archischen Partei gegen Jesum von einem Verstoss dessel- ben gegen die den Sabbat betreffenden Satzungen ihren Anfang genommen haben. Als Jesus den Menschen mit der vertrockneten Hand am Sabbat wiederhergestellt hatte, sezt Matthäus hinzu: oi de Pharisaioi sumboulion elabon kat autou, opos auton apolesosin (12, 14. vgl. Marc. 3, 6. Luc. 6, 11.), und ebenso bemerkt Johannes bei der sabbat- lichen Heilung am Teich Bethesda: kai dia touio ediokon ton I. oi Ioudaioi, und fährt, nachdem er noch einen Aus- spruch Jesu gemeldet, fort: dia touto oun mallon ezetoun au- ton oi Ioudaioi apokteinai (5, 16. 18.).
Sogleich nach diesem Anfangspunkt aber gehen die synoptische und die johanneische Darstellung des fraglichen Verhältnisses auseinander. Bei den Synoptikern giebt den nächsten Anstoss die Vernachlässigung des Waschens vor Tisch von Seiten Jesu und seiner Jünger und die schar- fen Ausfälle, welche er, darüber zur Rede gestellt, ge- gen den kleinlichten Satzungsgeist und die damit verbun- dene Heuchelei und Verfolgungssucht der Pharisäer und Gesezkundigen macht, wo es dann am Ende heisst, sie ha- ben tiefen Groll gegen ihn gefasst, und ihn auszuholen, ihm verfängliche Reden abzulocken gesucht, um Grund zur An- klage gegen ihn zu gewinnen (Luc. 11, 37--54. vgl. Matth. 15, 1 ff. Marc. 7, 1ff.). Auf seiner lezten Reise nach Je- rusalem liessen die Pharisäer Jesu eine Warnung vor He- rodes zukommen (Luc. 13, 31.), die wahrscheinlich nur den Zweck hatte, ihn aus der Gegend wegzubringen. Den nächsten Hauptanstoss nimmt die hierarchische Partei an der auffallenden Huldigung, welche Jesu bei'm Einzug in Jerusalem vom Volke dargebracht wird, und an der Tem- pelreinigung, zu welcher er sofort schreitet: doch etwas Ge- waltsames gegen ihn zu unternehmen, hielt sie sein star- ker Anhang unter dem Volk noch zurück (Matth. 21, 15 f. Marc. 11, 18. Luc. 19, 39. 47 f.), was auch der einzige Grund war, warum sie nach der scharfen Zeichnung durch
Zweites Kapitel. §. 113.
archischen Partei gegen Jesum von einem Verstoſs dessel- ben gegen die den Sabbat betreffenden Satzungen ihren Anfang genommen haben. Als Jesus den Menschen mit der vertrockneten Hand am Sabbat wiederhergestellt hatte, sezt Matthäus hinzu: οἱ δὲ Φαρισαῖοι συμβουλιον ἐλαβον κατ̕ αὐτοῦ, ὅπως αὐτὸν ἀπολέσωσιν (12, 14. vgl. Marc. 3, 6. Luc. 6, 11.), und ebenso bemerkt Johannes bei der sabbat- lichen Heilung am Teich Bethesda: καὶ διὰ τοῦιο ἐδίωκον τὸν Ἰ. οἱ Ἰουδαῖοι, und fährt, nachdem er noch einen Aus- spruch Jesu gemeldet, fort: διὰ τοῦτο ου͑͂ν μᾶλλον ἐζήτουν αὐ- τὸν οἱ Ἰουδαῖοι ἀποκτεῖναι (5, 16. 18.).
Sogleich nach diesem Anfangspunkt aber gehen die synoptische und die johanneische Darstellung des fraglichen Verhältnisses auseinander. Bei den Synoptikern giebt den nächsten Anstoſs die Vernachlässigung des Waschens vor Tisch von Seiten Jesu und seiner Jünger und die schar- fen Ausfälle, welche er, darüber zur Rede gestellt, ge- gen den kleinlichten Satzungsgeist und die damit verbun- dene Heuchelei und Verfolgungssucht der Pharisäer und Gesezkundigen macht, wo es dann am Ende heiſst, sie ha- ben tiefen Groll gegen ihn gefaſst, und ihn auszuholen, ihm verfängliche Reden abzulocken gesucht, um Grund zur An- klage gegen ihn zu gewinnen (Luc. 11, 37—54. vgl. Matth. 15, 1 ff. Marc. 7, 1ff.). Auf seiner lezten Reise nach Je- rusalem lieſsen die Pharisäer Jesu eine Warnung vor He- rodes zukommen (Luc. 13, 31.), die wahrscheinlich nur den Zweck hatte, ihn aus der Gegend wegzubringen. Den nächsten Hauptanstoſs nimmt die hierarchische Partei an der auffallenden Huldigung, welche Jesu bei'm Einzug in Jerusalem vom Volke dargebracht wird, und an der Tem- pelreinigung, zu welcher er sofort schreitet: doch etwas Ge- waltsames gegen ihn zu unternehmen, hielt sie sein star- ker Anhang unter dem Volk noch zurück (Matth. 21, 15 f. Marc. 11, 18. Luc. 19, 39. 47 f.), was auch der einzige Grund war, warum sie nach der scharfen Zeichnung durch
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[375/0394]
Zweites Kapitel. §. 113.
archischen Partei gegen Jesum von einem Verstoſs dessel-
ben gegen die den Sabbat betreffenden Satzungen ihren
Anfang genommen haben. Als Jesus den Menschen mit
der vertrockneten Hand am Sabbat wiederhergestellt hatte,
sezt Matthäus hinzu: οἱ δὲ Φαρισαῖοι συμβουλιον ἐλαβον
κατ̕ αὐτοῦ, ὅπως αὐτὸν ἀπολέσωσιν (12, 14. vgl. Marc. 3, 6.
Luc. 6, 11.), und ebenso bemerkt Johannes bei der sabbat-
lichen Heilung am Teich Bethesda: καὶ διὰ τοῦιο ἐδίωκον
τὸν Ἰ. οἱ Ἰουδαῖοι, und fährt, nachdem er noch einen Aus-
spruch Jesu gemeldet, fort: διὰ τοῦτο ου͑͂ν μᾶλλον ἐζήτουν αὐ-
τὸν οἱ Ἰουδαῖοι ἀποκτεῖναι (5, 16. 18.).
Sogleich nach diesem Anfangspunkt aber gehen die
synoptische und die johanneische Darstellung des fraglichen
Verhältnisses auseinander. Bei den Synoptikern giebt den
nächsten Anstoſs die Vernachlässigung des Waschens vor
Tisch von Seiten Jesu und seiner Jünger und die schar-
fen Ausfälle, welche er, darüber zur Rede gestellt, ge-
gen den kleinlichten Satzungsgeist und die damit verbun-
dene Heuchelei und Verfolgungssucht der Pharisäer und
Gesezkundigen macht, wo es dann am Ende heiſst, sie ha-
ben tiefen Groll gegen ihn gefaſst, und ihn auszuholen, ihm
verfängliche Reden abzulocken gesucht, um Grund zur An-
klage gegen ihn zu gewinnen (Luc. 11, 37—54. vgl. Matth.
15, 1 ff. Marc. 7, 1ff.). Auf seiner lezten Reise nach Je-
rusalem lieſsen die Pharisäer Jesu eine Warnung vor He-
rodes zukommen (Luc. 13, 31.), die wahrscheinlich nur
den Zweck hatte, ihn aus der Gegend wegzubringen. Den
nächsten Hauptanstoſs nimmt die hierarchische Partei an
der auffallenden Huldigung, welche Jesu bei'm Einzug in
Jerusalem vom Volke dargebracht wird, und an der Tem-
pelreinigung, zu welcher er sofort schreitet: doch etwas Ge-
waltsames gegen ihn zu unternehmen, hielt sie sein star-
ker Anhang unter dem Volk noch zurück (Matth. 21, 15 f.
Marc. 11, 18. Luc. 19, 39. 47 f.), was auch der einzige
Grund war, warum sie nach der scharfen Zeichnung durch
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/394>, abgerufen am 25.11.2024.
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