Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.ist commoder," sagte er, "den Sturm vom Bette aus zu hören." Unsere Wirthin war eine einfältige Person; er mußte ihr in Allem Rath ertheilen, ja es war, als habe sie Alles auf ihn abgeladen; ich weiß nicht, weshalb er sich so von ihr plagen ließ. Das Beste an der Frau war jedenfalls ihre zwölfjährige Tochter Anna; braun, feingliedrig, mit dunklem Haar und, oh, mit welchen Augen! Es war etwas Begehrliches in dem Mädchen; aber Alles, was sie that, und mochte sie in einen Apfel beißen, geschah mit einer Art von froher Anmuth. Wie jetzt mit dem Jungen, so hatte der Capitän es damals mit dem Mädchen; er wußte selbst nicht, was er dem verzogenen Ding zu Willen thun sollte; er kaufte ihr seidene Schürzen und rothe Tüchelchen, mit denen sie dann auch sogleich erschien; er stopfte ihr Marzipan und gebrannte Mandeln in die Taschen, und wenn sie vergnügt zu schmausen anfing, dann lachte er über sein ganzes gutes Angesicht. "Nicht wahr, schlecken und Dich putzen," sagte er und schüttelte das hübsche Ding an beiden Schultern, "das möcht'st Du wohl Dein Leben lang; aber wart' nur, Rackerchen, es wird noch anders kommen!" Und sie sah mit lachenden Augen zu ihm auf und nickte nur; denn sie hatte ihr Mäulchen noch ist commoder,“ sagte er, „den Sturm vom Bette aus zu hören.“ Unsere Wirthin war eine einfältige Person; er mußte ihr in Allem Rath ertheilen, ja es war, als habe sie Alles auf ihn abgeladen; ich weiß nicht, weshalb er sich so von ihr plagen ließ. Das Beste an der Frau war jedenfalls ihre zwölfjährige Tochter Anna; braun, feingliedrig, mit dunklem Haar und, oh, mit welchen Augen! Es war etwas Begehrliches in dem Mädchen; aber Alles, was sie that, und mochte sie in einen Apfel beißen, geschah mit einer Art von froher Anmuth. Wie jetzt mit dem Jungen, so hatte der Capitän es damals mit dem Mädchen; er wußte selbst nicht, was er dem verzogenen Ding zu Willen thun sollte; er kaufte ihr seidene Schürzen und rothe Tüchelchen, mit denen sie dann auch sogleich erschien; er stopfte ihr Marzipan und gebrannte Mandeln in die Taschen, und wenn sie vergnügt zu schmausen anfing, dann lachte er über sein ganzes gutes Angesicht. „Nicht wahr, schlecken und Dich putzen,“ sagte er und schüttelte das hübsche Ding an beiden Schultern, „das möcht’st Du wohl Dein Leben lang; aber wart’ nur, Rackerchen, es wird noch anders kommen!“ Und sie sah mit lachenden Augen zu ihm auf und nickte nur; denn sie hatte ihr Mäulchen noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="14"/> ist commoder,“ sagte er, „den Sturm vom Bette aus zu hören.“</p> <p>Unsere Wirthin war eine einfältige Person; er mußte ihr in Allem Rath ertheilen, ja es war, als habe sie Alles auf ihn abgeladen; ich weiß nicht, weshalb er sich so von ihr plagen ließ. Das Beste an der Frau war jedenfalls ihre zwölfjährige Tochter Anna; braun, feingliedrig, mit dunklem Haar und, oh, mit welchen Augen! Es war etwas Begehrliches in dem Mädchen; aber Alles, was sie that, und mochte sie in einen Apfel beißen, geschah mit einer Art von froher Anmuth. Wie jetzt mit dem Jungen, so hatte der Capitän es damals mit dem Mädchen; er wußte selbst nicht, was er dem verzogenen Ding zu Willen thun sollte; er kaufte ihr seidene Schürzen und rothe Tüchelchen, mit denen sie dann auch sogleich erschien; er stopfte ihr Marzipan und gebrannte Mandeln in die Taschen, und wenn sie vergnügt zu schmausen anfing, dann lachte er über sein ganzes gutes Angesicht. „Nicht wahr, schlecken und Dich putzen,“ sagte er und schüttelte das hübsche Ding an beiden Schultern, „das möcht’st Du wohl Dein Leben lang; aber wart’ nur, Rackerchen, es wird noch anders kommen!“ Und sie sah mit lachenden Augen zu ihm auf und nickte nur; denn sie hatte ihr Mäulchen noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0018]
ist commoder,“ sagte er, „den Sturm vom Bette aus zu hören.“
Unsere Wirthin war eine einfältige Person; er mußte ihr in Allem Rath ertheilen, ja es war, als habe sie Alles auf ihn abgeladen; ich weiß nicht, weshalb er sich so von ihr plagen ließ. Das Beste an der Frau war jedenfalls ihre zwölfjährige Tochter Anna; braun, feingliedrig, mit dunklem Haar und, oh, mit welchen Augen! Es war etwas Begehrliches in dem Mädchen; aber Alles, was sie that, und mochte sie in einen Apfel beißen, geschah mit einer Art von froher Anmuth. Wie jetzt mit dem Jungen, so hatte der Capitän es damals mit dem Mädchen; er wußte selbst nicht, was er dem verzogenen Ding zu Willen thun sollte; er kaufte ihr seidene Schürzen und rothe Tüchelchen, mit denen sie dann auch sogleich erschien; er stopfte ihr Marzipan und gebrannte Mandeln in die Taschen, und wenn sie vergnügt zu schmausen anfing, dann lachte er über sein ganzes gutes Angesicht. „Nicht wahr, schlecken und Dich putzen,“ sagte er und schüttelte das hübsche Ding an beiden Schultern, „das möcht’st Du wohl Dein Leben lang; aber wart’ nur, Rackerchen, es wird noch anders kommen!“ Und sie sah mit lachenden Augen zu ihm auf und nickte nur; denn sie hatte ihr Mäulchen noch
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