Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Erstes Kapitel. §. 44. mahl den Johannes als einen heiligen Mann scheute, ihnbei Gelegenheit selbst gerne hörte, und seinem Rath nicht selten Folge leistete (V. 19 f.) 7). Hier hat nun ebenfalls wieder das individuell Charakteristische der Erzählung des Markus die Erklärer bewogen, seiner Darstellung den Vor- zug vor der des Matthäus zu geben 8). Allein auch hier kann man gerade in diesen Ausmalungen und Änderungen bei Markus die Spur des Traditionellen zu erkennen glau- ben, zumal auch Josephus nur vom Volke sagt: erthesan te akroasei ton logon, den Herodes aber als denjenigen aufführt, welcher deisas kreitton egeitai (ton Ioannen) anairein. Wie nahe lag es nämlich, zu weiterer Erhebung des Täufers den Contrast herbeizuführen, dass selbst der Fürst, gegen welchen er gesprochen und der ihn desswe- gen verhaftet hatte, im Gewissen gehalten gewesen sei, ihn zu achten, und nur sein rachsüchtiges Weib [zu] seinem Bedauern ihm den Mordbefehl abgelistet habe. Mit dem Charakter des Antipas, wie wir ihn sonsther kennen, ist die Darstellung des Matthäus ohnehin nicht unverträglich 9). Eine Spur des Sagenhaften wenigstens wird man aus 7) vergl. Fritzsche, Comm. in Marc. p. 225. 8) z. B. Schneckenburger, über den Ursprung des ersten kano- nischen Evangeliums, S. 86 f. Dass das elupethe des Mat- thäus V. 9. kein Widerspruch dieses Evangelisten mit sich selber ist, darüber vergl. Fritzsche z. d. St. 9) s. Winer, b. Realwörterb. d. A. Herodes Antipas.
Erstes Kapitel. §. 44. mahl den Johannes als einen heiligen Mann scheute, ihnbei Gelegenheit selbst gerne hörte, und seinem Rath nicht selten Folge leistete (V. 19 f.) 7). Hier hat nun ebenfalls wieder das individuell Charakteristische der Erzählung des Markus die Erklärer bewogen, seiner Darstellung den Vor- zug vor der des Matthäus zu geben 8). Allein auch hier kann man gerade in diesen Ausmalungen und Änderungen bei Markus die Spur des Traditionellen zu erkennen glau- ben, zumal auch Josephus nur vom Volke sagt: ᾔρϑησαν τῇ ακροάσει τῶν λόγων, den Herodes aber als denjenigen aufführt, welcher δείσας κρεῖττον ἡγεῖται (τὸν Ἰωάννην) ἀναιρεῖν. Wie nahe lag es nämlich, zu weiterer Erhebung des Täufers den Contrast herbeizuführen, daſs selbst der Fürst, gegen welchen er gesprochen und der ihn deſswe- gen verhaftet hatte, im Gewissen gehalten gewesen sei, ihn zu achten, und nur sein rachsüchtiges Weib [zu] seinem Bedauern ihm den Mordbefehl abgelistet habe. Mit dem Charakter des Antipas, wie wir ihn sonsther kennen, ist die Darstellung des Matthäus ohnehin nicht unverträglich 9). Eine Spur des Sagenhaften wenigstens wird man aus 7) vergl. Fritzsche, Comm. in Marc. p. 225. 8) z. B. Schneckenburger, über den Ursprung des ersten kano- nischen Evangeliums, S. 86 f. Dass das ἐλυπήϑη des Mat- thäus V. 9. kein Widerspruch dieses Evangelisten mit sich selber ist, darüber vergl. Fritzsche z. d. St. 9) s. Winer, b. Realwörterb. d. A. Herodes Antipas.
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Erstes Kapitel. §. 44.
mahl den Johannes als einen heiligen Mann scheute, ihn
bei Gelegenheit selbst gerne hörte, und seinem Rath nicht
selten Folge leistete (V. 19 f.) 7). Hier hat nun ebenfalls
wieder das individuell Charakteristische der Erzählung des
Markus die Erklärer bewogen, seiner Darstellung den Vor-
zug vor der des Matthäus zu geben 8). Allein auch hier
kann man gerade in diesen Ausmalungen und Änderungen
bei Markus die Spur des Traditionellen zu erkennen glau-
ben, zumal auch Josephus nur vom Volke sagt: ᾔρϑησαν
τῇ ακροάσει τῶν λόγων, den Herodes aber als denjenigen
aufführt, welcher δείσας κρεῖττον ἡγεῖται (τὸν Ἰωάννην)
ἀναιρεῖν. Wie nahe lag es nämlich, zu weiterer Erhebung
des Täufers den Contrast herbeizuführen, daſs selbst der
Fürst, gegen welchen er gesprochen und der ihn deſswe-
gen verhaftet hatte, im Gewissen gehalten gewesen sei, ihn
zu achten, und nur sein rachsüchtiges Weib zu seinem
Bedauern ihm den Mordbefehl abgelistet habe. Mit dem
Charakter des Antipas, wie wir ihn sonsther kennen, ist
die Darstellung des Matthäus ohnehin nicht unverträglich 9).
Eine Spur des Sagenhaften wenigstens wird man aus
unsern evangelischen Berichten über des Täufers Ende
nicht wohl wegerklären können. Jeder nämlich, der sie
liest, wird den Eindruck bekommen, als wäre der abge-
schlagene Kopf des Johannes noch über Tisch präsentirt
worden, also das Gefängniſs desselben ganz in der Nähe
gewesen. Nun aber erfahren wir aus der angeführten Stelle
des Josephus, daſs der Täufer in Machärus, einem festen
Platz an der Südgränze von Peräa, gefangen gesessen ha-
be, wogegen die Residenz des Herodes in dem eine Täg-
7) vergl. Fritzsche, Comm. in Marc. p. 225.
8) z. B. Schneckenburger, über den Ursprung des ersten kano-
nischen Evangeliums, S. 86 f. Dass das ἐλυπήϑη des Mat-
thäus V. 9. kein Widerspruch dieses Evangelisten mit sich
selber ist, darüber vergl. Fritzsche z. d. St.
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