Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

der Decke. Als aber der Sohn erzählte, daß er nach Heilung von jenem Messerstich, wobei sein ausgegraben Gold wie Teufelsspuk verschwunden sei, unweit der Mine bei einem großen Weinbauer als Böttcher einen Platz gefunden, und wie er dann hinzusetzte: "Doch das weißt Du ja, mein Vater; ich hab' Dir derzeit ja den langen Brief geschrieben;" da hatte der Alte die Augen groß geöffnet und dem Sohne war, als ob er ihn heftig fragend ansehe.

"Ja, Vater," sagte er rasch; "nun weiß ich's wohl, es war eine böse Dummheit; aber so wird man in der Fremde: ich meint', ich dürfe nun nicht wieder schreiben, - nur verdienen, und wenn's genug wär', dann mich selber mit nach Hause bringen. Und das ging langsam, Vater, und wurd' auch nicht zu viel; aber" - und er verfiel in sein geliebtes Plattdeutsch: "is doch all' suur un ehrlich verdeent' Geld!"

Der Alte hatte sich gefaßt; er drückte seinem Sohn die Hand: "Du un dat Geld tosamen," sagte er, "dat is genog." Aber der Klang der Stimme war so trübe, als berge ein großer und

der Decke. Als aber der Sohn erzählte, daß er nach Heilung von jenem Messerstich, wobei sein ausgegraben Gold wie Teufelsspuk verschwunden sei, unweit der Mine bei einem großen Weinbauer als Böttcher einen Platz gefunden, und wie er dann hinzusetzte: „Doch das weißt Du ja, mein Vater; ich hab’ Dir derzeit ja den langen Brief geschrieben;“ da hatte der Alte die Augen groß geöffnet und dem Sohne war, als ob er ihn heftig fragend ansehe.

„Ja, Vater,“ sagte er rasch; „nun weiß ich’s wohl, es war eine böse Dummheit; aber so wird man in der Fremde: ich meint’, ich dürfe nun nicht wieder schreiben, – nur verdienen, und wenn’s genug wär’, dann mich selber mit nach Hause bringen. Und das ging langsam, Vater, und wurd’ auch nicht zu viel; aber“ – und er verfiel in sein geliebtes Plattdeutsch: „is doch all’ suur un ehrlich verdeent’ Geld!“

Der Alte hatte sich gefaßt; er drückte seinem Sohn die Hand: „Du un dat Geld tosamen,“ sagte er, „dat is genog.“ Aber der Klang der Stimme war so trübe, als berge ein großer und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0110" n="110"/>
der Decke. Als aber der Sohn erzählte, daß er nach Heilung von jenem Messerstich, wobei sein ausgegraben Gold wie Teufelsspuk verschwunden sei, unweit der Mine bei einem großen Weinbauer als Böttcher einen Platz gefunden, und wie er dann hinzusetzte: &#x201E;Doch das weißt Du ja, mein Vater; ich hab&#x2019; Dir derzeit ja den langen Brief geschrieben;&#x201C; da hatte der Alte die Augen groß geöffnet und dem Sohne war, als ob er ihn heftig fragend ansehe.</p>
        <p>&#x201E;Ja, Vater,&#x201C; sagte er rasch; &#x201E;nun weiß ich&#x2019;s wohl, es war eine böse Dummheit; aber so wird man in der Fremde: ich meint&#x2019;, ich dürfe nun nicht wieder schreiben, &#x2013; nur verdienen, und wenn&#x2019;s genug wär&#x2019;, dann mich selber mit nach Hause bringen. Und das ging langsam, Vater, und wurd&#x2019; auch nicht zu viel; aber&#x201C; &#x2013; und er verfiel in sein geliebtes Plattdeutsch: &#x201E;is doch all&#x2019; suur un ehrlich verdeent&#x2019; Geld!&#x201C;</p>
        <p>Der Alte hatte sich gefaßt; er drückte seinem Sohn die Hand: &#x201E;Du un dat Geld tosamen,&#x201C; sagte er, &#x201E;dat is genog.&#x201C; Aber der Klang der Stimme war so trübe, als berge ein großer und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0110] der Decke. Als aber der Sohn erzählte, daß er nach Heilung von jenem Messerstich, wobei sein ausgegraben Gold wie Teufelsspuk verschwunden sei, unweit der Mine bei einem großen Weinbauer als Böttcher einen Platz gefunden, und wie er dann hinzusetzte: „Doch das weißt Du ja, mein Vater; ich hab’ Dir derzeit ja den langen Brief geschrieben;“ da hatte der Alte die Augen groß geöffnet und dem Sohne war, als ob er ihn heftig fragend ansehe. „Ja, Vater,“ sagte er rasch; „nun weiß ich’s wohl, es war eine böse Dummheit; aber so wird man in der Fremde: ich meint’, ich dürfe nun nicht wieder schreiben, – nur verdienen, und wenn’s genug wär’, dann mich selber mit nach Hause bringen. Und das ging langsam, Vater, und wurd’ auch nicht zu viel; aber“ – und er verfiel in sein geliebtes Plattdeutsch: „is doch all’ suur un ehrlich verdeent’ Geld!“ Der Alte hatte sich gefaßt; er drückte seinem Sohn die Hand: „Du un dat Geld tosamen,“ sagte er, „dat is genog.“ Aber der Klang der Stimme war so trübe, als berge ein großer und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • o über a wird als å dargestellt



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/110
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/110>, abgerufen am 22.11.2024.