de sich erweiterte, und namentlich auch in Samarien sich dem Evangelium eine grosse Thüre aufgethan hatte, jene Äusserung als unglaublich cassirt, und nachgerade günsti- ge Aussprüche, am Ende selbst das engste Verhältniss zu den Samaritanern an die Stelle treten lassen?
In diesem Streite der Evangelien haben wir auch hier den Vortheil, die Apostelgeschichte als Schiedsrichterin auf- rufen zu können. Noch ehe auf höheren Antrieb Petrus den ersten Heiden in das neue Reich des Messias aufgenom- men hatte, war aus Veranlassung der thlipsis genomene epi Ste- phano der Diakonus Philippus eis polin Samareias gereist, wo er den Christus verkündigte und durch Wunder aller Art viele Samaritaner zum Glauben und zur Annahme der Taufe bewog (A. G. 8, 5. ff.). Diese Erzählung bildet mit der früher betrachteten von der Aufnahme der ersten Hei- den einen völligen Gegensaz; während es dort die ausseror- dentlichsten Vorbereitungen durch ein Gesicht und einen besondern Antrieb des pneuma bedurfte, um den Petrus den Heiden zu nähern: so fängt hier Philippus, und zwar oh- ne noch jenen Vorgang zu haben, ohne Weiteres in Sama- rien zu taufen an. Damit man aber nicht etwa sage, der Diakonus sei vielleicht liberaler als der Apostel gesinnt gewesen, so kommt sofort Petrus selbst mit Johannes nach Samarien, und auch diess ist ein Zug weiter in dem Ge- gensaz der beiden Erzählungen, dass, während dort die Aufnahme der ersten Heiden bei der Muttergemeinde in Je- rusalem einen höchst ungünstigen Eindruck machte, hier die Kunde, oti dedektai e Samareia ton logon tou theou, beifällig aufgenommen und das vornehmste Apostelpaar ab- geschickt wird, um das Werk des Philippus zu bestätigen und zu vollenden. Hier wäre es gar nicht unwahrschein- lich, dass man wirklich einen Vorgang Jesu selbst gehabt hätte, nur dass sich fragt, ob er in blossen Äusserungen Je- su zu Gunsten der Samaritaner, oder in einem wirklichen Anfang, den er bei ihnen gemacht, bestanden habe?
Zweiter Abschnitt.
de sich erweiterte, und namentlich auch in Samarien sich dem Evangelium eine groſse Thüre aufgethan hatte, jene Äusserung als unglaublich cassirt, und nachgerade günsti- ge Aussprüche, am Ende selbst das engste Verhältniſs zu den Samaritanern an die Stelle treten lassen?
In diesem Streite der Evangelien haben wir auch hier den Vortheil, die Apostelgeschichte als Schiedsrichterin auf- rufen zu können. Noch ehe auf höheren Antrieb Petrus den ersten Heiden in das neue Reich des Messias aufgenom- men hatte, war aus Veranlassung der ϑλίψις γενομένη ἐπὶ Στε- φάνῳ der Diakonus Philippus εἰς πόλιν Σαμαρείας gereist, wo er den Christus verkündigte und durch Wunder aller Art viele Samaritaner zum Glauben und zur Annahme der Taufe bewog (A. G. 8, 5. ff.). Diese Erzählung bildet mit der früher betrachteten von der Aufnahme der ersten Hei- den einen völligen Gegensaz; während es dort die ausseror- dentlichsten Vorbereitungen durch ein Gesicht und einen besondern Antrieb des πνεῦμα bedurfte, um den Petrus den Heiden zu nähern: so fängt hier Philippus, und zwar oh- ne noch jenen Vorgang zu haben, ohne Weiteres in Sama- rien zu taufen an. Damit man aber nicht etwa sage, der Diakonus sei vielleicht liberaler als der Apostel gesinnt gewesen, so kommt sofort Petrus selbst mit Johannes nach Samarien, und auch dieſs ist ein Zug weiter in dem Ge- gensaz der beiden Erzählungen, daſs, während dort die Aufnahme der ersten Heiden bei der Muttergemeinde in Je- rusalem einen höchst ungünstigen Eindruck machte, hier die Kunde, ὅτι δέδεκται ἡ Σαμαρεία τὸν λόγον τοῦ ϑεοῦ, beifällig aufgenommen und das vornehmste Apostelpaar ab- geschickt wird, um das Werk des Philippus zu bestätigen und zu vollenden. Hier wäre es gar nicht unwahrschein- lich, daſs man wirklich einen Vorgang Jesu selbst gehabt hätte, nur daſs sich fragt, ob er in bloſsen Äusserungen Je- su zu Gunsten der Samaritaner, oder in einem wirklichen Anfang, den er bei ihnen gemacht, bestanden habe?
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Zweiter Abschnitt.
de sich erweiterte, und namentlich auch in Samarien sich
dem Evangelium eine groſse Thüre aufgethan hatte, jene
Äusserung als unglaublich cassirt, und nachgerade günsti-
ge Aussprüche, am Ende selbst das engste Verhältniſs zu
den Samaritanern an die Stelle treten lassen?
In diesem Streite der Evangelien haben wir auch hier
den Vortheil, die Apostelgeschichte als Schiedsrichterin auf-
rufen zu können. Noch ehe auf höheren Antrieb Petrus
den ersten Heiden in das neue Reich des Messias aufgenom-
men hatte, war aus Veranlassung der ϑλίψις γενομένη ἐπὶ Στε-
φάνῳ der Diakonus Philippus εἰς πόλιν Σαμαρείας gereist,
wo er den Christus verkündigte und durch Wunder aller
Art viele Samaritaner zum Glauben und zur Annahme der
Taufe bewog (A. G. 8, 5. ff.). Diese Erzählung bildet mit
der früher betrachteten von der Aufnahme der ersten Hei-
den einen völligen Gegensaz; während es dort die ausseror-
dentlichsten Vorbereitungen durch ein Gesicht und einen
besondern Antrieb des πνεῦμα bedurfte, um den Petrus den
Heiden zu nähern: so fängt hier Philippus, und zwar oh-
ne noch jenen Vorgang zu haben, ohne Weiteres in Sama-
rien zu taufen an. Damit man aber nicht etwa sage, der
Diakonus sei vielleicht liberaler als der Apostel gesinnt
gewesen, so kommt sofort Petrus selbst mit Johannes nach
Samarien, und auch dieſs ist ein Zug weiter in dem Ge-
gensaz der beiden Erzählungen, daſs, während dort die
Aufnahme der ersten Heiden bei der Muttergemeinde in Je-
rusalem einen höchst ungünstigen Eindruck machte, hier
die Kunde, ὅτι δέδεκται ἡ Σαμαρεία τὸν λόγον τοῦ ϑεοῦ,
beifällig aufgenommen und das vornehmste Apostelpaar ab-
geschickt wird, um das Werk des Philippus zu bestätigen
und zu vollenden. Hier wäre es gar nicht unwahrschein-
lich, daſs man wirklich einen Vorgang Jesu selbst gehabt
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su zu Gunsten der Samaritaner, oder in einem wirklichen
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/534>, abgerufen am 25.11.2024.
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