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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.

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Drittes Kapitel. §. 23.
christen haben die Geschlechtsregister aus Klugheit wegge-
lassen, um nicht durch dieselben die unter Domitian und
vielleicht auch schon früher über die Davidische Familie ver-
hängten Verfolgungen zu erleichtern und zu vermehren 8).
Allein zu solchen äusserlichen Erklärungen aus zufälligen
Umständen, die selbst noch dem Zweifel der historischen
Kritik unterliegen, sollte man nur dann seine Zuflucht neh-
men, wenn jede Erklärung der fraglichen Erscheinung aus
der Sache selbst, also hier aus dem Innern des ebioniti-
schen Systems, unmöglich ist. Das ist sie aber in unsrem
Falle nicht, und am wenigsten sollte sie es für den be-
zeichneten Gelehrten sein, welcher in seinen schäzbaren
Untersuchungen über die Ebioniten an einem andern Orte 9)
bereits alle Prämissen zusammengetragen hat, aus welchen
eine befriedigende Erklärung des vorliegenden Umstandes
zu gewinnen ist. Epiphanius, dem wir die Notiz von dem
Fehlen der Genealogieen im Ebioniten-Evangelium verdan-
ken, schildert nicht die ursprünglichen und reinen, son-
dern die späteren, durch die Ansichten eines gewissen
Elxai, d. h. wie es Credner deutet 10), durch essenisch-
gnostische Lehren, inficirten Ebioniten. Davon, dass von
den mit den ursprünglichen Ebioniten verwandten Nazare-
nern Epiphanius nicht zu entscheiden wagt, ob ihnen die
Genealogieen gefehlt oder nicht, abgesehen, weil ja die
Nazarener dafür ausgegeben werden, die übernatürliche

8) Credner, in den Beiträgen zur Einleitung in das N. T. 1,
S. 443. Anm.
9) Über Essener und Ebioniten und einen theilweisen Zusammen-
hang beider. In Winer's Zeitschrift für wissenschaftliche
Theologie, 1. Bd. 2tes und 3tes Heft.
10) a. a. O. S. 317. Insofern hat die Vermuthung Storr's (über
den Zweck der evang. Geschichte und der Briefe Johannis,
S. 286. 363.) ihren richtigen Grund, Epiphanius möge wohl
das Evangelium der Elcesaiten mit dem ebionitischen verwech-
selt haben.
Das Leben Jesu I. Band. 11

Drittes Kapitel. §. 23.
christen haben die Geschlechtsregister aus Klugheit wegge-
lassen, um nicht durch dieselben die unter Domitian und
vielleicht auch schon früher über die Davidische Familie ver-
hängten Verfolgungen zu erleichtern und zu vermehren 8).
Allein zu solchen äusserlichen Erklärungen aus zufälligen
Umständen, die selbst noch dem Zweifel der historischen
Kritik unterliegen, sollte man nur dann seine Zuflucht neh-
men, wenn jede Erklärung der fraglichen Erscheinung aus
der Sache selbst, also hier aus dem Innern des ebioniti-
schen Systems, unmöglich ist. Das ist sie aber in unsrem
Falle nicht, und am wenigsten sollte sie es für den be-
zeichneten Gelehrten sein, welcher in seinen schäzbaren
Untersuchungen über die Ebioniten an einem andern Orte 9)
bereits alle Prämissen zusammengetragen hat, aus welchen
eine befriedigende Erklärung des vorliegenden Umstandes
zu gewinnen ist. Epiphanius, dem wir die Notiz von dem
Fehlen der Genealogieen im Ebioniten-Evangelium verdan-
ken, schildert nicht die ursprünglichen und reinen, son-
dern die späteren, durch die Ansichten eines gewissen
Elxai, d. h. wie es Credner deutet 10), durch essenisch-
gnostische Lehren, inficirten Ebioniten. Davon, daſs von
den mit den ursprünglichen Ebioniten verwandten Nazare-
nern Epiphanius nicht zu entscheiden wagt, ob ihnen die
Genealogieen gefehlt oder nicht, abgesehen, weil ja die
Nazarener dafür ausgegeben werden, die übernatürliche

8) Credner, in den Beiträgen zur Einleitung in das N. T. 1,
S. 443. Anm.
9) Über Essener und Ebioniten und einen theilweisen Zusammen-
hang beider. In Winer's Zeitschrift für wissenschaftliche
Theologie, 1. Bd. 2tes und 3tes Heft.
10) a. a. O. S. 317. Insofern hat die Vermuthung Storr's (über
den Zweck der evang. Geschichte und der Briefe Johannis,
S. 286. 363.) ihren richtigen Grund, Epiphanius möge wohl
das Evangelium der Elcesaiten mit dem ebionitischen verwech-
selt haben.
Das Leben Jesu I. Band. 11
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[161/0185] Drittes Kapitel. §. 23. christen haben die Geschlechtsregister aus Klugheit wegge- lassen, um nicht durch dieselben die unter Domitian und vielleicht auch schon früher über die Davidische Familie ver- hängten Verfolgungen zu erleichtern und zu vermehren 8). Allein zu solchen äusserlichen Erklärungen aus zufälligen Umständen, die selbst noch dem Zweifel der historischen Kritik unterliegen, sollte man nur dann seine Zuflucht neh- men, wenn jede Erklärung der fraglichen Erscheinung aus der Sache selbst, also hier aus dem Innern des ebioniti- schen Systems, unmöglich ist. Das ist sie aber in unsrem Falle nicht, und am wenigsten sollte sie es für den be- zeichneten Gelehrten sein, welcher in seinen schäzbaren Untersuchungen über die Ebioniten an einem andern Orte 9) bereits alle Prämissen zusammengetragen hat, aus welchen eine befriedigende Erklärung des vorliegenden Umstandes zu gewinnen ist. Epiphanius, dem wir die Notiz von dem Fehlen der Genealogieen im Ebioniten-Evangelium verdan- ken, schildert nicht die ursprünglichen und reinen, son- dern die späteren, durch die Ansichten eines gewissen Elxai, d. h. wie es Credner deutet 10), durch essenisch- gnostische Lehren, inficirten Ebioniten. Davon, daſs von den mit den ursprünglichen Ebioniten verwandten Nazare- nern Epiphanius nicht zu entscheiden wagt, ob ihnen die Genealogieen gefehlt oder nicht, abgesehen, weil ja die Nazarener dafür ausgegeben werden, die übernatürliche 8) Credner, in den Beiträgen zur Einleitung in das N. T. 1, S. 443. Anm. 9) Über Essener und Ebioniten und einen theilweisen Zusammen- hang beider. In Winer's Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie, 1. Bd. 2tes und 3tes Heft. 10) a. a. O. S. 317. Insofern hat die Vermuthung Storr's (über den Zweck der evang. Geschichte und der Briefe Johannis, S. 286. 363.) ihren richtigen Grund, Epiphanius möge wohl das Evangelium der Elcesaiten mit dem ebionitischen verwech- selt haben. Das Leben Jesu I. Band. 11

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus01_1835/185>, abgerufen am 24.11.2024.