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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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fallen, Du bist so wild, Hanna - er darf nicht offen bleiben."

"Du bist ein Narr, John", raunte ihm die Dirne zu, "wie sollt' ich von heut' an noch in den Brunnen fallen! Wenn nur die dummen Weiber nicht so nahe wären, ich fiel' Dir lieber an den Hals!"

Aber er ging sinnend von ihr; und als er später bei Ende der Tagesarbeit über den einsamen Acker ging, konnte er an dem Brunnen nicht vorbei; er blieb stehen und warf wieder kleine Steine in die Tiefe; er kniete dabei nieder und bog sich über den Rand und lauschte, als ob die Tiefe ein furchtbares Geheimniß berge, von dem er einen Laut erhorchen müsse.

Als auch das Abendroth am fernen Horizont verschwunden war, ging er langsam in die Stadt zurück und nach der Großstraße in das Haus seines Arbeitgebers. - Am andern Morgen erschien zur Verwunderung der Arbeiterinnen ein Zimmermann auf dem Acker und schlug ein rohes, aber derbes Brettergerüst um den alten Brunnen.



fallen, Du bist so wild, Hanna – er darf nicht offen bleiben.“

„Du bist ein Narr, John“, raunte ihm die Dirne zu, „wie sollt’ ich von heut’ an noch in den Brunnen fallen! Wenn nur die dummen Weiber nicht so nahe wären, ich fiel’ Dir lieber an den Hals!“

Aber er ging sinnend von ihr; und als er später bei Ende der Tagesarbeit über den einsamen Acker ging, konnte er an dem Brunnen nicht vorbei; er blieb stehen und warf wieder kleine Steine in die Tiefe; er kniete dabei nieder und bog sich über den Rand und lauschte, als ob die Tiefe ein furchtbares Geheimniß berge, von dem er einen Laut erhorchen müsse.

Als auch das Abendroth am fernen Horizont verschwunden war, ging er langsam in die Stadt zurück und nach der Großstraße in das Haus seines Arbeitgebers. – Am andern Morgen erschien zur Verwunderung der Arbeiterinnen ein Zimmermann auf dem Acker und schlug ein rohes, aber derbes Brettergerüst um den alten Brunnen.



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[49/0049] fallen, Du bist so wild, Hanna – er darf nicht offen bleiben.“ „Du bist ein Narr, John“, raunte ihm die Dirne zu, „wie sollt’ ich von heut’ an noch in den Brunnen fallen! Wenn nur die dummen Weiber nicht so nahe wären, ich fiel’ Dir lieber an den Hals!“ Aber er ging sinnend von ihr; und als er später bei Ende der Tagesarbeit über den einsamen Acker ging, konnte er an dem Brunnen nicht vorbei; er blieb stehen und warf wieder kleine Steine in die Tiefe; er kniete dabei nieder und bog sich über den Rand und lauschte, als ob die Tiefe ein furchtbares Geheimniß berge, von dem er einen Laut erhorchen müsse. Als auch das Abendroth am fernen Horizont verschwunden war, ging er langsam in die Stadt zurück und nach der Großstraße in das Haus seines Arbeitgebers. – Am andern Morgen erschien zur Verwunderung der Arbeiterinnen ein Zimmermann auf dem Acker und schlug ein rohes, aber derbes Brettergerüst um den alten Brunnen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/49>, abgerufen am 24.11.2024.