Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.er schon, den er allzeit festgebunden in der Hosentasche trug." "Weshalb denn ist er nicht mit hierhergekommen? Habt Ihr Streit gehabt?" Der Amerikaner schüttelte den Kopf: "Streit? Streit genug; aber nicht zwischen uns. In den Minen, Abends in den Zelten, wir spielten fast die Nächte durch; habt von der Wirthschaft wohl schon reden hören. Aber Fritz wollte nicht, und wenn sie ihn zerren wollten, sprach er: "Spielt! ich mach' nicht mit; muß meinem Vater ein weich' Kissen für seinen alten Kopf mit nach Haus bringen; hab' kein Gold für Eure Karten!" - Aber sie kriegten's heraus, daß er die Taschen voll hatte; so kam's zum Streit, und in einer Nacht - Ihr kennt das nicht - da wurden die Messer blank, und eins davon fuhr ihm zwischen den Schultern in den Rücken." Die blonde Dirne stieß einen Wehlaut aus. "Der arme alte Daniel!" rief ein Andrer; "es war doch nicht zum Tode?" "Zum Leben auch nicht!" sagte der Amerikaner; "ich hab' ihn später nicht mehr gesehen; er schon, den er allzeit festgebunden in der Hosentasche trug.“ „Weshalb denn ist er nicht mit hierhergekommen? Habt Ihr Streit gehabt?“ Der Amerikaner schüttelte den Kopf: „Streit? Streit genug; aber nicht zwischen uns. In den Minen, Abends in den Zelten, wir spielten fast die Nächte durch; habt von der Wirthschaft wohl schon reden hören. Aber Fritz wollte nicht, und wenn sie ihn zerren wollten, sprach er: „Spielt! ich mach’ nicht mit; muß meinem Vater ein weich’ Kissen für seinen alten Kopf mit nach Haus bringen; hab’ kein Gold für Eure Karten!“ – Aber sie kriegten’s heraus, daß er die Taschen voll hatte; so kam’s zum Streit, und in einer Nacht – Ihr kennt das nicht – da wurden die Messer blank, und eins davon fuhr ihm zwischen den Schultern in den Rücken.“ Die blonde Dirne stieß einen Wehlaut aus. „Der arme alte Daniel!“ rief ein Andrer; „es war doch nicht zum Tode?“ „Zum Leben auch nicht!“ sagte der Amerikaner; „ich hab’ ihn später nicht mehr gesehen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="66"/> er schon, den er allzeit festgebunden in der Hosentasche trug.“</p> <p>„Weshalb denn ist er nicht mit hierhergekommen? Habt Ihr Streit gehabt?“</p> <p>Der Amerikaner schüttelte den Kopf: „Streit? Streit genug; aber nicht zwischen uns. In den Minen, Abends in den Zelten, wir spielten fast die Nächte durch; habt von der Wirthschaft wohl schon reden hören. Aber Fritz wollte nicht, und wenn sie ihn zerren wollten, sprach er: „Spielt! ich mach’ nicht mit; muß meinem Vater ein weich’ Kissen für seinen alten Kopf mit nach Haus bringen; hab’ kein Gold für Eure Karten!“ – Aber sie kriegten’s heraus, daß er die Taschen voll hatte; so kam’s zum Streit, und in einer Nacht – Ihr kennt das nicht – da wurden die Messer blank, und eins davon fuhr ihm zwischen den Schultern in den Rücken.“</p> <p>Die blonde Dirne stieß einen Wehlaut aus. „Der arme alte Daniel!“ rief ein Andrer; „es war doch nicht zum Tode?“</p> <p>„Zum Leben auch nicht!“ sagte der Amerikaner; „ich hab’ ihn später nicht mehr gesehen; </p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0066]
er schon, den er allzeit festgebunden in der Hosentasche trug.“
„Weshalb denn ist er nicht mit hierhergekommen? Habt Ihr Streit gehabt?“
Der Amerikaner schüttelte den Kopf: „Streit? Streit genug; aber nicht zwischen uns. In den Minen, Abends in den Zelten, wir spielten fast die Nächte durch; habt von der Wirthschaft wohl schon reden hören. Aber Fritz wollte nicht, und wenn sie ihn zerren wollten, sprach er: „Spielt! ich mach’ nicht mit; muß meinem Vater ein weich’ Kissen für seinen alten Kopf mit nach Haus bringen; hab’ kein Gold für Eure Karten!“ – Aber sie kriegten’s heraus, daß er die Taschen voll hatte; so kam’s zum Streit, und in einer Nacht – Ihr kennt das nicht – da wurden die Messer blank, und eins davon fuhr ihm zwischen den Schultern in den Rücken.“
Die blonde Dirne stieß einen Wehlaut aus. „Der arme alte Daniel!“ rief ein Andrer; „es war doch nicht zum Tode?“
„Zum Leben auch nicht!“ sagte der Amerikaner; „ich hab’ ihn später nicht mehr gesehen;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/66 |
Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/66>, abgerufen am 26.06.2024. |