Dass das jüdische Volk zu Jesu Zeit vom Messias Wunderthaten erwartete, ist theils an sich schon natür- lich, da ihm der Messias ein zweiter Moses und der grösste Prophet war, von Moses und den Propheten aber die heilige Nationalsage Wunder aller Art erzählte; theils lässt es sich aus späteren jüdischen Schriften wahrschein- lich machen 1); theils wird es aus den Evangelien selbst gewiss. Als Jesus einmal einen dämonischen Blindstum- men (ohne natürliche Mittel) geheilt hatte, wurde das Volk dadurch auf die Vermuthung geführt: meti outos esin o uios Dauid (Matth. 12, 23); zum Beweiss, dass man eine wunderbare Heilkraft als Attribut des Messias be- trachtete. Johannes der Täufer wurde durch das Gerücht von den ergois Jesu zu der Frage an ihn veranlasst, ob er der erkhomenos sei? worauf sich Jesus, zum Beleg, dass er es sei, nur wieder auf seine Wunderthaten berief (Matth. 11, 2 ff. parall.). Auf dem Laubhüttenfest, das Jesus in Jerusalem feierte, wurden Viele vom Volk an ihn glaubig, indem sie dachten, oti o Khrisos otan elthe,
1) S. die im 1ten Band, Einleitung S. 73. Anm., angeführten Stellen, wozu noch genommen werden kann 4 Esdr. 13, 50. (Fabric. Cod. pseudepigr. V. T. 2, S. 286) und Sohar Exod. fol. 3, col. 12 (bei Schöttgen, horae, 2, S. 541, auch in Ber- tholdt's Christol. §. 33, not. 1.).
Das Leben Jesu II. Band. 1
Neuntes Kapitel. Die Wunder Jesu.
§. 87. Jesus als Wunderthäter.
Daſs das jüdische Volk zu Jesu Zeit vom Messias Wunderthaten erwartete, ist theils an sich schon natür- lich, da ihm der Messias ein zweiter Moses und der gröſste Prophet war, von Moses und den Propheten aber die heilige Nationalsage Wunder aller Art erzählte; theils läſst es sich aus späteren jüdischen Schriften wahrschein- lich machen 1); theils wird es aus den Evangelien selbst gewiſs. Als Jesus einmal einen dämonischen Blindstum- men (ohne natürliche Mittel) geheilt hatte, wurde das Volk dadurch auf die Vermuthung geführt: μήτι οὗτός ἐςιν ὁ υἱὸς Δαυίδ (Matth. 12, 23); zum Beweiſs, daſs man eine wunderbare Heilkraft als Attribut des Messias be- trachtete. Johannes der Täufer wurde durch das Gerücht von den ἔργοις Jesu zu der Frage an ihn veranlaſst, ob er der ἐρχόμενος sei? worauf sich Jesus, zum Beleg, daſs er es sei, nur wieder auf seine Wunderthaten berief (Matth. 11, 2 ff. parall.). Auf dem Laubhüttenfest, das Jesus in Jerusalem feierte, wurden Viele vom Volk an ihn glaubig, indem sie dachten, ὅτι ὁ Χριςὸς ὅταν ἔλϑῃ,
1) S. die im 1ten Band, Einleitung S. 73. Anm., angeführten Stellen, wozu noch genommen werden kann 4 Esdr. 13, 50. (Fabric. Cod. pseudepigr. V. T. 2, S. 286) und Sohar Exod. fol. 3, col. 12 (bei Schöttgen, horae, 2, S. 541, auch in Ber- tholdt's Christol. §. 33, not. 1.).
Das Leben Jesu II. Band. 1
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Neuntes Kapitel.
Die Wunder Jesu.
§. 87.
Jesus als Wunderthäter.
Daſs das jüdische Volk zu Jesu Zeit vom Messias
Wunderthaten erwartete, ist theils an sich schon natür-
lich, da ihm der Messias ein zweiter Moses und der
gröſste Prophet war, von Moses und den Propheten aber
die heilige Nationalsage Wunder aller Art erzählte; theils
läſst es sich aus späteren jüdischen Schriften wahrschein-
lich machen 1); theils wird es aus den Evangelien selbst
gewiſs. Als Jesus einmal einen dämonischen Blindstum-
men (ohne natürliche Mittel) geheilt hatte, wurde das
Volk dadurch auf die Vermuthung geführt: μήτι οὗτός ἐςιν
ὁ υἱὸς Δαυίδ (Matth. 12, 23); zum Beweiſs, daſs man
eine wunderbare Heilkraft als Attribut des Messias be-
trachtete. Johannes der Täufer wurde durch das Gerücht
von den ἔργοις Jesu zu der Frage an ihn veranlaſst, ob
er der ἐρχόμενος sei? worauf sich Jesus, zum Beleg, daſs
er es sei, nur wieder auf seine Wunderthaten berief
(Matth. 11, 2 ff. parall.). Auf dem Laubhüttenfest, das
Jesus in Jerusalem feierte, wurden Viele vom Volk an
ihn glaubig, indem sie dachten, ὅτι ὁ Χριςὸς ὅταν ἔλϑῃ,
1) S. die im 1ten Band, Einleitung S. 73. Anm., angeführten
Stellen, wozu noch genommen werden kann 4 Esdr. 13, 50.
(Fabric. Cod. pseudepigr. V. T. 2, S. 286) und Sohar Exod.
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tholdt's Christol. §. 33, not. 1.).
Das Leben Jesu II. Band. 1
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/20>, abgerufen am 19.11.2024.
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