Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Zweiter Abschnitt. §. 44. Die Hinrichtung des Täufers Johannes. Anhangsweise nehmen wir hier gleich dasjenige vor, wusstsein seiner Unzulänglichkeit zurückgetreten, Jesus aber durch eine Naturbegebenheit bei seiner Taufe in der Über- zeugung, der Messias zu sein, bestärkt worden sei. Winer, unter dem Artikel Johannes in seinem bibl. Real- wörterbuch, 1, S. 690 ff. hat zwar die richtige Einsicht in die unausgleichbare Differenz zwischen der synoptischen und johanneischen Darstellung des Täufers, so wie darüber, dass die letztere die Farbe johanneischer Gnosis trage; aber von dem theilweise sagenhaften Charakter auch der synoptischen Berichte hat er keine Ahnung, sondern setzt aus Lukas die Verwandtschaft und das Altersverhältniss, aus Matthäus die frühere Bekanntschaft Beider voraus, und glaubt auch uner- achtet dieses Verhältnisses die späteren in der Sendung aus dem Kerker bewiesenen Zweifel des Täufers aus seinen A. T.lichen Messiasvorstellungen begreifen zu können. Auch Hase, §. 46. seines Lebens Jesu, findet es noch wahr- scheinlich, dass Johannes ein Blutsfreund von Jesus gewesen sei und mit ihm in einer auf höchste Achtung gegründeten Freundschaft gestanden habe, ohne übrigens vor der Taufe dessen messianische Bestimmung zu kennen. Besonders aber giebt diesem Theologen die Aufopferung, mit welcher der Täufer, sobald er die messianische Bestimmung Jesu erkannt hatte, sich unter ihn stellte, zu einem effektvollen Schlusse seines ersten Theiles Veranlassung. Ich begnüge mich, diese Ansichten anzuführen, da ihre Kritik bereits in der bisherigen Ausführung gegeben ist. 1) Antiq. 18, 5. 2.
Zweiter Abschnitt. §. 44. Die Hinrichtung des Täufers Johannes. Anhangsweise nehmen wir hier gleich dasjenige vor, wusstsein seiner Unzulänglichkeit zurückgetreten, Jesus aber durch eine Naturbegebenheit bei seiner Taufe in der Über- zeugung, der Messias zu sein, bestärkt worden sei. Winer, unter dem Artikel Johannes in seinem bibl. Real- wörterbuch, 1, S. 690 ff. hat zwar die richtige Einsicht in die unausgleichbare Differenz zwischen der synoptischen und johanneischen Darstellung des Täufers, so wie darüber, dass die letztere die Farbe johanneischer Gnosis trage; aber von dem theilweise sagenhaften Charakter auch der synoptischen Berichte hat er keine Ahnung, sondern setzt aus Lukas die Verwandtschaft und das Altersverhältniss, aus Matthäus die frühere Bekanntschaft Beider voraus, und glaubt auch uner- achtet dieses Verhältnisses die späteren in der Sendung aus dem Kerker bewiesenen Zweifel des Täufers aus seinen A. T.lichen Messiasvorstellungen begreifen zu können. Auch Hase, §. 46. seines Lebens Jesu, findet es noch wahr- scheinlich, dass Johannes ein Blutsfreund von Jesus gewesen sei und mit ihm in einer auf höchste Achtung gegründeten Freundschaft gestanden habe, ohne übrigens vor der Taufe dessen messianische Bestimmung zu kennen. Besonders aber giebt diesem Theologen die Aufopferung, mit welcher der Täufer, sobald er die messianische Bestimmung Jesu erkannt hatte, sich unter ihn stellte, zu einem effektvollen Schlusse seines ersten Theiles Veranlassung. Ich begnüge mich, diese Ansichten anzuführen, da ihre Kritik bereits in der bisherigen Ausführung gegeben ist. 1) Antiq. 18, 5. 2.
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Zweiter Abschnitt.
§. 44.
Die Hinrichtung des Täufers Johannes.
Anhangsweise nehmen wir hier gleich dasjenige vor,
was uns über das tragische Ende des Täufers Johannes ge-
meldet wird. Nach den übereinstimmenden Berichten der
Synoptiker und des Josephus 1) wurde er, nachdem er ei-
nige Zeit lang gefangen gesessen, auf Befehl des Herodes
Antipas, Tetrarchen von Galiläa, hingerichtet, und zwar
nach den N. T.lichen Nachrichten enthauptet (Matth. 14,
3 ff. Marc. 6, 17 ff. Luc. 9, 9.).
8)
1) Antiq. 18, 5. 2.
8) wusstsein seiner Unzulänglichkeit zurückgetreten, Jesus aber
durch eine Naturbegebenheit bei seiner Taufe in der Über-
zeugung, der Messias zu sein, bestärkt worden sei.
Winer, unter dem Artikel Johannes in seinem bibl. Real-
wörterbuch, 1, S. 690 ff. hat zwar die richtige Einsicht in
die unausgleichbare Differenz zwischen der synoptischen und
johanneischen Darstellung des Täufers, so wie darüber, dass
die letztere die Farbe johanneischer Gnosis trage; aber von
dem theilweise sagenhaften Charakter auch der synoptischen
Berichte hat er keine Ahnung, sondern setzt aus Lukas die
Verwandtschaft und das Altersverhältniss, aus Matthäus die
frühere Bekanntschaft Beider voraus, und glaubt auch uner-
achtet dieses Verhältnisses die späteren in der Sendung aus
dem Kerker bewiesenen Zweifel des Täufers aus seinen A.
T.lichen Messiasvorstellungen begreifen zu können.
Auch Hase, §. 46. seines Lebens Jesu, findet es noch wahr-
scheinlich, dass Johannes ein Blutsfreund von Jesus gewesen
sei und mit ihm in einer auf höchste Achtung gegründeten
Freundschaft gestanden habe, ohne übrigens vor der Taufe
dessen messianische Bestimmung zu kennen. Besonders aber
giebt diesem Theologen die Aufopferung, mit welcher der
Täufer, sobald er die messianische Bestimmung Jesu erkannt
hatte, sich unter ihn stellte, zu einem effektvollen Schlusse
seines ersten Theiles Veranlassung.
Ich begnüge mich, diese Ansichten anzuführen, da ihre
Kritik bereits in der bisherigen Ausführung gegeben ist.
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