Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.Vor einigen Jahren im Hochsommer war es und alle Tage echtes Sonnenwetter; ich hatte mich in Jena, wie einst Dr. Martinus, in der alten Gastwirthschaft zum Bären einquartiert, hatte mit dem Wirth schon mehr als einmal über Land und Leute geredet und mich mit Namen, Stand und Wohnort, welcher derzeit zugleich mein Geburtsort war, in das Fremdenbuch eingeschrieben. Am Tage nach meiner Ankunft war ich nach Besteigung des Fuchsthurms und nach manchem andern Auf- und Absteigen spät nachmittags in das geräumige, aber leere Gastzimmer zurückgekehrt und hatte mich sommermüde vor einer Flasche Ingelheimer hinter dem kühlen Ofen in einen tiefen Lehnstuhl gesetzt; eine Uhr pickte, die Fliegen summten am Fensterglas, und mir wurde die Gnade, davon in den Schlaf gewiegt zu werden, und zwar recht tief. Vor einigen Jahren im Hochsommer war es und alle Tage echtes Sonnenwetter; ich hatte mich in Jena, wie einst Dr. Martinus, in der alten Gastwirthschaft zum Bären einquartiert, hatte mit dem Wirth schon mehr als einmal über Land und Leute geredet und mich mit Namen, Stand und Wohnort, welcher derzeit zugleich mein Geburtsort war, in das Fremdenbuch eingeschrieben. Am Tage nach meiner Ankunft war ich nach Besteigung des Fuchsthurms und nach manchem andern Auf- und Absteigen spät nachmittags in das geräumige, aber leere Gastzimmer zurückgekehrt und hatte mich sommermüde vor einer Flasche Ingelheimer hinter dem kühlen Ofen in einen tiefen Lehnstuhl gesetzt; eine Uhr pickte, die Fliegen summten am Fensterglas, und mir wurde die Gnade, davon in den Schlaf gewiegt zu werden, und zwar recht tief. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0007" n="7"/> <div n="1"> <p>Vor einigen Jahren im Hochsommer war es und alle Tage echtes Sonnenwetter; ich hatte mich in Jena, wie einst <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Martinus, in der alten Gastwirthschaft zum Bären einquartiert, hatte mit dem Wirth schon mehr als einmal über Land und Leute geredet und mich mit Namen, Stand und Wohnort, welcher derzeit zugleich mein Geburtsort war, in das Fremdenbuch eingeschrieben.</p> <p>Am Tage nach meiner Ankunft war ich nach Besteigung des Fuchsthurms und nach manchem andern Auf- und Absteigen spät nachmittags in das geräumige, aber leere Gastzimmer zurückgekehrt und hatte mich sommermüde vor einer Flasche Ingelheimer hinter dem kühlen Ofen in einen tiefen Lehnstuhl gesetzt; eine Uhr pickte, die Fliegen summten am Fensterglas, und mir wurde die Gnade, davon in den Schlaf gewiegt zu werden, und zwar recht tief.</p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0007]
Vor einigen Jahren im Hochsommer war es und alle Tage echtes Sonnenwetter; ich hatte mich in Jena, wie einst Dr. Martinus, in der alten Gastwirthschaft zum Bären einquartiert, hatte mit dem Wirth schon mehr als einmal über Land und Leute geredet und mich mit Namen, Stand und Wohnort, welcher derzeit zugleich mein Geburtsort war, in das Fremdenbuch eingeschrieben.
Am Tage nach meiner Ankunft war ich nach Besteigung des Fuchsthurms und nach manchem andern Auf- und Absteigen spät nachmittags in das geräumige, aber leere Gastzimmer zurückgekehrt und hatte mich sommermüde vor einer Flasche Ingelheimer hinter dem kühlen Ofen in einen tiefen Lehnstuhl gesetzt; eine Uhr pickte, die Fliegen summten am Fensterglas, und mir wurde die Gnade, davon in den Schlaf gewiegt zu werden, und zwar recht tief.
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/7>, abgerufen am 16.07.2024. |