Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 1. Tübingen, 1835.Zweites Kapitel. §. 17. ne noch die Annahme fügt, dass Maria eine Erbtochter ge-wesen sei 11). Die Ansicht, dass auch Maria aus Davidi- schem Geschlechte gewesen sei, ist schon alt. Zwar der Idee zulieb, dass in dem Messias, als zweitem Melchisedek, die königliche Würde mit der priesterlichen vereinigt sein sollte 12), und verleitet durch die Verwandtschaft der Ma- ria mit der Aaronstochter Elisabet, wie sie von Lukas 1, 36. an die Hand gegeben ist 13), liessen nicht nur schon frühzeitig Manche den Joseph von einer aus den Stämmen Juda und Levi gemischten Familie abstammen 14), sondern auch die Ansicht war nicht selten, dass Jesus durch Joseph zwar aus königlichem, durch Maria aber aus priesterlichem Ge- schlechte gewesen sei 15). Gewöhnlicher jedoch wurde bald 11) Schon Epiphanius, Grotius (s. bei Paulus S. 296.) stellten diese Vermuthung auf. Olshausen nimmt sie an (S. 43.), weil es zum Entwicklungsgange des Davidischen Geschlechts zu passen scheine (siehe über ein ähnliches Passen §. 16. An- merk. 9.), dass diejenige Linie desselben, aus welcher der Messias hervorgehen sollte, sich mit einer Erbtochter be- schloss, die den verheissenen ewigen Erben des Davidischen Throns gebärend, dieselbe endigte. -- Aus welcher Rumpel- kammer des Mysticismus und Scholasticismus ist dieser Grund hervorgesucht? Denn das wollen wir doch nicht glauben, dass er von einem Theologen des 19ten Jahrhunderts neu ge- schmiedet worden sei. 12) Testament. XII Patriarch., Test. Simeon c. 71. In Fabric. Codex pseudepigr. V. Ti S. 542: ex auton (den Stämmen Levi und Juda) anatelei umin to soterion tou theou. Ana- sesei gar Kurios ek tou Leui os arkhierea, kai ek tou Iouda os basilea k. t. l. 13) Vgl. jedoch Paulus a. a. O. S. 119. 14) Vgl. Thilo, cod. apoer. N. Ti I, S. 374 ff. 15) So z. B. der Manichäer Faustus bei Augustin contra Faust.
L. 23, 4. Zweites Kapitel. §. 17. ne noch die Annahme fügt, daſs Maria eine Erbtochter ge-wesen sei 11). Die Ansicht, daſs auch Maria aus Davidi- schem Geschlechte gewesen sei, ist schon alt. Zwar der Idee zulieb, daſs in dem Messias, als zweitem Melchisedek, die königliche Würde mit der priesterlichen vereinigt sein sollte 12), und verleitet durch die Verwandtschaft der Ma- ria mit der Aaronstochter Elisabet, wie sie von Lukas 1, 36. an die Hand gegeben ist 13), lieſsen nicht nur schon frühzeitig Manche den Joseph von einer aus den Stämmen Juda und Levi gemischten Familie abstammen 14), sondern auch die Ansicht war nicht selten, daſs Jesus durch Joseph zwar aus königlichem, durch Maria aber aus priesterlichem Ge- schlechte gewesen sei 15). Gewöhnlicher jedoch wurde bald 11) Schon Epiphanius, Grotius (s. bei Paulus S. 296.) stellten diese Vermuthung auf. Olshausen nimmt sie an (S. 43.), weil es zum Entwicklungsgange des Davidischen Geschlechts zu passen scheine (siehe über ein ähnliches Passen §. 16. An- merk. 9.), dass diejenige Linie desselben, aus welcher der Messias hervorgehen sollte, sich mit einer Erbtochter be- schloss, die den verheissenen ewigen Erben des Davidischen Throns gebärend, dieselbe endigte. — Aus welcher Rumpel- kammer des Mysticismus und Scholasticismus ist dieser Grund hervorgesucht? Denn das wollen wir doch nicht glauben, dass er von einem Theologen des 19ten Jahrhunderts neu ge- schmiedet worden sei. 12) Testament. XII Patriarch., Test. Simeon c. 71. In Fabric. Codex pseudepigr. V. Ti S. 542: ἐξ ἀυτῶν (den Stämmen Levi und Juda) ἀνατελεῖ ὑμῖν τὸ σωτήριον τοῦ ϑεοῦ. Ἀνα- ςήσει γὰρ Κύριος ἐκ τοῦ Λευῒ ὡς ἀρχιερέα, καὶ ἐκ τοῦ Ἰούδα ὡς βασιλέα κ. τ. λ. 13) Vgl. jedoch Paulus a. a. O. S. 119. 14) Vgl. Thilo, cod. apoer. N. Ti I, S. 374 ff. 15) So z. B. der Manichäer Faustus bei Augustin contra Faust.
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Zweites Kapitel. §. 17.
ne noch die Annahme fügt, daſs Maria eine Erbtochter ge-
wesen sei 11). Die Ansicht, daſs auch Maria aus Davidi-
schem Geschlechte gewesen sei, ist schon alt. Zwar der
Idee zulieb, daſs in dem Messias, als zweitem Melchisedek,
die königliche Würde mit der priesterlichen vereinigt sein
sollte 12), und verleitet durch die Verwandtschaft der Ma-
ria mit der Aaronstochter Elisabet, wie sie von Lukas 1, 36.
an die Hand gegeben ist 13), lieſsen nicht nur schon frühzeitig
Manche den Joseph von einer aus den Stämmen Juda und
Levi gemischten Familie abstammen 14), sondern auch die
Ansicht war nicht selten, daſs Jesus durch Joseph zwar
aus königlichem, durch Maria aber aus priesterlichem Ge-
schlechte gewesen sei 15). Gewöhnlicher jedoch wurde bald
11) Schon Epiphanius, Grotius (s. bei Paulus S. 296.) stellten
diese Vermuthung auf. Olshausen nimmt sie an (S. 43.), weil
es zum Entwicklungsgange des Davidischen Geschlechts zu
passen scheine (siehe über ein ähnliches Passen §. 16. An-
merk. 9.), dass diejenige Linie desselben, aus welcher der
Messias hervorgehen sollte, sich mit einer Erbtochter be-
schloss, die den verheissenen ewigen Erben des Davidischen
Throns gebärend, dieselbe endigte. — Aus welcher Rumpel-
kammer des Mysticismus und Scholasticismus ist dieser Grund
hervorgesucht? Denn das wollen wir doch nicht glauben,
dass er von einem Theologen des 19ten Jahrhunderts neu ge-
schmiedet worden sei.
12) Testament. XII Patriarch., Test. Simeon c. 71. In Fabric.
Codex pseudepigr. V. Ti S. 542: ἐξ ἀυτῶν (den Stämmen
Levi und Juda) ἀνατελεῖ ὑμῖν τὸ σωτήριον τοῦ ϑεοῦ. Ἀνα-
ςήσει γὰρ Κύριος ἐκ τοῦ Λευῒ ὡς ἀρχιερέα, καὶ ἐκ τοῦ
Ἰούδα ὡς βασιλέα κ. τ. λ.
13) Vgl. jedoch Paulus a. a. O. S. 119.
14) Vgl. Thilo, cod. apoer. N. Ti I, S. 374 ff.
15) So z. B. der Manichäer Faustus bei Augustin contra Faust.
L. 23, 4.
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