lichen Reden im alexandrinischen Geschmacke verwendet, als dass es uns die ursprünglichen Reden aufbewahrt ha- be, aus welchen die Sage jene Wundergeschichte gespon- nen hätte.
Sind nun vollends die ausserhalb des N. T.s liegen- den möglichen Veranlassungen zur Entstehung der Spei- sungsgeschichte sehr stark: so werden wir den aufgenom- menen Versuch, dieselbe aus N. T.lichen Stoffen zu con- struiren, wieder fallen lassen müssen. Und hier erinnert uns gleich der vierte Evangelist durch die dem Volke in den Mund gelegte Erwähnung des Manna, jenes Himmels- brots, welches Moses in der Wüste den Vorfahren zu es- sen gegeben habe (V. 31.), an einen der berühmtesten Zü- ge der israelitischen Urgeschichte (2 Mos. 16.), welcher sich ganz dazu eignete, dass in der messianischen Zeit ein Nachbild desselben erwartet wurde, wie wir denn wirk- lich aus rabbinischen Schriften wissen, dass unter denjeni- gen Zügen, welche vom ersten Goel auf den zweiten über- getragen wurden, das Verleihen von Himmelsbrot eine Hauptstelle einnahm 13). Und wenn das mosaische Manna sich dazu hergiebt, als Vorbild des von Jesu auf wunder- bare Weise vermehrten Brotes angesehen zu werden: so könnten die Fische, welche Jesus ebenso wunderbar ver- mehrte, daran erinnern, wie auch durch Moses nicht nur in dem Manna ein Brotsurrogat, sondern auch in den Wachteln eine Fleischspeise dem Volk zu Theil geworden war (2 Mos. 16, 8. 12. 13. 4 Mos. 11, 4--Ende). Ver- gleicht man diese mosaischen Erzählungen mit unsrer evan- gelischen, so findet sich auch in den einzelnen Zügen ei- ne auffallende Ähnlichkeit. Das Lokal ist beidemale die Wüste; die Veranlassung des Wunders hier wie dort die Besorgniss, das Volk möchte in der Wüste Mangel leiden, oder gar durch Hunger zu Grunde gehen: in der A. T.-
13) S. den 1. Band, S. 73, Anm.
Neuntes Kapitel. §. 98.
lichen Reden im alexandrinischen Geschmacke verwendet, als daſs es uns die ursprünglichen Reden aufbewahrt ha- be, aus welchen die Sage jene Wundergeschichte gespon- nen hätte.
Sind nun vollends die ausserhalb des N. T.s liegen- den möglichen Veranlassungen zur Entstehung der Spei- sungsgeschichte sehr stark: so werden wir den aufgenom- menen Versuch, dieselbe aus N. T.lichen Stoffen zu con- struiren, wieder fallen lassen müssen. Und hier erinnert uns gleich der vierte Evangelist durch die dem Volke in den Mund gelegte Erwähnung des Manna, jenes Himmels- brots, welches Moses in der Wüste den Vorfahren zu es- sen gegeben habe (V. 31.), an einen der berühmtesten Zü- ge der israëlitischen Urgeschichte (2 Mos. 16.), welcher sich ganz dazu eignete, daſs in der messianischen Zeit ein Nachbild desselben erwartet wurde, wie wir denn wirk- lich aus rabbinischen Schriften wissen, daſs unter denjeni- gen Zügen, welche vom ersten Goël auf den zweiten über- getragen wurden, das Verleihen von Himmelsbrot eine Hauptstelle einnahm 13). Und wenn das mosaische Manna sich dazu hergiebt, als Vorbild des von Jesu auf wunder- bare Weise vermehrten Brotes angesehen zu werden: so könnten die Fische, welche Jesus ebenso wunderbar ver- mehrte, daran erinnern, wie auch durch Moses nicht nur in dem Manna ein Brotsurrogat, sondern auch in den Wachteln eine Fleischspeise dem Volk zu Theil geworden war (2 Mos. 16, 8. 12. 13. 4 Mos. 11, 4—Ende). Ver- gleicht man diese mosaischen Erzählungen mit unsrer evan- gelischen, so findet sich auch in den einzelnen Zügen ei- ne auffallende Ähnlichkeit. Das Lokal ist beidemale die Wüste; die Veranlassung des Wunders hier wie dort die Besorgniſs, das Volk möchte in der Wüste Mangel leiden, oder gar durch Hunger zu Grunde gehen: in der A. T.-
13) S. den 1. Band, S. 73, Anm.
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Neuntes Kapitel. §. 98.
lichen Reden im alexandrinischen Geschmacke verwendet,
als daſs es uns die ursprünglichen Reden aufbewahrt ha-
be, aus welchen die Sage jene Wundergeschichte gespon-
nen hätte.
Sind nun vollends die ausserhalb des N. T.s liegen-
den möglichen Veranlassungen zur Entstehung der Spei-
sungsgeschichte sehr stark: so werden wir den aufgenom-
menen Versuch, dieselbe aus N. T.lichen Stoffen zu con-
struiren, wieder fallen lassen müssen. Und hier erinnert
uns gleich der vierte Evangelist durch die dem Volke in
den Mund gelegte Erwähnung des Manna, jenes Himmels-
brots, welches Moses in der Wüste den Vorfahren zu es-
sen gegeben habe (V. 31.), an einen der berühmtesten Zü-
ge der israëlitischen Urgeschichte (2 Mos. 16.), welcher
sich ganz dazu eignete, daſs in der messianischen Zeit ein
Nachbild desselben erwartet wurde, wie wir denn wirk-
lich aus rabbinischen Schriften wissen, daſs unter denjeni-
gen Zügen, welche vom ersten Goël auf den zweiten über-
getragen wurden, das Verleihen von Himmelsbrot eine
Hauptstelle einnahm 13). Und wenn das mosaische Manna
sich dazu hergiebt, als Vorbild des von Jesu auf wunder-
bare Weise vermehrten Brotes angesehen zu werden: so
könnten die Fische, welche Jesus ebenso wunderbar ver-
mehrte, daran erinnern, wie auch durch Moses nicht nur
in dem Manna ein Brotsurrogat, sondern auch in den
Wachteln eine Fleischspeise dem Volk zu Theil geworden
war (2 Mos. 16, 8. 12. 13. 4 Mos. 11, 4—Ende). Ver-
gleicht man diese mosaischen Erzählungen mit unsrer evan-
gelischen, so findet sich auch in den einzelnen Zügen ei-
ne auffallende Ähnlichkeit. Das Lokal ist beidemale die
Wüste; die Veranlassung des Wunders hier wie dort die
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oder gar durch Hunger zu Grunde gehen: in der A. T.-
13) S. den 1. Band, S. 73, Anm.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/234>, abgerufen am 24.11.2024.
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