Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.sie sich eilig ab, und Reinhardt hörte, wie sie schluch¬ Er wollte sie aufhalten, aber er besann sich und Sie fuhr zusammen. Ich will nichts mehr, sagte Sterben, ach sterben Ein altes Lied brauste ihm ins Ohr, der Athem standSoll ich allein! ihm still; eine kurze Weile, dann wandte er sich ab und ging auf sein Zimmer. Er setzte sich hin, um zu arbeiten, aber er hatte ſie ſich eilig ab, und Reinhardt hörte, wie ſie ſchluch¬ Er wollte ſie aufhalten, aber er beſann ſich und Sie fuhr zuſammen. Ich will nichts mehr, ſagte Sterben, ach ſterben Ein altes Lied brauſte ihm ins Ohr, der Athem ſtandSoll ich allein! ihm ſtill; eine kurze Weile, dann wandte er ſich ab und ging auf ſein Zimmer. Er ſetzte ſich hin, um zu arbeiten, aber er hatte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="57"/> ſie ſich eilig ab, und Reinhardt hörte, wie ſie ſchluch¬<lb/> zend die Treppe hinaufging.</p><lb/> <p>Er wollte ſie aufhalten, aber er beſann ſich und<lb/> blieb an der Treppe zurück. Das Mädchen ſtand noch<lb/> immer auf dem Flur, unbeweglich, das empfangene<lb/> Almoſen in der Hand. Was willſt du noch? fragte<lb/> Reinhardt.</p><lb/> <p>Sie fuhr zuſammen. Ich will nichts mehr, ſagte<lb/> ſie; dann den Kopf nach ihm zurückwendend, ihn an¬<lb/> ſtarrend mit den verirrten Augen, ging ſie langſam<lb/> gegen die Thür. Er rief einen Namen aus, aber ſie<lb/> hörte es nicht mehr; mit geſenktem Haupte, mit über<lb/> der Bruſt gekreuzten Armen ſchritt ſie über den Hof<lb/> hinab.<lb/><lg type="poem"><l>Sterben, ach ſterben</l><lb/><l>Soll ich allein!</l><lb/></lg> Ein altes Lied brauſte ihm ins Ohr, der Athem ſtand<lb/> ihm ſtill; eine kurze Weile, dann wandte er ſich ab<lb/> und ging auf ſein Zimmer.</p><lb/> <p>Er ſetzte ſich hin, um zu arbeiten, aber er hatte<lb/> keine Gedanken. Nachdem er es eine Stunde lang<lb/> vergebens verſucht hatte, ging er ins Familienzimmer<lb/> hinab. Es war Niemand da, nur kühle grüne Däm¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0063]
ſie ſich eilig ab, und Reinhardt hörte, wie ſie ſchluch¬
zend die Treppe hinaufging.
Er wollte ſie aufhalten, aber er beſann ſich und
blieb an der Treppe zurück. Das Mädchen ſtand noch
immer auf dem Flur, unbeweglich, das empfangene
Almoſen in der Hand. Was willſt du noch? fragte
Reinhardt.
Sie fuhr zuſammen. Ich will nichts mehr, ſagte
ſie; dann den Kopf nach ihm zurückwendend, ihn an¬
ſtarrend mit den verirrten Augen, ging ſie langſam
gegen die Thür. Er rief einen Namen aus, aber ſie
hörte es nicht mehr; mit geſenktem Haupte, mit über
der Bruſt gekreuzten Armen ſchritt ſie über den Hof
hinab.
Sterben, ach ſterben
Soll ich allein!
Ein altes Lied brauſte ihm ins Ohr, der Athem ſtand
ihm ſtill; eine kurze Weile, dann wandte er ſich ab
und ging auf ſein Zimmer.
Er ſetzte ſich hin, um zu arbeiten, aber er hatte
keine Gedanken. Nachdem er es eine Stunde lang
vergebens verſucht hatte, ging er ins Familienzimmer
hinab. Es war Niemand da, nur kühle grüne Däm¬
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