie sonst<lb/> schon bemerkt worden ist <note place="foot" n="7)"><hi rendition="#k">Meyer</hi>, Comm. über den Joh. z. d. St.</note>, wenn V. 36. Petrus mit Be-<lb/> ziehung auf V. 33. Jesum fragt, wo er denn hingehe? so<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [420/0439]
Dritter Abschnitt.
auf den Glauben und die segensreichen Wirkungen seines
Hingangs verweist. — Durch den festen Zusammenhalt die-
ser Redetheile zurückgewiesen, rücken andre Ausleger
weiter hinauf, und glauben nach dem Abgang des Verrä-
thers, 13, 30, die schicklichste Stelle zur Einschiebung des
Abendmahls zu finden, indem der Hingang des Judas, um
seinen Verrath zu vollenden, leicht die Todesgedanken in
Jesu rege machen konnte, welche der Stiftung des Abend-
mahls zum Grunde liegen 6). Allein nicht nur wenn man
mit Lücke u. A. das ὅτε ἐξῆλϑε zu dem folgenden λέγει ὁ
Ἰησοῦς zieht, sondern auch ohne dieſs hat das νῦν ἐδοξάσϑη
ὁ υἱὸς τοῦ ἀνϑρώπου κ. τ. λ. (V. 31.), und was Jesus wei-
terhin (V. 33.) von seinem baldigen Hingang spricht, sei-
ne nächste Beziehung unverkennbar auf den Weggang des
Judas. Denn wenn das δοξάζειν im vierten Evangelium im-
mer die Verherrlichung Jesu bedeutet, welcher ihn sein Lei-
den entgegenführt, so war eben mit dem Gang des verlore-
nen Jüngers zu denen, welche Leiden und Tod über Je-
sum brachten, seine Verherrlichung und sein baldiger Min-
gang entschieden. — Hängen auf diese Weise die Verse 31
—33. untrennbar mit V. 30. zusammen: so kann man sich
bewogen finden, mit dem Abendmahl wieder etwas herab-
zurücken, und es dahin zu stellen, wo dieser Zusammen-
hang ein Ende zu haben scheinen kann: und so läſst denn
Lücke die Einsetzung desselben zwischen V. 33. und 34.
in der Art fallen, daſs, nachdem Jesus V. 31 — 33. die
durch das Hinausgehen des Verräthers zerstreuten und er-
schrockenen Gemüther beruhigt und auf das Abendmahl
vorbereitet habe, er nun V. 34 f. an die Austheilung dessel-
ben das neue Gebot der Liebe knüpfe. Allein, wie sonst
schon bemerkt worden ist 7), wenn V. 36. Petrus mit Be-
ziehung auf V. 33. Jesum fragt, wo er denn hingehe? so
6) Paulus, ex. Handb. 3, b, S. 497.
7) Meyer, Comm. über den Joh. z. d. St.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |