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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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"Wir wollen's gut mitsammen haben, Kind!" sagte die Alte, da sie zum erstenmal sich neben dem Mädchen in ihren breiten Sessel setzte.

Und Dagmar ergriff ihre beiden alten Hände.

- "Aber, Du zitterst, Kind!" rief die Base.

"Ja, Bas', ich war hier so allein!"

Und die alten guten Augen sahen zärtlich auf das blasse Ding; aber Dagmar zitterte noch immer, sie war der Liebkosungen zu lang nicht mehr gewohnt. Allmählich, erst nach Monden, brach wieder ein zartes Roth durch ihre Wangen, und der süße Augenschein war wiederum darüber; wenn noch so alt, sie hatte itzt doch eine, zu der sie gehörte, die keine andere in ihren Arm nahm als nur sie.

Der Ritter aber war am Ende ein finsterer Mann geworden; die Lust und Güte seines Herzens war bei den Todten. Gegen die Lebenden war seine Hand von Eisen.

So ging die Zeit um ein paar Jahre weiter. Der König hatte harte Abgaben auferlegt, die härteste war der Viehzehente; und für falsche Angabe des Viehbestandes waren schwere Bußen ausgeschrieben. Der Schloßhauptmann saß den Vögten auf dem Nacken, daß alles pünktlich eingetrieben werde; "der König will es," war seine einzige Antwort, wenn sie

„Wir wollen’s gut mitsammen haben, Kind!“ sagte die Alte, da sie zum erstenmal sich neben dem Mädchen in ihren breiten Sessel setzte.

Und Dagmar ergriff ihre beiden alten Hände.

- „Aber, Du zitterst, Kind!“ rief die Base.

„Ja, Bas’, ich war hier so allein!“

Und die alten guten Augen sahen zärtlich auf das blasse Ding; aber Dagmar zitterte noch immer, sie war der Liebkosungen zu lang nicht mehr gewohnt. Allmählich, erst nach Monden, brach wieder ein zartes Roth durch ihre Wangen, und der süße Augenschein war wiederum darüber; wenn noch so alt, sie hatte itzt doch eine, zu der sie gehörte, die keine andere in ihren Arm nahm als nur sie.

Der Ritter aber war am Ende ein finsterer Mann geworden; die Lust und Güte seines Herzens war bei den Todten. Gegen die Lebenden war seine Hand von Eisen.

So ging die Zeit um ein paar Jahre weiter. Der König hatte harte Abgaben auferlegt, die härteste war der Viehzehente; und für falsche Angabe des Viehbestandes waren schwere Bußen ausgeschrieben. Der Schloßhauptmann saß den Vögten auf dem Nacken, daß alles pünktlich eingetrieben werde; „der König will es,“ war seine einzige Antwort, wenn sie

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[132/0136] „Wir wollen’s gut mitsammen haben, Kind!“ sagte die Alte, da sie zum erstenmal sich neben dem Mädchen in ihren breiten Sessel setzte. Und Dagmar ergriff ihre beiden alten Hände. - „Aber, Du zitterst, Kind!“ rief die Base. „Ja, Bas’, ich war hier so allein!“ Und die alten guten Augen sahen zärtlich auf das blasse Ding; aber Dagmar zitterte noch immer, sie war der Liebkosungen zu lang nicht mehr gewohnt. Allmählich, erst nach Monden, brach wieder ein zartes Roth durch ihre Wangen, und der süße Augenschein war wiederum darüber; wenn noch so alt, sie hatte itzt doch eine, zu der sie gehörte, die keine andere in ihren Arm nahm als nur sie. Der Ritter aber war am Ende ein finsterer Mann geworden; die Lust und Güte seines Herzens war bei den Todten. Gegen die Lebenden war seine Hand von Eisen. So ging die Zeit um ein paar Jahre weiter. Der König hatte harte Abgaben auferlegt, die härteste war der Viehzehente; und für falsche Angabe des Viehbestandes waren schwere Bußen ausgeschrieben. Der Schloßhauptmann saß den Vögten auf dem Nacken, daß alles pünktlich eingetrieben werde; „der König will es,“ war seine einzige Antwort, wenn sie

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/136>, abgerufen am 22.11.2024.