desselben Propheten 1) dem Täufer namentlich eine Bezie- hung zu Elias gegeben. Dass Johannes, en pneumati kai dunamei Eliou auf Besserung des Volks hinwirkend, dem in der messianischen Zeit sein Volk heimsuchenden Kurios vorangehen werde, war nach Luc. 1, 17. schon vor seiner Geburt vorhergesagt. Bei Johannes (1, 21.) lehnt der Täu- fer auf die Frage der Abgesandten des Synedriums, ob er Elias sei? diese Würde ab, nach der gewöhnlichen Erklä- rung freilich nur in dem Sinn, dass er nicht der rohen Volksvorstellung gemäss der leibhaftig wiedergekommene alte Seher sei, wogegen er das, was die Synoptiker von ihm sagen, ein Mann im Geiste des Elias zu sein, dieser Deutung zufolge selbst auch eingeräumt haben würde; in- dessen scheint es doch, wenn der vierte Evangelist mit der Vorstellung vom Täufer als andrem Elias vertraut gewesen wäre, so würde er ihm nicht auf die angegebene Frage ein so unumwundenes Nein in den Mund gelegt haben.
Diese dem vierten Evangelium eigenthümliche Scene, dass Johannes den Eliastitel nebst mehreren andern ausge- schlagen haben soll, verlangt noch eine genauere Betrach- tung, und zwar muss sie mit einer Erzählung des Lukas (3, 15. ff.) verglichen werden, mit welcher sie auffallende Ähnlichkeit hat. Wie bei Lukas das um den Täufer ver- sammelte Volk auf den Gedanken kommt, mepote autos eie o Khrisos; so fragen ihn bei Johannes Deputirte des Synedriums 2): su tis ei; was, nach der Antwort des Täufers zu schliessen, den Sinn haben muss: bist du, wie man von dir glaubt, der Messias 3)? Nach Lukas antwor-
1) 3, 23 f. (4, 4 f. LXX): Kai idou ego aposello umin Elian ton Thesbiten, prin elthein emeran Kuriou ten megalen kai epiphane. os apokatasesei kardian k. t. l.
2) So wird der Ausdruck oi Ioudaioi in unsrer Stelle von den erfahrensten Exegeten gedeutet. Vergl. Paulus, Lücke, Tho- luck z. d. St.
3)Lücke, a. a. O. S. 327.
Zweiter Abschnitt.
desselben Propheten 1) dem Täufer namentlich eine Bezie- hung zu Elias gegeben. Daſs Johannes, ἐν πνεύματι καὶ δυναμει Ἠλίου auf Besserung des Volks hinwirkend, dem in der messianischen Zeit sein Volk heimsuchenden Κύριος vorangehen werde, war nach Luc. 1, 17. schon vor seiner Geburt vorhergesagt. Bei Johannes (1, 21.) lehnt der Täu- fer auf die Frage der Abgesandten des Synedriums, ob er Elias sei? diese Würde ab, nach der gewöhnlichen Erklä- rung freilich nur in dem Sinn, daſs er nicht der rohen Volksvorstellung gemäſs der leibhaftig wiedergekommene alte Seher sei, wogegen er das, was die Synoptiker von ihm sagen, ein Mann im Geiste des Elias zu sein, dieser Deutung zufolge selbst auch eingeräumt haben würde; in- dessen scheint es doch, wenn der vierte Evangelist mit der Vorstellung vom Täufer als andrem Elias vertraut gewesen wäre, so würde er ihm nicht auf die angegebene Frage ein so unumwundenes Nein in den Mund gelegt haben.
Diese dem vierten Evangelium eigenthümliche Scene, daſs Johannes den Eliastitel nebst mehreren andern ausge- schlagen haben soll, verlangt noch eine genauere Betrach- tung, und zwar muſs sie mit einer Erzählung des Lukas (3, 15. ff.) verglichen werden, mit welcher sie auffallende Ähnlichkeit hat. Wie bei Lukas das um den Täufer ver- sammelte Volk auf den Gedanken kommt, μήποτε αὐτὸς εἴη ὁ Χριςός; so fragen ihn bei Johannes Deputirte des Synedriums 2): σὺ τις εἶ; was, nach der Antwort des Täufers zu schlieſsen, den Sinn haben muſs: bist du, wie man von dir glaubt, der Messias 3)? Nach Lukas antwor-
2) So wird der Ausdruck οἱ Ἰουδαῖοι in unsrer Stelle von den erfahrensten Exegeten gedeutet. Vergl. Paulus, Lücke, Tho- luck z. d. St.
3)Lücke, a. a. O. S. 327.
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Zweiter Abschnitt.
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hung zu Elias gegeben. Daſs Johannes, ἐν πνεύματι καὶ
δυναμει Ἠλίου auf Besserung des Volks hinwirkend, dem in
der messianischen Zeit sein Volk heimsuchenden Κύριος
vorangehen werde, war nach Luc. 1, 17. schon vor seiner
Geburt vorhergesagt. Bei Johannes (1, 21.) lehnt der Täu-
fer auf die Frage der Abgesandten des Synedriums, ob er
Elias sei? diese Würde ab, nach der gewöhnlichen Erklä-
rung freilich nur in dem Sinn, daſs er nicht der rohen
Volksvorstellung gemäſs der leibhaftig wiedergekommene
alte Seher sei, wogegen er das, was die Synoptiker von
ihm sagen, ein Mann im Geiste des Elias zu sein, dieser
Deutung zufolge selbst auch eingeräumt haben würde; in-
dessen scheint es doch, wenn der vierte Evangelist mit der
Vorstellung vom Täufer als andrem Elias vertraut gewesen
wäre, so würde er ihm nicht auf die angegebene Frage
ein so unumwundenes Nein in den Mund gelegt haben.
Diese dem vierten Evangelium eigenthümliche Scene,
daſs Johannes den Eliastitel nebst mehreren andern ausge-
schlagen haben soll, verlangt noch eine genauere Betrach-
tung, und zwar muſs sie mit einer Erzählung des Lukas
(3, 15. ff.) verglichen werden, mit welcher sie auffallende
Ähnlichkeit hat. Wie bei Lukas das um den Täufer ver-
sammelte Volk auf den Gedanken kommt, μήποτε αὐτὸς
εἴη ὁ Χριςός; so fragen ihn bei Johannes Deputirte des
Synedriums 2): σὺ τις εἶ; was, nach der Antwort des
Täufers zu schlieſsen, den Sinn haben muſs: bist du, wie
man von dir glaubt, der Messias 3)? Nach Lukas antwor-
1) 3, 23 f. (4, 4 f. LXX): Καὶ ἰδοὺ ἐγὼ ἀποςέλλω ὑμῖν Ἠλίαν
τὸν Θεσβίτην, πρίν ἐλϑεῖν ἡμέραν Κυρίου τὴν μεγάλην
καὶ ἐπιφανῆ. ὃς ἀποκαταςήσει καρδίαν κ. τ. λ.
2) So wird der Ausdruck οἱ Ἰουδαῖοι in unsrer Stelle von den
erfahrensten Exegeten gedeutet. Vergl. Paulus, Lücke, Tho-
luck z. d. St.
3) Lücke, a. a. O. S. 327.
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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/380>, abgerufen am 19.07.2024.
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