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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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stand; eine Schaar von Drosseln tummelte sich flatternd und kreischend zwischen den schon rothen Traubenbüscheln, die in dem scharfen Strahl der Nachmittagssonne aus dem Grün hervorleuchteten.

Fern aus dem Walde hallte ein Schuß.

"Bartholomäustag!" sagte Richard bei sich selbst; "die Junker haben ihre Jagd eröffnet. - Wenn nur Franzi schon zurück wäre!"

Eine ungeduldige Sehnsucht nach ihr ergriff ihn. Er hatte ihr etwas versagt, woran sie nur einmal und nie wieder erinnert hatte; aber es schien ihm plötzlich klar geworden, dies Versagen drückte sie. Wenn er nur erst gesund wäre! Sie konnten hier nicht ewig bleiben; auch er fühlte jetzt mitunter eine Beklommenheit in dieser Stille, einen Drang, an den Dingen da draußen wieder frischen Antheil zu nehmen. Dann, wenn sie unter Menschen lebten, mußte schon Alles nachgeholt sein; was er ihr und sich selber einst entgegengesetzt hatte, er schalt es kranke Träume, die den Dünsten des öden Moors entstiegen seien. Nein, nein! Sein junges Weib zur Seite, wollte er wieder ins volle Leben hinaus; ein ganz froher Mann, befreit

stand; eine Schaar von Drosseln tummelte sich flatternd und kreischend zwischen den schon rothen Traubenbüscheln, die in dem scharfen Strahl der Nachmittagssonne aus dem Grün hervorleuchteten.

Fern aus dem Walde hallte ein Schuß.

„Bartholomäustag!“ sagte Richard bei sich selbst; „die Junker haben ihre Jagd eröffnet. – Wenn nur Franzi schon zurück wäre!“

Eine ungeduldige Sehnsucht nach ihr ergriff ihn. Er hatte ihr etwas versagt, woran sie nur einmal und nie wieder erinnert hatte; aber es schien ihm plötzlich klar geworden, dies Versagen drückte sie. Wenn er nur erst gesund wäre! Sie konnten hier nicht ewig bleiben; auch er fühlte jetzt mitunter eine Beklommenheit in dieser Stille, einen Drang, an den Dingen da draußen wieder frischen Antheil zu nehmen. Dann, wenn sie unter Menschen lebten, mußte schon Alles nachgeholt sein; was er ihr und sich selber einst entgegengesetzt hatte, er schalt es kranke Träume, die den Dünsten des öden Moors entstiegen seien. Nein, nein! Sein junges Weib zur Seite, wollte er wieder ins volle Leben hinaus; ein ganz froher Mann, befreit

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[83/0087] stand; eine Schaar von Drosseln tummelte sich flatternd und kreischend zwischen den schon rothen Traubenbüscheln, die in dem scharfen Strahl der Nachmittagssonne aus dem Grün hervorleuchteten. Fern aus dem Walde hallte ein Schuß. „Bartholomäustag!“ sagte Richard bei sich selbst; „die Junker haben ihre Jagd eröffnet. – Wenn nur Franzi schon zurück wäre!“ Eine ungeduldige Sehnsucht nach ihr ergriff ihn. Er hatte ihr etwas versagt, woran sie nur einmal und nie wieder erinnert hatte; aber es schien ihm plötzlich klar geworden, dies Versagen drückte sie. Wenn er nur erst gesund wäre! Sie konnten hier nicht ewig bleiben; auch er fühlte jetzt mitunter eine Beklommenheit in dieser Stille, einen Drang, an den Dingen da draußen wieder frischen Antheil zu nehmen. Dann, wenn sie unter Menschen lebten, mußte schon Alles nachgeholt sein; was er ihr und sich selber einst entgegengesetzt hatte, er schalt es kranke Träume, die den Dünsten des öden Moors entstiegen seien. Nein, nein! Sein junges Weib zur Seite, wollte er wieder ins volle Leben hinaus; ein ganz froher Mann, befreit

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/87>, abgerufen am 25.11.2024.