Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Eine Frühlingsnacht.
Im Zimmer drinnen ist's so schwül;
Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl.
Im Fieber hat er die Nacht verbracht;
Sein Herz ist müde, sein Auge verwacht.
Er lauscht auf der Stunden rinnenden Sand;
Er hält die Uhr in der weißen Hand.
Er zählt die Schläge, die sie pickt,
Er forschet, wie der Weiser rückt;
Es fragt ihn, ob er noch leb' vielleicht,
Wenn der Weiser die schwarze Drei erreicht.
Die Wartfrau sitzt geduldig dabei,
Harrend bis Alles vorüber sei. --
Eine Frühlingsnacht.
Im Zimmer drinnen iſt's ſo ſchwül;
Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl.
Im Fieber hat er die Nacht verbracht;
Sein Herz iſt müde, ſein Auge verwacht.
Er lauſcht auf der Stunden rinnenden Sand;
Er hält die Uhr in der weißen Hand.
Er zählt die Schläge, die ſie pickt,
Er forſchet, wie der Weiſer rückt;
Es fragt ihn, ob er noch leb' vielleicht,
Wenn der Weiſer die ſchwarze Drei erreicht.
Die Wartfrau ſitzt geduldig dabei,
Harrend bis Alles vorüber ſei. —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0079" n="69"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eine Frühlingsnacht.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>m Zimmer drinnen i&#x017F;t's &#x017F;o &#x017F;chwül;</l><lb/>
              <l>Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Im Fieber hat er die Nacht verbracht;</l><lb/>
              <l>Sein Herz i&#x017F;t müde, &#x017F;ein Auge verwacht.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Er lau&#x017F;cht auf der Stunden rinnenden Sand;</l><lb/>
              <l>Er hält die Uhr in der weißen Hand.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Er zählt die Schläge, die &#x017F;ie pickt,</l><lb/>
              <l>Er for&#x017F;chet, wie der Wei&#x017F;er rückt;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Es fragt ihn, ob er noch leb' vielleicht,</l><lb/>
              <l>Wenn der Wei&#x017F;er die &#x017F;chwarze Drei erreicht.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Die Wartfrau &#x017F;itzt geduldig dabei,</l><lb/>
              <l>Harrend bis Alles vorüber &#x017F;ei. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0079] Eine Frühlingsnacht. Im Zimmer drinnen iſt's ſo ſchwül; Der Kranke liegt auf dem heißen Pfühl. Im Fieber hat er die Nacht verbracht; Sein Herz iſt müde, ſein Auge verwacht. Er lauſcht auf der Stunden rinnenden Sand; Er hält die Uhr in der weißen Hand. Er zählt die Schläge, die ſie pickt, Er forſchet, wie der Weiſer rückt; Es fragt ihn, ob er noch leb' vielleicht, Wenn der Weiſer die ſchwarze Drei erreicht. Die Wartfrau ſitzt geduldig dabei, Harrend bis Alles vorüber ſei. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/79
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/79>, abgerufen am 24.11.2024.