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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Zweiter Abschnitt.
in ihm wohnenden Dämons zu, wie diess auch allein den
damaligen jüdischen Vorstellungen angemessen ist. Der
Messias sollte erscheinen, um das dämonische Reich zu
stürzen (amolesai emas, vgl. 1 Joh. 3, 8. Luc. 10, 18 f.),
den Teufel sammt seinen Engeln in den Feuerpfuhl zu
werfen (Matth. 25, 41. Offenb. 20, 10.) 3), und dass nun
die Dämonen denjenigen, der ein solches Gericht über sie
zu üben bestimmt war, als solchen erkennen würden, er-
gab sich von selbst 4). Da wir demnach einerseits eine
wirkliche Existenz von Dämonen in jenen Leidenden nicht
annehmen, das jedoch ebenso schwer uns denken können,
dass jene Menschen selbst vermöge einer Hellsehergabe Je-
sum zu einer Zeit, wo ihn sonst noch Niemand, und viel-
leicht er sich selbst noch nicht, für den Messias hielt, als
solchen erkannt haben; andrerseits aber dieses Erkanntwer-
den des Messias von den Dämonen so ganz mit den volks-
thümlichen Vorstellungen zusammentreffen sehen: so müs-
sen wir wohl vermuthen, dass in diesem Punkte die evan-
gelische Tradition mehr diesen Vorstellungen, als der hi-
storischen Wahrheit gemäss sich gebildet habe 5). Hiezu
war um so mehr Veranlassung, je rühmlicher für Jesum
eine solche Anerkennung von Seiten der Dämonen war.

3) vgl. Bertroldt, Christol. Jud. §§. 36. 41.
4) Nach Pesikta in Jalkut Schimoni 2, f. 56, 3. (s. Bertholdt,
p. 185.) erkennt auf ähnliche Weise der Satan den unter dem
Throne Gottes präexistirenden Messias mit Schrecken als den-
jenigen, qui me, sagt er, et omnes gentiles in infernum prae-
cipitaturus est.
5) Fritzsche, in Marc. p. 35: In multis evangeliorum locis ho
mines legas a pravis daemonibus agitatos, quum primum con-
spexerint Jesum, eum Messiam esse, a nemine unquam de
hac re commonitos, statim intelligere. In qua re hac nostri
scriptores ducti sunt sententia, consentaneum esse, Satanae
satellites facile cognovisse Messiam, quippe insignia de se
supplicia aliquando sumturum.

Zweiter Abschnitt.
in ihm wohnenden Dämons zu, wie dieſs auch allein den
damaligen jüdischen Vorstellungen angemessen ist. Der
Messias sollte erscheinen, um das dämonische Reich zu
stürzen (ἀμολέσαι ἡμᾶς, vgl. 1 Joh. 3, 8. Luc. 10, 18 f.),
den Teufel sammt seinen Engeln in den Feuerpfuhl zu
werfen (Matth. 25, 41. Offenb. 20, 10.) 3), und daſs nun
die Dämonen denjenigen, der ein solches Gericht über sie
zu üben bestimmt war, als solchen erkennen würden, er-
gab sich von selbst 4). Da wir demnach einerseits eine
wirkliche Existenz von Dämonen in jenen Leidenden nicht
annehmen, das jedoch ebenso schwer uns denken können,
daſs jene Menschen selbst vermöge einer Hellsehergabe Je-
sum zu einer Zeit, wo ihn sonst noch Niemand, und viel-
leicht er sich selbst noch nicht, für den Messias hielt, als
solchen erkannt haben; andrerseits aber dieses Erkanntwer-
den des Messias von den Dämonen so ganz mit den volks-
thümlichen Vorstellungen zusammentreffen sehen: so müs-
sen wir wohl vermuthen, daſs in diesem Punkte die evan-
gelische Tradition mehr diesen Vorstellungen, als der hi-
storischen Wahrheit gemäſs sich gebildet habe 5). Hiezu
war um so mehr Veranlassung, je rühmlicher für Jesum
eine solche Anerkennung von Seiten der Dämonen war.

3) vgl. Bertroldt, Christol. Jud. §§. 36. 41.
4) Nach Pesikta in Jalkut Schimoni 2, f. 56, 3. (s. Bertholdt,
p. 185.) erkennt auf ähnliche Weise der Satan den unter dem
Throne Gottes präexistirenden Messias mit Schrecken als den-
jenigen, qui me, sagt er, et omnes gentiles in infernum prae-
cipitaturus est.
5) Fritzsche, in Marc. p. 35: In multis evangeliorum locis ho
mines legas a pravis daemonibus agitatos, quum primum con-
spexerint Jesum, eum Messiam esse, a nemine unquam de
hac re commonitos, statim intelligere. In qua re hac nostri
scriptores ducti sunt sententia, consentaneum esse, Satanae
satellites facile cognovisse Messiam, quippe insignia de se
supplicia aliquando sumturum.
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[24/0043] Zweiter Abschnitt. in ihm wohnenden Dämons zu, wie dieſs auch allein den damaligen jüdischen Vorstellungen angemessen ist. Der Messias sollte erscheinen, um das dämonische Reich zu stürzen (ἀμολέσαι ἡμᾶς, vgl. 1 Joh. 3, 8. Luc. 10, 18 f.), den Teufel sammt seinen Engeln in den Feuerpfuhl zu werfen (Matth. 25, 41. Offenb. 20, 10.) 3), und daſs nun die Dämonen denjenigen, der ein solches Gericht über sie zu üben bestimmt war, als solchen erkennen würden, er- gab sich von selbst 4). Da wir demnach einerseits eine wirkliche Existenz von Dämonen in jenen Leidenden nicht annehmen, das jedoch ebenso schwer uns denken können, daſs jene Menschen selbst vermöge einer Hellsehergabe Je- sum zu einer Zeit, wo ihn sonst noch Niemand, und viel- leicht er sich selbst noch nicht, für den Messias hielt, als solchen erkannt haben; andrerseits aber dieses Erkanntwer- den des Messias von den Dämonen so ganz mit den volks- thümlichen Vorstellungen zusammentreffen sehen: so müs- sen wir wohl vermuthen, daſs in diesem Punkte die evan- gelische Tradition mehr diesen Vorstellungen, als der hi- storischen Wahrheit gemäſs sich gebildet habe 5). Hiezu war um so mehr Veranlassung, je rühmlicher für Jesum eine solche Anerkennung von Seiten der Dämonen war. 3) vgl. Bertroldt, Christol. Jud. §§. 36. 41. 4) Nach Pesikta in Jalkut Schimoni 2, f. 56, 3. (s. Bertholdt, p. 185.) erkennt auf ähnliche Weise der Satan den unter dem Throne Gottes präexistirenden Messias mit Schrecken als den- jenigen, qui me, sagt er, et omnes gentiles in infernum prae- cipitaturus est. 5) Fritzsche, in Marc. p. 35: In multis evangeliorum locis ho mines legas a pravis daemonibus agitatos, quum primum con- spexerint Jesum, eum Messiam esse, a nemine unquam de hac re commonitos, statim intelligere. In qua re hac nostri scriptores ducti sunt sententia, consentaneum esse, Satanae satellites facile cognovisse Messiam, quippe insignia de se supplicia aliquando sumturum.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/43>, abgerufen am 27.11.2024.