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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Fünftes Kapitel. §. 38.
er verfertigt, finden sich bald als grössere bald als kleinere
bestimmt: nach Justin und dem Evangelium Thomae 3)
waren es arotra kai zuga, also was wir als Wagnerarbeit
bezeichnen würden; nach dem Evangelium infantiae ara-
bicum
4) Thüren, Melkgefässe, Siebe und Kästen; einmal
macht er auch dem König einen Thronsessel, also theils
Tischler- theils Bötticherarbeit; das Protevangelium Ja-
cobi
dagegen lässt ihn an oikodomais arbeiten 5), ohne
Zweifel als Zimmermann. -- An dieser Beschäftigung des
Vaters scheint nun Jesus nach einer Andeutung des Mar-
kus Theil genommen zu haben, welcher die Nazaretaner
von Jesu nicht blos, wie Matthäus in der Parallelstelle, fra-
gen lässt: oukh outos esin o tou tektonos uios; sondern geradezu
oukh outos esin o tekton (6, 3.). Zwar auf den Spott des Cel-
sus, dass der Lehrer der Christen tekton en ten tekhnen, er-
widerte Origenes, er müsse übersehen haben, oti oudamou ton
en tais ekklesiais pheromenon euaggelion tekton autos o Ie-
sous anagegraptai 6); Wirklich hat nun jene Stelle des
Markus die Variante, o tou tektonos uios, wie auch Orige-
nes, wenn er die Stelle nicht ganz übersehen haben soll,
gelesen haben muss, und auch neuere Kritiker haben diese
Lesart vorgezogen 7). Allein mit Recht hat schon Beza
hiezu bemerkt: fortasse mutavit aliquis, existimans,
hanc artem Christi majestati parum convenire
8): wo-
gegen schwerlich Jemand ein Interesse haben konnte, die

3) Justin. Dial. c. Tryph. 88. Diese Stücke lässt er Jesum fer-
tigen, ohne Zweifel angeleitet von Joseph. Im Evang. Tho-
mae c. 13. ist Joseph der Verfertiger.
4) cap. 38 f., S. 112 ff., bei Thilo.
5) cap. 9 und 13.
6) c. Cels. 6, 36.
7) Fritzsche in Marc. p. 200.
8) Bei Wetstein, N. T. S. 577. Vgl. Winer, Realwörterbuch 1,
S. 665. Anm.

Fünftes Kapitel. §. 38.
er verfertigt, finden sich bald als gröſsere bald als kleinere
bestimmt: nach Justin und dem Evangelium Thomae 3)
waren es ἄροτρα καὶ ζυγὰ, also was wir als Wagnerarbeit
bezeichnen würden; nach dem Evangelium infantiae ara-
bicum
4) Thüren, Melkgefäſse, Siebe und Kästen; einmal
macht er auch dem König einen Thronsessel, also theils
Tischler- theils Bötticherarbeit; das Protevangelium Ja-
cobi
dagegen läſst ihn an οἰκοδομαῖς arbeiten 5), ohne
Zweifel als Zimmermann. — An dieser Beschäftigung des
Vaters scheint nun Jesus nach einer Andeutung des Mar-
kus Theil genommen zu haben, welcher die Nazaretaner
von Jesu nicht blos, wie Matthäus in der Parallelstelle, fra-
gen läſst: οὐχ οὖτός ἐςιν ὁ τοῦ τέκτονος υἱὸς; sondern geradezu
ουχ ουτος ἐςιν ὁ τέκτων (6, 3.). Zwar auf den Spott des Cel-
sus, daſs der Lehrer der Christen τέκτων ἦν τὴν τέχνην, er-
widerte Origenes, er müsse übersehen haben, ὅτι οὐδαμοῦ τῶν
ἐν ταῖς ἐκκλησίαις φερομένων εὐαγγελίων τέκτων αὐτὸς ὁ Ἰη-
σοῦς ἀναγέγραπται 6); Wirklich hat nun jene Stelle des
Markus die Variante, ὁ τοῦ τέκτονος υἱὸς, wie auch Orige-
nes, wenn er die Stelle nicht ganz übersehen haben soll,
gelesen haben muſs, und auch neuere Kritiker haben diese
Lesart vorgezogen 7). Allein mit Recht hat schon Beza
hiezu bemerkt: fortasse mutavit aliquis, existimans,
hanc artem Christi majestati parum convenire
8): wo-
gegen schwerlich Jemand ein Interesse haben konnte, die

3) Justin. Dial. c. Tryph. 88. Diese Stücke lässt er Jesum fer-
tigen, ohne Zweifel angeleitet von Joseph. Im Evang. Tho-
mae c. 13. ist Joseph der Verfertiger.
4) cap. 38 f., S. 112 ff., bei Thilo.
5) cap. 9 und 13.
6) c. Cels. 6, 36.
7) Fritzsche in Marc. p. 200.
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S. 665. Anm.
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[295/0319] Fünftes Kapitel. §. 38. er verfertigt, finden sich bald als gröſsere bald als kleinere bestimmt: nach Justin und dem Evangelium Thomae 3) waren es ἄροτρα καὶ ζυγὰ, also was wir als Wagnerarbeit bezeichnen würden; nach dem Evangelium infantiae ara- bicum 4) Thüren, Melkgefäſse, Siebe und Kästen; einmal macht er auch dem König einen Thronsessel, also theils Tischler- theils Bötticherarbeit; das Protevangelium Ja- cobi dagegen läſst ihn an οἰκοδομαῖς arbeiten 5), ohne Zweifel als Zimmermann. — An dieser Beschäftigung des Vaters scheint nun Jesus nach einer Andeutung des Mar- kus Theil genommen zu haben, welcher die Nazaretaner von Jesu nicht blos, wie Matthäus in der Parallelstelle, fra- gen läſst: οὐχ οὖτός ἐςιν ὁ τοῦ τέκτονος υἱὸς; sondern geradezu ουχ ουτος ἐςιν ὁ τέκτων (6, 3.). Zwar auf den Spott des Cel- sus, daſs der Lehrer der Christen τέκτων ἦν τὴν τέχνην, er- widerte Origenes, er müsse übersehen haben, ὅτι οὐδαμοῦ τῶν ἐν ταῖς ἐκκλησίαις φερομένων εὐαγγελίων τέκτων αὐτὸς ὁ Ἰη- σοῦς ἀναγέγραπται 6); Wirklich hat nun jene Stelle des Markus die Variante, ὁ τοῦ τέκτονος υἱὸς, wie auch Orige- nes, wenn er die Stelle nicht ganz übersehen haben soll, gelesen haben muſs, und auch neuere Kritiker haben diese Lesart vorgezogen 7). Allein mit Recht hat schon Beza hiezu bemerkt: fortasse mutavit aliquis, existimans, hanc artem Christi majestati parum convenire 8): wo- gegen schwerlich Jemand ein Interesse haben konnte, die 3) Justin. Dial. c. Tryph. 88. Diese Stücke lässt er Jesum fer- tigen, ohne Zweifel angeleitet von Joseph. Im Evang. Tho- mae c. 13. ist Joseph der Verfertiger. 4) cap. 38 f., S. 112 ff., bei Thilo. 5) cap. 9 und 13. 6) c. Cels. 6, 36. 7) Fritzsche in Marc. p. 200. 8) Bei Wetstein, N. T. S. 577. Vgl. Winer, Realwörterbuch 1, S. 665. Anm.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/319>, abgerufen am 28.11.2024.