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Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.

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schungen genoß, hatte Erich seinen soliden Meerschaum¬
kopf angebrannt, und saß dampfend und discourirend
an seiner Seite.

Am andern Tage mußte Reinhardt mit ihm hinaus;
auf die Aecker, in die Weinberge, in den Hopfengar¬
ten, in die Spritfabrik. Es war Alles wohl bestellt;
die Leute, welche auf dem Felde und bei den Kesseln
arbeiteten, hatten alle ein gesundes und zufriedenes
Aussehen. Zu Mittag kam die Familie im Garten¬
saal zusammen, und der Tag wurde dann, je nach der
Muße der Wirthe, mehr oder minder gemeinschaftlich
verlebt. Nur die Stunden vor dem Abendessen, wie
die ersten des Vormittags, blieb Reinhardt arbeitend
auf seinem Zimmer. Er hatte seit Jahren, wo er
deren habhaft werden konnte, die im Volke lebenden
Reime und Lieder gesammelt, und ging nun daran
seinen Schatz zu ordnen und wo möglich mit neuen
Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren. --
Elisabeth war zu allen Zeiten sanft und freundlich;
Erichs immer gleichbleibende Aufmerksamkeit nahm
sie mit einer fast demüthigen Dankbarkeit auf, und
Reinhardt dachte mitunter, das heitere Kind von ehe¬
dem habe wohl eine weniger stille Frau versprochen.

ſchungen genoß, hatte Erich ſeinen ſoliden Meerſchaum¬
kopf angebrannt, und ſaß dampfend und discourirend
an ſeiner Seite.

Am andern Tage mußte Reinhardt mit ihm hinaus;
auf die Aecker, in die Weinberge, in den Hopfengar¬
ten, in die Spritfabrik. Es war Alles wohl beſtellt;
die Leute, welche auf dem Felde und bei den Keſſeln
arbeiteten, hatten alle ein geſundes und zufriedenes
Ausſehen. Zu Mittag kam die Familie im Garten¬
ſaal zuſammen, und der Tag wurde dann, je nach der
Muße der Wirthe, mehr oder minder gemeinſchaftlich
verlebt. Nur die Stunden vor dem Abendeſſen, wie
die erſten des Vormittags, blieb Reinhardt arbeitend
auf ſeinem Zimmer. Er hatte ſeit Jahren, wo er
deren habhaft werden konnte, die im Volke lebenden
Reime und Lieder geſammelt, und ging nun daran
ſeinen Schatz zu ordnen und wo möglich mit neuen
Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren. —
Eliſabeth war zu allen Zeiten ſanft und freundlich;
Erichs immer gleichbleibende Aufmerkſamkeit nahm
ſie mit einer faſt demüthigen Dankbarkeit auf, und
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dem habe wohl eine weniger ſtille Frau verſprochen.

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[45/0051] ſchungen genoß, hatte Erich ſeinen ſoliden Meerſchaum¬ kopf angebrannt, und ſaß dampfend und discourirend an ſeiner Seite. Am andern Tage mußte Reinhardt mit ihm hinaus; auf die Aecker, in die Weinberge, in den Hopfengar¬ ten, in die Spritfabrik. Es war Alles wohl beſtellt; die Leute, welche auf dem Felde und bei den Keſſeln arbeiteten, hatten alle ein geſundes und zufriedenes Ausſehen. Zu Mittag kam die Familie im Garten¬ ſaal zuſammen, und der Tag wurde dann, je nach der Muße der Wirthe, mehr oder minder gemeinſchaftlich verlebt. Nur die Stunden vor dem Abendeſſen, wie die erſten des Vormittags, blieb Reinhardt arbeitend auf ſeinem Zimmer. Er hatte ſeit Jahren, wo er deren habhaft werden konnte, die im Volke lebenden Reime und Lieder geſammelt, und ging nun daran ſeinen Schatz zu ordnen und wo möglich mit neuen Aufzeichnungen aus der Umgegend zu vermehren. — Eliſabeth war zu allen Zeiten ſanft und freundlich; Erichs immer gleichbleibende Aufmerkſamkeit nahm ſie mit einer faſt demüthigen Dankbarkeit auf, und Reinhardt dachte mitunter, das heitere Kind von ehe¬ dem habe wohl eine weniger ſtille Frau verſprochen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_immensee_1852/51>, abgerufen am 23.11.2024.