nicht er selbst schon früher den Jüngern diese Eröffnung gemacht haben, weder in der Art, wie Johannes berich- tet, noch auch nur so, wie er bei Matthäus in der Berg- rede und sonst sich unumwunden die messianische Stel- lung giebt.
Indem so die synoptische Darstellung in diesem Punkte nicht allein der johanneischen, sondern auch sich selbst widerspricht: so scheint sie gegen die leztere, in sich ein- stimmige, unbedingt aufgegeben werden zu müssen, und mit Recht hat ihr die Kritik den Vorwurf einer Verwirrung der messianischen Oeconomie im Leben Jesu gemacht 3). Doch wir dürfen auch hier unseres sonst bewährten Kanons nicht vergessen, dass bei verherrlichenden Relatio- nen, wie unsre Evangelien sind, in streitigen Fällen immer diejenige Angabe die minder glaubwürdige ist, welche je- nem Zweck der Verherrlichung am meisten entspricht. Diess aber ist hier mit der johanneischen Darstellung der Fall, nach welcher Jesus von Anfang bis zu Ende seiner öffentlichen Wirksamkeit im unveränderten messianischen Glanze strahlt, während er bei den Synoptikern in dieser Hinsicht gleichsam einem Wechsel des Lichtes unterwor- fen ist. Hat auf diese Weise die Darstellung der drei er- sten Evangelisten ein Kriterium grösserer Wahrscheinlich- keit für sich, so kann sie doch in der Ordnung, in wel- cher sie auf unumwundene Erklärungen und Anerkennt- nisse der Messianität Jesu wieder ein Nichtwissen und Verbergen derselben folgen lässt, unmöglich richtig sein, sondern wir müssen annehmen, die Synoptiker haben zwei verschiedene Abschnitte des öffentlichen Lebens Jesu unter-
te in den Parallelstellen der beiden andern Synoptiker zeigt: dieselben für einen Zusatz zu halten, welchen der Verf. des ersten Evangeliums aus seiner Überzeugung heraus Jesu am unrechten Orte in den Mund gelegt habe.
3)Schneckenburger, über den Ursprung u. s. f. S. 28 f.
Viertes Kapitel. §. 58.
nicht er selbst schon früher den Jüngern diese Eröffnung gemacht haben, weder in der Art, wie Johannes berich- tet, noch auch nur so, wie er bei Matthäus in der Berg- rede und sonst sich unumwunden die messianische Stel- lung giebt.
Indem so die synoptische Darstellung in diesem Punkte nicht allein der johanneischen, sondern auch sich selbst widerspricht: so scheint sie gegen die leztere, in sich ein- stimmige, unbedingt aufgegeben werden zu müssen, und mit Recht hat ihr die Kritik den Vorwurf einer Verwirrung der messianischen Oeconomie im Leben Jesu gemacht 3). Doch wir dürfen auch hier unseres sonst bewährten Kanons nicht vergessen, daſs bei verherrlichenden Relatio- nen, wie unsre Evangelien sind, in streitigen Fällen immer diejenige Angabe die minder glaubwürdige ist, welche je- nem Zweck der Verherrlichung am meisten entspricht. Dieſs aber ist hier mit der johanneischen Darstellung der Fall, nach welcher Jesus von Anfang bis zu Ende seiner öffentlichen Wirksamkeit im unveränderten messianischen Glanze strahlt, während er bei den Synoptikern in dieser Hinsicht gleichsam einem Wechsel des Lichtes unterwor- fen ist. Hat auf diese Weise die Darstellung der drei er- sten Evangelisten ein Kriterium grösserer Wahrscheinlich- keit für sich, so kann sie doch in der Ordnung, in wel- cher sie auf unumwundene Erklärungen und Anerkennt- nisse der Messianität Jesu wieder ein Nichtwissen und Verbergen derselben folgen lässt, unmöglich richtig sein, sondern wir müssen annehmen, die Synoptiker haben zwei verschiedene Abschnitte des öffentlichen Lebens Jesu unter-
te in den Parallelstellen der beiden andern Synoptiker zeigt: dieselben für einen Zusatz zu halten, welchen der Verf. des ersten Evangeliums aus seiner Überzeugung heraus Jesu am unrechten Orte in den Mund gelegt habe.
3)Schneckenburger, über den Ursprung u. s. f. S. 28 f.
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Viertes Kapitel. §. 58.
nicht er selbst schon früher den Jüngern diese Eröffnung
gemacht haben, weder in der Art, wie Johannes berich-
tet, noch auch nur so, wie er bei Matthäus in der Berg-
rede und sonst sich unumwunden die messianische Stel-
lung giebt.
Indem so die synoptische Darstellung in diesem Punkte
nicht allein der johanneischen, sondern auch sich selbst
widerspricht: so scheint sie gegen die leztere, in sich ein-
stimmige, unbedingt aufgegeben werden zu müssen, und
mit Recht hat ihr die Kritik den Vorwurf einer Verwirrung
der messianischen Oeconomie im Leben Jesu gemacht 3).
Doch wir dürfen auch hier unseres sonst bewährten
Kanons nicht vergessen, daſs bei verherrlichenden Relatio-
nen, wie unsre Evangelien sind, in streitigen Fällen immer
diejenige Angabe die minder glaubwürdige ist, welche je-
nem Zweck der Verherrlichung am meisten entspricht.
Dieſs aber ist hier mit der johanneischen Darstellung der
Fall, nach welcher Jesus von Anfang bis zu Ende seiner
öffentlichen Wirksamkeit im unveränderten messianischen
Glanze strahlt, während er bei den Synoptikern in dieser
Hinsicht gleichsam einem Wechsel des Lichtes unterwor-
fen ist. Hat auf diese Weise die Darstellung der drei er-
sten Evangelisten ein Kriterium grösserer Wahrscheinlich-
keit für sich, so kann sie doch in der Ordnung, in wel-
cher sie auf unumwundene Erklärungen und Anerkennt-
nisse der Messianität Jesu wieder ein Nichtwissen und
Verbergen derselben folgen lässt, unmöglich richtig sein,
sondern wir müssen annehmen, die Synoptiker haben zwei
verschiedene Abschnitte des öffentlichen Lebens Jesu unter-
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3) Schneckenburger, über den Ursprung u. s. f. S. 28 f.
2) te in den Parallelstellen der beiden andern Synoptiker zeigt:
dieselben für einen Zusatz zu halten, welchen der Verf. des
ersten Evangeliums aus seiner Überzeugung heraus Jesu am
unrechten Orte in den Mund gelegt habe.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/497>, abgerufen am 25.11.2024.
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