Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.weit von ihm getrennte Creatur - in diesem Augenblicke legte sich das Gefühl der gegenseitigen Treue wie erquickender Thau auf beider Haupt. - - Richard war nicht dazu gekommen, Franzi seinen so freudig gefaßten Entschluß mitzutheilen; auch als sie bald daraus wieder eintrat, und selbst in den folgenden Tagen gelangte er nicht dazu. - Franzi ging wiederholt in den Wald hinaus. Sie brachte ihm die erschlossene Blume, um derenwillen sie zuerst hinausgegangen war; sie brachte auch andere, die zu seiner Arbeit in Beziehung standen; jedes Mal hatte sie etwas Neues vorzulegen. In der Vase, welche auf dem Schreibtische stand, ordnete sie fast täglich einen neuen Strauß von Gräsern und wilden Blumen, zwischen denen jetzt auch schon Zweige mit rothen und schwarzen Beeren glänzten. Wenn sie ihn verlassen hatte, fühlte er eine Unruhe, die er sich selber zu gestehen schämte. Denn was konnte ihr geschehen hier im Walde! - Einen Schuß hatte er nicht wieder gehört; die Jagd mußte, wenn sie überhaupt betrieben wurde, nach einem entfernteren Theile des Reviers verlegt sein. weit von ihm getrennte Creatur – in diesem Augenblicke legte sich das Gefühl der gegenseitigen Treue wie erquickender Thau auf beider Haupt. – – Richard war nicht dazu gekommen, Franzi seinen so freudig gefaßten Entschluß mitzutheilen; auch als sie bald daraus wieder eintrat, und selbst in den folgenden Tagen gelangte er nicht dazu. – Franzi ging wiederholt in den Wald hinaus. Sie brachte ihm die erschlossene Blume, um derenwillen sie zuerst hinausgegangen war; sie brachte auch andere, die zu seiner Arbeit in Beziehung standen; jedes Mal hatte sie etwas Neues vorzulegen. In der Vase, welche auf dem Schreibtische stand, ordnete sie fast täglich einen neuen Strauß von Gräsern und wilden Blumen, zwischen denen jetzt auch schon Zweige mit rothen und schwarzen Beeren glänzten. Wenn sie ihn verlassen hatte, fühlte er eine Unruhe, die er sich selber zu gestehen schämte. Denn was konnte ihr geschehen hier im Walde! – Einen Schuß hatte er nicht wieder gehört; die Jagd mußte, wenn sie überhaupt betrieben wurde, nach einem entfernteren Theile des Reviers verlegt sein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="87"/> weit von ihm getrennte Creatur – in diesem Augenblicke legte sich das Gefühl der gegenseitigen Treue wie erquickender Thau auf beider Haupt.</p> <p>– – Richard war nicht dazu gekommen, Franzi seinen so freudig gefaßten Entschluß mitzutheilen; auch als sie bald daraus wieder eintrat, und selbst in den folgenden Tagen gelangte er nicht dazu. – Franzi ging wiederholt in den Wald hinaus. Sie brachte ihm die erschlossene Blume, um derenwillen sie zuerst hinausgegangen war; sie brachte auch andere, die zu seiner Arbeit in Beziehung standen; jedes Mal hatte sie etwas Neues vorzulegen. In der Vase, welche auf dem Schreibtische stand, ordnete sie fast täglich einen neuen Strauß von Gräsern und wilden Blumen, zwischen denen jetzt auch schon Zweige mit rothen und schwarzen Beeren glänzten.</p> <p>Wenn sie ihn verlassen hatte, fühlte er eine Unruhe, die er sich selber zu gestehen schämte. Denn was konnte ihr geschehen hier im Walde! – Einen Schuß hatte er nicht wieder gehört; die Jagd mußte, wenn sie überhaupt betrieben wurde, nach einem entfernteren Theile des Reviers verlegt sein.</p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0091]
weit von ihm getrennte Creatur – in diesem Augenblicke legte sich das Gefühl der gegenseitigen Treue wie erquickender Thau auf beider Haupt.
– – Richard war nicht dazu gekommen, Franzi seinen so freudig gefaßten Entschluß mitzutheilen; auch als sie bald daraus wieder eintrat, und selbst in den folgenden Tagen gelangte er nicht dazu. – Franzi ging wiederholt in den Wald hinaus. Sie brachte ihm die erschlossene Blume, um derenwillen sie zuerst hinausgegangen war; sie brachte auch andere, die zu seiner Arbeit in Beziehung standen; jedes Mal hatte sie etwas Neues vorzulegen. In der Vase, welche auf dem Schreibtische stand, ordnete sie fast täglich einen neuen Strauß von Gräsern und wilden Blumen, zwischen denen jetzt auch schon Zweige mit rothen und schwarzen Beeren glänzten.
Wenn sie ihn verlassen hatte, fühlte er eine Unruhe, die er sich selber zu gestehen schämte. Denn was konnte ihr geschehen hier im Walde! – Einen Schuß hatte er nicht wieder gehört; die Jagd mußte, wenn sie überhaupt betrieben wurde, nach einem entfernteren Theile des Reviers verlegt sein.
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