Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Hyazinthen. Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht, Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen; Ich habe immer, immer dein gedacht, Ich möchte schlafen; aber du mußt tanzen. Es hört nicht auf, es ras't ohn' Unterlaß; Die Kerzen brennen und die Geigen schreien, Es theilen und es schließen sich die Reihen, Und Alle glühen; aber du bist blaß. Und du mußt tanzen; fremde Arme schmiegen Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt! Ich seh' dein weißes Kleid vorüberfliegen Und deine leichte, zärtliche Gestalt. -- -- Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen. Ich habe immer, immer dein gedacht; Ich möchte schlafen; aber du mußt tanzen. Hyazinthen. Fern hallt Muſik; doch hier iſt ſtille Nacht, Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen; Ich habe immer, immer dein gedacht, Ich möchte ſchlafen; aber du mußt tanzen. Es hört nicht auf, es raſ't ohn' Unterlaß; Die Kerzen brennen und die Geigen ſchreien, Es theilen und es ſchließen ſich die Reihen, Und Alle glühen; aber du biſt blaß. Und du mußt tanzen; fremde Arme ſchmiegen Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt! Ich ſeh' dein weißes Kleid vorüberfliegen Und deine leichte, zärtliche Geſtalt. — — Und ſüßer ſtrömend quillt der Duft der Nacht Und träumeriſcher aus dem Kelch der Pflanzen. Ich habe immer, immer dein gedacht; Ich möchte ſchlafen; aber du mußt tanzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0028" n="18"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hyazinthen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">F</hi>ern hallt Muſik; doch hier iſt ſtille Nacht,</l><lb/> <l>Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen;</l><lb/> <l>Ich habe immer, immer dein gedacht,</l><lb/> <l>Ich möchte ſchlafen; aber du mußt tanzen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Es hört nicht auf, es raſ't ohn' Unterlaß;</l><lb/> <l>Die Kerzen brennen und die Geigen ſchreien,</l><lb/> <l>Es theilen und es ſchließen ſich die Reihen,</l><lb/> <l>Und Alle glühen; aber du biſt blaß.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und du mußt tanzen; fremde Arme ſchmiegen</l><lb/> <l>Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt!</l><lb/> <l>Ich ſeh' dein weißes Kleid vorüberfliegen</l><lb/> <l>Und deine leichte, zärtliche Geſtalt. — —</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und ſüßer ſtrömend quillt der Duft der Nacht</l><lb/> <l>Und träumeriſcher aus dem Kelch der Pflanzen.</l><lb/> <l>Ich habe immer, immer dein gedacht;</l><lb/> <l>Ich möchte ſchlafen; aber du mußt tanzen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
Hyazinthen.
Fern hallt Muſik; doch hier iſt ſtille Nacht,
Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen;
Ich habe immer, immer dein gedacht,
Ich möchte ſchlafen; aber du mußt tanzen.
Es hört nicht auf, es raſ't ohn' Unterlaß;
Die Kerzen brennen und die Geigen ſchreien,
Es theilen und es ſchließen ſich die Reihen,
Und Alle glühen; aber du biſt blaß.
Und du mußt tanzen; fremde Arme ſchmiegen
Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt!
Ich ſeh' dein weißes Kleid vorüberfliegen
Und deine leichte, zärtliche Geſtalt. — —
Und ſüßer ſtrömend quillt der Duft der Nacht
Und träumeriſcher aus dem Kelch der Pflanzen.
Ich habe immer, immer dein gedacht;
Ich möchte ſchlafen; aber du mußt tanzen.
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/28>, abgerufen am 23.02.2025. |