Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Der König freite die zweite Frau, Die schlug mich oft und schalt mich rauh; Schickte mich dann mit dem Jäger zu Walde, Sollte mich tödten auf Berges Halde, Und der Königin als Zeichen Sollt' er mein blutend Herze reichen, Doch ich bat ihn so lange, so lang auf den Knien-- Da schoß er den Eber, und ließ mich fliehn. Zwergenältester. Schneeweißchen, Königstöchterlein, Schneewittchen. Sprangen zwei Rehlein mir voran, Der König freite die zweite Frau, Die ſchlug mich oft und ſchalt mich rauh; Schickte mich dann mit dem Jäger zu Walde, Sollte mich tödten auf Berges Halde, Und der Königin als Zeichen Sollt' er mein blutend Herze reichen, Doch ich bat ihn ſo lange, ſo lang auf den Knien— Da ſchoß er den Eber, und ließ mich fliehn. Zwergenälteſter. Schneeweißchen, Königstöchterlein, Schneewittchen. Sprangen zwei Rehlein mir voran, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0113" n="103"/> Der König freite die zweite Frau,</p><lb/> <p>Die ſchlug mich oft und ſchalt mich rauh;</p><lb/> <p>Schickte mich dann mit dem Jäger zu Walde,</p><lb/> <p>Sollte mich tödten auf Berges Halde,</p><lb/> <p>Und der Königin als Zeichen</p><lb/> <p>Sollt' er mein blutend Herze reichen,</p><lb/> <p>Doch ich bat ihn ſo lange, ſo lang auf den Knien—</p><lb/> <p>Da ſchoß er den Eber, und ließ mich fliehn.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Zwergenälteſter</hi>.</p><lb/> <p>Schneeweißchen, Königstöchterlein,<lb/> Wie fandſt du Weg und Steg allein?<lb/> Wer zeigte dir die ſieben Berge?<lb/> Wie kamſt du in das Reich der Zwerge?</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Schneewittchen</hi>.</p><lb/> <p>Sprangen zwei Rehlein mir voran,<lb/> Sahn mit den braunen Augen mich an;<lb/> Saßen im Walde die Vöglein zu Hauf,<lb/> Schwangen zwei Vöglein ſich vor mir auf;<lb/> Am Himmel zog ein Stern vor mir —<lb/> Und wie ich folgte, ſo bin ich hier.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0113]
Der König freite die zweite Frau,
Die ſchlug mich oft und ſchalt mich rauh;
Schickte mich dann mit dem Jäger zu Walde,
Sollte mich tödten auf Berges Halde,
Und der Königin als Zeichen
Sollt' er mein blutend Herze reichen,
Doch ich bat ihn ſo lange, ſo lang auf den Knien—
Da ſchoß er den Eber, und ließ mich fliehn.
Zwergenälteſter.
Schneeweißchen, Königstöchterlein,
Wie fandſt du Weg und Steg allein?
Wer zeigte dir die ſieben Berge?
Wie kamſt du in das Reich der Zwerge?
Schneewittchen.
Sprangen zwei Rehlein mir voran,
Sahn mit den braunen Augen mich an;
Saßen im Walde die Vöglein zu Hauf,
Schwangen zwei Vöglein ſich vor mir auf;
Am Himmel zog ein Stern vor mir —
Und wie ich folgte, ſo bin ich hier.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |