Nach langem Hinstarren nickte er wohl lang- sam mit dem Kopfe oder zeichnete, ohne aufzusehen, mit der Hand eine weiche Linie in die Luft, als ob er dem Deiche damit einen sanfteren Abfall geben wollte. Wurde es so dunkel, daß alle Erden- dinge vor seinen Augen verschwanden und nur die Fluth ihm in die Ohren donnerte, dann stand er auf und trabte halbdurchnäßt nach Hause.
Als er so eines Abends zu seinem Vater in die Stube trat, der an seinen Meßgeräthen putzte, fuhr dieser auf: "Was treibst Du draußen? Du hättest ja versaufen können; die Wasser beißen heute in den Deich."
Hauke sah ihn trotzig an.
-- "Hörst Du mich nicht? Ich sag', Du hätt'st versaufen können."
"Ja," sagte Hauke; "ich bin doch nicht versoffen!"
"Nein," erwiderte nach einer Weile der Alte und sah ihm wie abwesend ins Gesicht, -- "dies- mal noch nicht."
"Aber," sagte Hauke wieder; "unsere Deiche sind nichts werth!"
-- "Was für was, Junge?"
Nach langem Hinſtarren nickte er wohl lang- ſam mit dem Kopfe oder zeichnete, ohne aufzuſehen, mit der Hand eine weiche Linie in die Luft, als ob er dem Deiche damit einen ſanfteren Abfall geben wollte. Wurde es ſo dunkel, daß alle Erden- dinge vor ſeinen Augen verſchwanden und nur die Fluth ihm in die Ohren donnerte, dann ſtand er auf und trabte halbdurchnäßt nach Hauſe.
Als er ſo eines Abends zu ſeinem Vater in die Stube trat, der an ſeinen Meßgeräthen putzte, fuhr dieſer auf: „Was treibſt Du draußen? Du hätteſt ja verſaufen können; die Waſſer beißen heute in den Deich.”
Hauke ſah ihn trotzig an.
— „Hörſt Du mich nicht? Ich ſag', Du hätt'ſt verſaufen können.”
„Ja,” ſagte Hauke; „ich bin doch nicht verſoffen!”
„Nein,” erwiderte nach einer Weile der Alte und ſah ihm wie abweſend ins Geſicht, — „dies- mal noch nicht.”
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Nach langem Hinſtarren nickte er wohl lang-
ſam mit dem Kopfe oder zeichnete, ohne aufzuſehen,
mit der Hand eine weiche Linie in die Luft, als
ob er dem Deiche damit einen ſanfteren Abfall
geben wollte. Wurde es ſo dunkel, daß alle Erden-
dinge vor ſeinen Augen verſchwanden und nur
die Fluth ihm in die Ohren donnerte, dann ſtand
er auf und trabte halbdurchnäßt nach Hauſe.
Als er ſo eines Abends zu ſeinem Vater in
die Stube trat, der an ſeinen Meßgeräthen putzte,
fuhr dieſer auf: „Was treibſt Du draußen? Du
hätteſt ja verſaufen können; die Waſſer beißen heute
in den Deich.”
Hauke ſah ihn trotzig an.
— „Hörſt Du mich nicht? Ich ſag', Du
hätt'ſt verſaufen können.”
„Ja,” ſagte Hauke; „ich bin doch nicht
verſoffen!”
„Nein,” erwiderte nach einer Weile der Alte
und ſah ihm wie abweſend ins Geſicht, — „dies-
mal noch nicht.”
„Aber,” ſagte Hauke wieder; „unſere Deiche
ſind nichts werth!”
— „Was für was, Junge?”
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]
Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin), April/Mai 1888. Erste Buchausgabe Berlin: Paetel 1888, diese wurde für das DTA zur Digitalisierung herangezogen.
Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/27>, abgerufen am 24.07.2024.
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