Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Achtes Kapitel. §. 80. auch 6, 5 ff. mit Matth. 14, 16 f.); in Bezug auf das Lo-kal weiss man in der Regel genau, in welcher Ortschaft oder Gegend eine Begebenheit vorgefallen; von der fleissi- gen Chronologie dieses Evangeliums ist schon oben die Rede gewesen, und was die Hauptsache ist, seinen Er- zählungen ist eine Anschaulichkeit und Lebendigkeit eigen, welche man, wie sie sich z. B. in der Erzählung vom Blindgebornen und von der Wiedererweckung des Lazarus zeigt, im ersten Evangelium vergeblich sucht. Auch bei den zwei mittlern Evangelisten fehlt es an unbestimmten Bezeichnungen der Zeit (z. B. Marc. 8, 1. Luc. 5, 17. 8, 22.) des Ortes (Marc. 3, 13. Luc. 6, 12.) und der Per- sonen (Marc. 10, 17. Luc. 13, 23.) nicht, ebensowenig an An- gaben, dass Jesus alle Städte bereist und alle Kranke geheilt habe (Marc. 1, 32 ff. 38 f. Luc. 4, 40 f.): nicht selten jedoch finden sich bei ihnen die von Matthäus nur allgemein an- gegebenen Verhältnisse individualisirt, indem nicht allein Lukas, wie wir schon gesehen haben, von Reden Jesu die bei Matthäus verschwiegene besondere Veranlassung her- vorhebt, sondern er und Markus auch Personen, welche jener nur unbestimmt zu bezeichnen weiss, bei Amt oder Namen nennen (Matth. 9, 18. Marc. 5, 22. Luc. 8, 41. Matth. 19, 16. Luc. 18, 18. Matth. 20, 30. Marc. 10, 46); vor Allem aber in anschaulicher Schilderung der einzelnen Begebenheiten ist Lukas und noch mehr Markus dem Matthäus entschieden überlegen: man vergleiche nur von dem bereits Vorgekommenen die Erzählungen des Mat- thäus und des Markus von der Hinrichtung des Täufers (Matth. 14, 3 ff. Marc. 6, 17 ff.), und von dem noch nicht Dagewesenen vor Allem die Erzählung von dem (oder den) Besessenen aus Gadara (Matth. 8, 28 ff. parall.). Daraus hat nun die neueste Kritik für den Verfas- Achtes Kapitel. §. 80. auch 6, 5 ff. mit Matth. 14, 16 f.); in Bezug auf das Lo-kal weiſs man in der Regel genau, in welcher Ortschaft oder Gegend eine Begebenheit vorgefallen; von der fleissi- gen Chronologie dieses Evangeliums ist schon oben die Rede gewesen, und was die Hauptsache ist, seinen Er- zählungen ist eine Anschaulichkeit und Lebendigkeit eigen, welche man, wie sie sich z. B. in der Erzählung vom Blindgebornen und von der Wiedererweckung des Lazarus zeigt, im ersten Evangelium vergeblich sucht. Auch bei den zwei mittlern Evangelisten fehlt es an unbestimmten Bezeichnungen der Zeit (z. B. Marc. 8, 1. Luc. 5, 17. 8, 22.) des Ortes (Marc. 3, 13. Luc. 6, 12.) und der Per- sonen (Marc. 10, 17. Luc. 13, 23.) nicht, ebensowenig an An- gaben, daſs Jesus alle Städte bereist und alle Kranke geheilt habe (Marc. 1, 32 ff. 38 f. Luc. 4, 40 f.): nicht selten jedoch finden sich bei ihnen die von Matthäus nur allgemein an- gegebenen Verhältnisse individualisirt, indem nicht allein Lukas, wie wir schon gesehen haben, von Reden Jesu die bei Matthäus verschwiegene besondere Veranlassung her- vorhebt, sondern er und Markus auch Personen, welche jener nur unbestimmt zu bezeichnen weiſs, bei Amt oder Namen nennen (Matth. 9, 18. Marc. 5, 22. Luc. 8, 41. Matth. 19, 16. Luc. 18, 18. Matth. 20, 30. Marc. 10, 46); vor Allem aber in anschaulicher Schilderung der einzelnen Begebenheiten ist Lukas und noch mehr Markus dem Matthäus entschieden überlegen: man vergleiche nur von dem bereits Vorgekommenen die Erzählungen des Mat- thäus und des Markus von der Hinrichtung des Täufers (Matth. 14, 3 ff. Marc. 6, 17 ff.), und von dem noch nicht Dagewesenen vor Allem die Erzählung von dem (oder den) Besessenen aus Gadara (Matth. 8, 28 ff. parall.). 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Achtes Kapitel. §. 80.
auch 6, 5 ff. mit Matth. 14, 16 f.); in Bezug auf das Lo-
kal weiſs man in der Regel genau, in welcher Ortschaft
oder Gegend eine Begebenheit vorgefallen; von der fleissi-
gen Chronologie dieses Evangeliums ist schon oben die
Rede gewesen, und was die Hauptsache ist, seinen Er-
zählungen ist eine Anschaulichkeit und Lebendigkeit eigen,
welche man, wie sie sich z. B. in der Erzählung vom
Blindgebornen und von der Wiedererweckung des Lazarus
zeigt, im ersten Evangelium vergeblich sucht. Auch bei
den zwei mittlern Evangelisten fehlt es an unbestimmten
Bezeichnungen der Zeit (z. B. Marc. 8, 1. Luc. 5, 17.
8, 22.) des Ortes (Marc. 3, 13. Luc. 6, 12.) und der Per-
sonen (Marc. 10, 17. Luc. 13, 23.) nicht, ebensowenig an An-
gaben, daſs Jesus alle Städte bereist und alle Kranke geheilt
habe (Marc. 1, 32 ff. 38 f. Luc. 4, 40 f.): nicht selten jedoch
finden sich bei ihnen die von Matthäus nur allgemein an-
gegebenen Verhältnisse individualisirt, indem nicht allein
Lukas, wie wir schon gesehen haben, von Reden Jesu die
bei Matthäus verschwiegene besondere Veranlassung her-
vorhebt, sondern er und Markus auch Personen, welche
jener nur unbestimmt zu bezeichnen weiſs, bei Amt oder
Namen nennen (Matth. 9, 18. Marc. 5, 22. Luc. 8, 41.
Matth. 19, 16. Luc. 18, 18. Matth. 20, 30. Marc. 10, 46);
vor Allem aber in anschaulicher Schilderung der einzelnen
Begebenheiten ist Lukas und noch mehr Markus dem
Matthäus entschieden überlegen: man vergleiche nur von
dem bereits Vorgekommenen die Erzählungen des Mat-
thäus und des Markus von der Hinrichtung des Täufers
(Matth. 14, 3 ff. Marc. 6, 17 ff.), und von dem noch nicht
Dagewesenen vor Allem die Erzählung von dem (oder den)
Besessenen aus Gadara (Matth. 8, 28 ff. parall.).
Daraus hat nun die neueste Kritik für den Verfas-
ser des vierten Evangeliums eine Bestätigung seiner an-
geblichen Autopsie, für die der beiden mittleren Evange-
lien wenigstens so viel entnehmen zu können geglaubt,
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