Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.Fäuste wiederum zu fühlen; da" - und der Kerl stieß mit seinem Becher auf den Tisch - "da hatte sie auf einmal Ratten zu vergiften! - Ich glaub, es sind auch wohl zwei Ratten mit krepirt; aber es glückte wunderbar: am anderen Morgen war sie eine frohe Wittwe!" "Mordbrand!" rief einer von den anderen; "gar eine Rittersfrau und hier? Wie heißt sie denn?" Aber der Kerl wischte sich den Mund und hob mit trunkener Feierlichkeit die flache Hand. "Das bleibt bei mir! Ich bin von ihrem Hof; ein Hundsfott, der seinen Herrn verräth! Möchte nur der Folgmann des armen Vorwirths nicht geworden sein!" Er leerte sein neu gefügtes Glas und stand taumelnd auf; als er an Rolf Lembeck vorüberkam, sah er ihn mit verglas'ten Augen an und wollte zur Thür hinaus. Gleichzeitig war Gaspard in das Gemach getreten, der auf Einkauf für feine Herrin in der Stadt gewesen war, und Rolf drängte zur Heimfahrt. Auf dem Rückweg ließ er den Schreiber vor sich reiten; er wollte weder seine noch eines anderen Menschen Rede hören; ihm war's, als wenn das Fäuste wiederum zu fühlen; da“ – und der Kerl stieß mit seinem Becher auf den Tisch – „da hatte sie auf einmal Ratten zu vergiften! – Ich glaub, es sind auch wohl zwei Ratten mit krepirt; aber es glückte wunderbar: am anderen Morgen war sie eine frohe Wittwe!“ „Mordbrand!“ rief einer von den anderen; „gar eine Rittersfrau und hier? Wie heißt sie denn?“ Aber der Kerl wischte sich den Mund und hob mit trunkener Feierlichkeit die flache Hand. „Das bleibt bei mir! Ich bin von ihrem Hof; ein Hundsfott, der seinen Herrn verräth! Möchte nur der Folgmann des armen Vorwirths nicht geworden sein!“ Er leerte sein neu gefügtes Glas und stand taumelnd auf; als er an Rolf Lembeck vorüberkam, sah er ihn mit verglas’ten Augen an und wollte zur Thür hinaus. Gleichzeitig war Gaspard in das Gemach getreten, der auf Einkauf für feine Herrin in der Stadt gewesen war, und Rolf drängte zur Heimfahrt. Auf dem Rückweg ließ er den Schreiber vor sich reiten; er wollte weder seine noch eines anderen Menschen Rede hören; ihm war’s, als wenn das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="174"/> Fäuste wiederum zu fühlen; da“ – und der Kerl stieß mit seinem Becher auf den Tisch – „da hatte sie auf einmal Ratten zu vergiften! – Ich glaub, es sind auch wohl zwei Ratten mit krepirt; aber es glückte wunderbar: am anderen Morgen war sie eine frohe Wittwe!“</p> <p>„Mordbrand!“ rief einer von den anderen; „gar eine Rittersfrau und hier? Wie heißt sie denn?“</p> <p>Aber der Kerl wischte sich den Mund und hob mit trunkener Feierlichkeit die flache Hand. „Das bleibt bei mir! Ich bin von ihrem Hof; ein Hundsfott, der seinen Herrn verräth! Möchte nur der Folgmann des armen Vorwirths nicht geworden sein!“</p> <p>Er leerte sein neu gefügtes Glas und stand taumelnd auf; als er an Rolf Lembeck vorüberkam, sah er ihn mit verglas’ten Augen an und wollte zur Thür hinaus.</p> <p>Gleichzeitig war Gaspard in das Gemach getreten, der auf Einkauf für feine Herrin in der Stadt gewesen war, und Rolf drängte zur Heimfahrt. Auf dem Rückweg ließ er den Schreiber vor sich reiten; er wollte weder seine noch eines anderen Menschen Rede hören; ihm war’s, als wenn das </p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0178]
Fäuste wiederum zu fühlen; da“ – und der Kerl stieß mit seinem Becher auf den Tisch – „da hatte sie auf einmal Ratten zu vergiften! – Ich glaub, es sind auch wohl zwei Ratten mit krepirt; aber es glückte wunderbar: am anderen Morgen war sie eine frohe Wittwe!“
„Mordbrand!“ rief einer von den anderen; „gar eine Rittersfrau und hier? Wie heißt sie denn?“
Aber der Kerl wischte sich den Mund und hob mit trunkener Feierlichkeit die flache Hand. „Das bleibt bei mir! Ich bin von ihrem Hof; ein Hundsfott, der seinen Herrn verräth! Möchte nur der Folgmann des armen Vorwirths nicht geworden sein!“
Er leerte sein neu gefügtes Glas und stand taumelnd auf; als er an Rolf Lembeck vorüberkam, sah er ihn mit verglas’ten Augen an und wollte zur Thür hinaus.
Gleichzeitig war Gaspard in das Gemach getreten, der auf Einkauf für feine Herrin in der Stadt gewesen war, und Rolf drängte zur Heimfahrt. Auf dem Rückweg ließ er den Schreiber vor sich reiten; er wollte weder seine noch eines anderen Menschen Rede hören; ihm war’s, als wenn das
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/178>, abgerufen am 16.02.2025. |