Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Nach Reisegesprächen. Vorwärts lieber laß uns schreiten Durch die deutschen Nebelschichten, Als auf alten Träumen reiten Und auf römischen Berichten! Denn mir ist, als säh' ich endlich Unter uns ein Bild entfalten; Dunkel erst, doch bald verständlich Sich erheben die Gestalten; Hauf' an Haufen im Getümmel, Nun zerrissen, nun zusammen; An dem grau verhangnen Himmel Zuckt es wie von tausend Flammen. Hört ihr, wie die Büchsen knallen? Wuthgeschrei durchfegt die Lüfte; Und die weißen Nebel wallen, Und die Brüder stehn und fallen -- Hoher Tag und tiefe Grüfte! Nach Reiſegeſprächen. Vorwärts lieber laß uns ſchreiten Durch die deutſchen Nebelſchichten, Als auf alten Träumen reiten Und auf römiſchen Berichten! Denn mir iſt, als ſäh' ich endlich Unter uns ein Bild entfalten; Dunkel erſt, doch bald verſtändlich Sich erheben die Geſtalten; Hauf' an Haufen im Getümmel, Nun zerriſſen, nun zuſammen; An dem grau verhangnen Himmel Zuckt es wie von tauſend Flammen. Hört ihr, wie die Büchſen knallen? Wuthgeſchrei durchfegt die Lüfte; Und die weißen Nebel wallen, Und die Brüder ſtehn und fallen — Hoher Tag und tiefe Grüfte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0094" n="84"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nach Reiſegeſprächen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">V</hi>orwärts lieber laß uns ſchreiten</l><lb/> <l>Durch die deutſchen Nebelſchichten,</l><lb/> <l>Als auf alten Träumen reiten</l><lb/> <l>Und auf römiſchen Berichten!</l><lb/> <l>Denn mir iſt, als ſäh' ich endlich</l><lb/> <l>Unter uns ein Bild entfalten;</l><lb/> <l>Dunkel erſt, doch bald verſtändlich</l><lb/> <l>Sich erheben die Geſtalten;</l><lb/> <l>Hauf' an Haufen im Getümmel,</l><lb/> <l>Nun zerriſſen, nun zuſammen;</l><lb/> <l>An dem grau verhangnen Himmel</l><lb/> <l>Zuckt es wie von tauſend Flammen.</l><lb/> <l>Hört ihr, wie die Büchſen knallen?</l><lb/> <l>Wuthgeſchrei durchfegt die Lüfte;</l><lb/> <l>Und die weißen Nebel wallen,</l><lb/> <l>Und die Brüder ſtehn und fallen —</l><lb/> <l>Hoher Tag und tiefe Grüfte!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0094]
Nach Reiſegeſprächen.
Vorwärts lieber laß uns ſchreiten
Durch die deutſchen Nebelſchichten,
Als auf alten Träumen reiten
Und auf römiſchen Berichten!
Denn mir iſt, als ſäh' ich endlich
Unter uns ein Bild entfalten;
Dunkel erſt, doch bald verſtändlich
Sich erheben die Geſtalten;
Hauf' an Haufen im Getümmel,
Nun zerriſſen, nun zuſammen;
An dem grau verhangnen Himmel
Zuckt es wie von tauſend Flammen.
Hört ihr, wie die Büchſen knallen?
Wuthgeſchrei durchfegt die Lüfte;
Und die weißen Nebel wallen,
Und die Brüder ſtehn und fallen —
Hoher Tag und tiefe Grüfte!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/94 |
Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/94>, abgerufen am 23.02.2025. |