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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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"Weiß der Henker!" rief der Krämer aus dem Nachbarstädtchen, der eben mit dem gegenübersitzenden Wirthe sein Quartalgeschäft gemacht hatte, "was Euch hier alles für Raubzeug um die Ohren fliegt! Dürfen auch die Falken nicht geschossen werden, Inspector?"

Der alte graubärtige Mann in brauner Joppe, an den diese Worte gerichtet waren, nahm mit der kleinen Messingzange eine Kohle aus dem auf dem Tische stehenden Becken, legte sie auf seine eben gestopfte kurze Pfeife und sagte dann, während er inmittelst die ersten Dampfwolken stoßweise über den Tisch blies: "Ich weiß nicht, Pfeffers, ich bin nicht für die Falken; da müßt Ihr den neuen Förster fragen." Er schien, obschon es noch in der Morgenfrühe war, schon weit im Feld umher gewesen und nur zu kurzer Rast hier eingekehrt zu sein; denn die hellen Schweißperlen standen noch auf seiner Stirn und seinen Strohhut hatte er vor sich auf dem Schooße liegen.

"Ein neuer Förster?" fragte der Krämer. "Wo habt Ihr den denn her bekommen?"

„Weiß der Henker!“ rief der Krämer aus dem Nachbarstädtchen, der eben mit dem gegenübersitzenden Wirthe sein Quartalgeschäft gemacht hatte, „was Euch hier alles für Raubzeug um die Ohren fliegt! Dürfen auch die Falken nicht geschossen werden, Inspector?“

Der alte graubärtige Mann in brauner Joppe, an den diese Worte gerichtet waren, nahm mit der kleinen Messingzange eine Kohle aus dem auf dem Tische stehenden Becken, legte sie auf seine eben gestopfte kurze Pfeife und sagte dann, während er inmittelst die ersten Dampfwolken stoßweise über den Tisch blies: „Ich weiß nicht, Pfeffers, ich bin nicht für die Falken; da müßt Ihr den neuen Förster fragen.“ Er schien, obschon es noch in der Morgenfrühe war, schon weit im Feld umher gewesen und nur zu kurzer Rast hier eingekehrt zu sein; denn die hellen Schweißperlen standen noch auf seiner Stirn und seinen Strohhut hatte er vor sich auf dem Schooße liegen.

„Ein neuer Förster?“ fragte der Krämer. „Wo habt Ihr den denn her bekommen?“

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[15/0019] „Weiß der Henker!“ rief der Krämer aus dem Nachbarstädtchen, der eben mit dem gegenübersitzenden Wirthe sein Quartalgeschäft gemacht hatte, „was Euch hier alles für Raubzeug um die Ohren fliegt! Dürfen auch die Falken nicht geschossen werden, Inspector?“ Der alte graubärtige Mann in brauner Joppe, an den diese Worte gerichtet waren, nahm mit der kleinen Messingzange eine Kohle aus dem auf dem Tische stehenden Becken, legte sie auf seine eben gestopfte kurze Pfeife und sagte dann, während er inmittelst die ersten Dampfwolken stoßweise über den Tisch blies: „Ich weiß nicht, Pfeffers, ich bin nicht für die Falken; da müßt Ihr den neuen Förster fragen.“ Er schien, obschon es noch in der Morgenfrühe war, schon weit im Feld umher gewesen und nur zu kurzer Rast hier eingekehrt zu sein; denn die hellen Schweißperlen standen noch auf seiner Stirn und seinen Strohhut hatte er vor sich auf dem Schooße liegen. „Ein neuer Förster?“ fragte der Krämer. „Wo habt Ihr den denn her bekommen?“

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/19>, abgerufen am 27.11.2024.