§. 117. Abweichende Angaben über die Zeit des lezten Mahles Jesu.
Meldet der vierte Evangelist von der bisher bespro- chenen Bestellung der Paschamahlzeit nichts, so weicht er auch in Bezug auf das Mahl selbst auffallend von den übrigen ab. Abgesehen nämlich von der durchgehenden Differenz im Inhalt der Scene, von welcher erst später die Rede werden kann, scheint er, was die Zeit des Mah- les betrifft, es mit eben der Bestimmtheit als eine vor dem Pascha gehaltene Mahlzeit zu geben, wie die Synoptiker als das Paschamahl selbst.
Wenn diesen zufolge der Tag, an welchem die Jün- ger von Jesu zur Bestellung des Mahles angewiesen wur- den, bereits e prote ton azumon war, en e edei thuesthai to paskha (Matth. 26, 17. parall.): so kann das darauf gefolgte Mahl kein anderes als eben das Paschamahl ge- wesen sein; wenn ferner die Jünger Jesum fragen: pou theleis etoimasomen soi phagein to paskha (ebendas.); wenn es hierauf von denselben heisst: etoimasan to paskha (Matth. V. 19. parall.), und sofort von Jesu: opsias genome- es anekeito meia ton dodeka (V. 20.): so wäre das Mahl, zu welchem man sich hier niederliess, schon überflüssig als das Paschamahl bezeichnet, wenn auch nicht Lukas (22, 15.) Jesum dasselbe mit den Worten eröffnen liesse: epithu- mia epethumesa touio to paskha phagein meth umon. -- Wenn dagegen das vierte Evangelium seine Erzählung von dem lezten Mahle mit der Zeitbestimmung: pro de tes eortes tou paskha, eröffnet (13, 1.), so scheint das deipnon, dessen es unmittelbar darauf (V. 2.) gedenkt, ebenfalls noch vor das Paschafest zu fallen, zumal in der ganzen johannei- schen Schilderung dieses Abends, welche namentlich in Bezug auf die an das Mahl sich knüpfenden Reden höchst ausführlich ist, jede Erwähnung und selbst jede Anspie- lung darauf, dass hier das Paschamahl gefeiert werde,
Dritter Abschnitt.
§. 117. Abweichende Angaben über die Zeit des lezten Mahles Jesu.
Meldet der vierte Evangelist von der bisher bespro- chenen Bestellung der Paschamahlzeit nichts, so weicht er auch in Bezug auf das Mahl selbst auffallend von den übrigen ab. Abgesehen nämlich von der durchgehenden Differenz im Inhalt der Scene, von welcher erst später die Rede werden kann, scheint er, was die Zeit des Mah- les betrifft, es mit eben der Bestimmtheit als eine vor dem Pascha gehaltene Mahlzeit zu geben, wie die Synoptiker als das Paschamahl selbst.
Wenn diesen zufolge der Tag, an welchem die Jün- ger von Jesu zur Bestellung des Mahles angewiesen wur- den, bereits ἡ πρώτη τῶν ἀζύμων war, ἐν ᾐ ἐδει ϑύεσϑαι τὸ πάσχα (Matth. 26, 17. parall.): so kann das darauf gefolgte Mahl kein anderes als eben das Paschamahl ge- wesen sein; wenn ferner die Jünger Jesum fragen: ποῦ ϑέλεις ἑτοιμάσωμέν σοι φαγεῖν τὸ πάσχα (ebendas.); wenn es hierauf von denselben heiſst: ἡτοίμασαν τὸ πάσχα (Matth. V. 19. parall.), und sofort von Jesu: ὀψίας γενομέ- ης ἀνέκειτο μειὰ τὼν δώδεκα (V. 20.): so wäre das Mahl, zu welchem man sich hier niederlieſs, schon überflüssig als das Paschamahl bezeichnet, wenn auch nicht Lukas (22, 15.) Jesum dasselbe mit den Worten eröffnen lieſse: ἐπιϑυ- μίᾳ ἐπεϑύμησα τοῦιο τὸ πάσχα φαγεῖν μεϑ̕ ὑμῶν. — Wenn dagegen das vierte Evangelium seine Erzählung von dem lezten Mahle mit der Zeitbestimmung: πρὸ δὲ τῆς ἑορτῆς τοῦ πάσχα, eröffnet (13, 1.), so scheint das δεῖπνον, dessen es unmittelbar darauf (V. 2.) gedenkt, ebenfalls noch vor das Paschafest zu fallen, zumal in der ganzen johannei- schen Schilderung dieses Abends, welche namentlich in Bezug auf die an das Mahl sich knüpfenden Reden höchst ausführlich ist, jede Erwähnung und selbst jede Anspie- lung darauf, daſs hier das Paschamahl gefeiert werde,
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Dritter Abschnitt.
§. 117.
Abweichende Angaben über die Zeit des lezten Mahles Jesu.
Meldet der vierte Evangelist von der bisher bespro-
chenen Bestellung der Paschamahlzeit nichts, so weicht
er auch in Bezug auf das Mahl selbst auffallend von den
übrigen ab. Abgesehen nämlich von der durchgehenden
Differenz im Inhalt der Scene, von welcher erst später
die Rede werden kann, scheint er, was die Zeit des Mah-
les betrifft, es mit eben der Bestimmtheit als eine vor dem
Pascha gehaltene Mahlzeit zu geben, wie die Synoptiker
als das Paschamahl selbst.
Wenn diesen zufolge der Tag, an welchem die Jün-
ger von Jesu zur Bestellung des Mahles angewiesen wur-
den, bereits ἡ πρώτη τῶν ἀζύμων war, ἐν ᾐ ἐδει ϑύεσϑαι
τὸ πάσχα (Matth. 26, 17. parall.): so kann das darauf
gefolgte Mahl kein anderes als eben das Paschamahl ge-
wesen sein; wenn ferner die Jünger Jesum fragen: ποῦ
ϑέλεις ἑτοιμάσωμέν σοι φαγεῖν τὸ πάσχα (ebendas.); wenn
es hierauf von denselben heiſst: ἡτοίμασαν τὸ πάσχα
(Matth. V. 19. parall.), und sofort von Jesu: ὀψίας γενομέ-
ης ἀνέκειτο μειὰ τὼν δώδεκα (V. 20.): so wäre das Mahl,
zu welchem man sich hier niederlieſs, schon überflüssig als
das Paschamahl bezeichnet, wenn auch nicht Lukas (22,
15.) Jesum dasselbe mit den Worten eröffnen lieſse: ἐπιϑυ-
μίᾳ ἐπεϑύμησα τοῦιο τὸ πάσχα φαγεῖν μεϑ̕ ὑμῶν. — Wenn
dagegen das vierte Evangelium seine Erzählung von dem
lezten Mahle mit der Zeitbestimmung: πρὸ δὲ τῆς ἑορτῆς
τοῦ πάσχα, eröffnet (13, 1.), so scheint das δεῖπνον, dessen
es unmittelbar darauf (V. 2.) gedenkt, ebenfalls noch vor
das Paschafest zu fallen, zumal in der ganzen johannei-
schen Schilderung dieses Abends, welche namentlich in
Bezug auf die an das Mahl sich knüpfenden Reden höchst
ausführlich ist, jede Erwähnung und selbst jede Anspie-
lung darauf, daſs hier das Paschamahl gefeiert werde,
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/421>, abgerufen am 19.11.2024.
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