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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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abzuholen; ich aber wollte nur an sein Kammer¬
fenster klopfen, um ihm solches zu bestellen.

Also ritte ich am Waldesrande hin, die Augen
fast verwirret von den grünlichen Johannis¬
fünkchen, die mit ihren spielerischen Lichtern mich
hier umflogen. Und schon ragete groß und
finster die Kirche vor mir auf, in deren Mauern
Herr Gerhardus bei den Seinen ruhte; ich hörte,
wie im Thurm so eben der Hammer ausholete,
und von der Glocken scholl die Mitternacht in's
Dorf hinunter. "Aber sie schlafen Alle;" sprach
ich bei mir selber, "die Todten in der Kirchen
oder unter dem hohen Sternenhimmel hieneben
auf dem Kirchhof, die Lebenden noch unter den
niedern Dächern, die dort stumm und dunkel vor
Dir liegen." So ritt ich weiter. Als ich jedoch
an den Teich kam, von wo aus man Hans Ott¬
sens Krug gewahren kann, sahe ich von dorten
einen dunstigen Lichtschein auf den Weg hinaus¬
brechen, und Fiedeln und Klarinetten schalleten
mir entgegen.

Da ich gleichwol mit dem Wirthe reden wollte,

abzuholen; ich aber wollte nur an ſein Kammer¬
fenſter klopfen, um ihm ſolches zu beſtellen.

Alſo ritte ich am Waldesrande hin, die Augen
faſt verwirret von den grünlichen Johannis¬
fünkchen, die mit ihren ſpieleriſchen Lichtern mich
hier umflogen. Und ſchon ragete groß und
finſter die Kirche vor mir auf, in deren Mauern
Herr Gerhardus bei den Seinen ruhte; ich hörte,
wie im Thurm ſo eben der Hammer ausholete,
und von der Glocken ſcholl die Mitternacht in's
Dorf hinunter. „Aber ſie ſchlafen Alle;“ ſprach
ich bei mir ſelber, „die Todten in der Kirchen
oder unter dem hohen Sternenhimmel hieneben
auf dem Kirchhof, die Lebenden noch unter den
niedern Dächern, die dort ſtumm und dunkel vor
Dir liegen.“ So ritt ich weiter. Als ich jedoch
an den Teich kam, von wo aus man Hans Ott¬
ſens Krug gewahren kann, ſahe ich von dorten
einen dunſtigen Lichtſchein auf den Weg hinaus¬
brechen, und Fiedeln und Klarinetten ſchalleten
mir entgegen.

Da ich gleichwol mit dem Wirthe reden wollte,

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[69/0083] abzuholen; ich aber wollte nur an ſein Kammer¬ fenſter klopfen, um ihm ſolches zu beſtellen. Alſo ritte ich am Waldesrande hin, die Augen faſt verwirret von den grünlichen Johannis¬ fünkchen, die mit ihren ſpieleriſchen Lichtern mich hier umflogen. Und ſchon ragete groß und finſter die Kirche vor mir auf, in deren Mauern Herr Gerhardus bei den Seinen ruhte; ich hörte, wie im Thurm ſo eben der Hammer ausholete, und von der Glocken ſcholl die Mitternacht in's Dorf hinunter. „Aber ſie ſchlafen Alle;“ ſprach ich bei mir ſelber, „die Todten in der Kirchen oder unter dem hohen Sternenhimmel hieneben auf dem Kirchhof, die Lebenden noch unter den niedern Dächern, die dort ſtumm und dunkel vor Dir liegen.“ So ritt ich weiter. Als ich jedoch an den Teich kam, von wo aus man Hans Ott¬ ſens Krug gewahren kann, ſahe ich von dorten einen dunſtigen Lichtſchein auf den Weg hinaus¬ brechen, und Fiedeln und Klarinetten ſchalleten mir entgegen. Da ich gleichwol mit dem Wirthe reden wollte,

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/83>, abgerufen am 27.11.2024.