Waren auf diese Weise die himmlische Stimme und der als Taube herabschwebende göttliche Geist aus jüdischen Zeitvorstellungen Bestandtheile der christlichen Sage von den Umständen bei Jesu Taufe geworden: so ergab sich als ergänzender Zug das Sichaufthun des Himmels von selbst, weil nämlich das einmal sinnlich vorgestellte pneuma doch auch eine Gasse haben musste, um durch das Himmelsge- wölbe auf Jesum herunterkommen zu können 20).
Was wir bis jetzt gefunden haben, den blos mythischen Werth der angeblich wunderbaren Umstände bei der Taufe Jesu, hätten wir weit kürzer auf dem Wege eines Schlus- ses aus dem Resultat des vorigen Kapitels finden können; denn wenn diesem z folge Johannes Jesum nicht als den Messias anerkannt hat: so können auch bei Jesu Taufe keine Erscheinungen vorgefallen sein, welche den Johan- nes von seiner Messianität hätten überzeugen müssen. Nun wir aber auf den mythischen Charakter der Taufbegeben- heiten gekommen sind, ohne das Resultat des vorigen Ka- pitels irgend vorauszusetzen: so können die beiden unab- hängig von einander gefundenen Ergebnisse sich gegensei- tig zur Bestätigung dienen.
Sind nach dem Bisherigen alle näheren Umstände der Taufe Jesu unhistorisch: so fragt es sich, ob auch das Datum selbst, dass Jesus von Johannes die Taufe empfan- gen, zum blos Mythischen zu schlagen ist? Fritzsche scheint hiezu nicht ganz ungeneigt, wenn er es dahingestellt sein lässt, ob die ältesten Christen historisch gewusst, oder nur in Gemässheit ihrer messianischen Erwartungen gemeint haben, Jesus sei durch Johannes als seinen Vorläufer in das messianische Amt eingeweiht worden 21). Ich möchte
deutung hervorgegangne jüdische Beschuldigung, s. Stäud- lin's und Tzschirner's Archiv 1, 3, S. 66. vgl. 55. 59. 64.; Lücke, 1, S. 367.
20) s. Fritzsche, Comm. in Matth. S. 148.
21) a. a. O. S. 153.
Zweites Kapitel. §. 47.
Waren auf diese Weise die himmlische Stimme und der als Taube herabschwebende göttliche Geist aus jüdischen Zeitvorstellungen Bestandtheile der christlichen Sage von den Umständen bei Jesu Taufe geworden: so ergab sich als ergänzender Zug das Sichaufthun des Himmels von selbst, weil nämlich das einmal sinnlich vorgestellte πνεῦμα doch auch eine Gasse haben muſste, um durch das Himmelsge- wölbe auf Jesum herunterkommen zu können 20).
Was wir bis jetzt gefunden haben, den blos mythischen Werth der angeblich wunderbaren Umstände bei der Taufe Jesu, hätten wir weit kürzer auf dem Wege eines Schlus- ses aus dem Resultat des vorigen Kapitels finden können; denn wenn diesem z folge Johannes Jesum nicht als den Messias anerkannt hat: so können auch bei Jesu Taufe keine Erscheinungen vorgefallen sein, welche den Johan- nes von seiner Messianität hätten überzeugen müssen. Nun wir aber auf den mythischen Charakter der Taufbegeben- heiten gekommen sind, ohne das Resultat des vorigen Ka- pitels irgend vorauszusetzen: so können die beiden unab- hängig von einander gefundenen Ergebnisse sich gegensei- tig zur Bestätigung dienen.
Sind nach dem Bisherigen alle näheren Umstände der Taufe Jesu unhistorisch: so fragt es sich, ob auch das Datum selbst, daſs Jesus von Johannes die Taufe empfan- gen, zum blos Mythischen zu schlagen ist? Fritzsche scheint hiezu nicht ganz ungeneigt, wenn er es dahingestellt sein läſst, ob die ältesten Christen historisch gewuſst, oder nur in Gemäſsheit ihrer messianischen Erwartungen gemeint haben, Jesus sei durch Johannes als seinen Vorläufer in das messianische Amt eingeweiht worden 21). Ich möchte
deutung hervorgegangne jüdische Beschuldigung, s. Stäud- lin's und Tzschirner's Archiv 1, 3, S. 66. vgl. 55. 59. 64.; Lücke, 1, S. 367.
20) s. Fritzsche, Comm. in Matth. S. 148.
21) a. a. O. S. 153.
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Zweites Kapitel. §. 47.
Waren auf diese Weise die himmlische Stimme und der
als Taube herabschwebende göttliche Geist aus jüdischen
Zeitvorstellungen Bestandtheile der christlichen Sage von
den Umständen bei Jesu Taufe geworden: so ergab sich als
ergänzender Zug das Sichaufthun des Himmels von selbst,
weil nämlich das einmal sinnlich vorgestellte πνεῦμα doch
auch eine Gasse haben muſste, um durch das Himmelsge-
wölbe auf Jesum herunterkommen zu können 20).
Was wir bis jetzt gefunden haben, den blos mythischen
Werth der angeblich wunderbaren Umstände bei der Taufe
Jesu, hätten wir weit kürzer auf dem Wege eines Schlus-
ses aus dem Resultat des vorigen Kapitels finden können;
denn wenn diesem z folge Johannes Jesum nicht als den
Messias anerkannt hat: so können auch bei Jesu Taufe
keine Erscheinungen vorgefallen sein, welche den Johan-
nes von seiner Messianität hätten überzeugen müssen. Nun
wir aber auf den mythischen Charakter der Taufbegeben-
heiten gekommen sind, ohne das Resultat des vorigen Ka-
pitels irgend vorauszusetzen: so können die beiden unab-
hängig von einander gefundenen Ergebnisse sich gegensei-
tig zur Bestätigung dienen.
Sind nach dem Bisherigen alle näheren Umstände der
Taufe Jesu unhistorisch: so fragt es sich, ob auch das
Datum selbst, daſs Jesus von Johannes die Taufe empfan-
gen, zum blos Mythischen zu schlagen ist? Fritzsche scheint
hiezu nicht ganz ungeneigt, wenn er es dahingestellt sein
läſst, ob die ältesten Christen historisch gewuſst, oder nur
in Gemäſsheit ihrer messianischen Erwartungen gemeint
haben, Jesus sei durch Johannes als seinen Vorläufer in
das messianische Amt eingeweiht worden 21). Ich möchte
19)
20) s. Fritzsche, Comm. in Matth. S. 148.
21) a. a. O. S. 153.
19) deutung hervorgegangne jüdische Beschuldigung, s. Stäud-
lin's und Tzschirner's Archiv 1, 3, S. 66. vgl. 55. 59. 64.;
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/413>, abgerufen am 25.11.2024.
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