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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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Katharina sah gar ernst zu mir herüber.
"So heißt's auch," sagte sie; "sie soll ihr einzig
Kind verfluchet haben; am andern Morgen aber
hat man das blasse Fräulein aus einem Garten¬
teich gezogen, der nachmals zugedämmet ist.
Hinter den Hecken, dem Walde zu, soll es ge¬
wesen sein."

"Ich weiß, Katharina; es wachsen heut noch
Schachtelhalm und Binsen aus dem Boden."

"Wisset Ihr denn auch, Johannes, daß eine
unseres Geschlechtes sich noch immer zeigen soll,
sobald dem Hause Unheil droht? Man sieht sie
erst hier an den Fenstern gleiten, dann draußen
in dem Gartensumpf verschwinden."

Ohnwillens wandten meine Augen sich wieder
auf die unbeweglichen des Bildes. "Und we߬
halb," fragte ich, "verfluchete sie ihr Kind?"

"Weßhalb?" -- Katharina zögerte ein Weil¬
chen und blickte mich fast verwirret an mit allem
ihrem Liebreiz. "Ich glaub', sie wollte den Vetter
ihrer Mutter nicht zum Ehgemal."

-- "War's denn ein gar so übler Mann?"

Katharina ſah gar ernſt zu mir herüber.
„So heißt's auch,“ ſagte ſie; „ſie ſoll ihr einzig
Kind verfluchet haben; am andern Morgen aber
hat man das blaſſe Fräulein aus einem Garten¬
teich gezogen, der nachmals zugedämmet iſt.
Hinter den Hecken, dem Walde zu, ſoll es ge¬
weſen ſein.“

„Ich weiß, Katharina; es wachſen heut noch
Schachtelhalm und Binſen aus dem Boden.“

„Wiſſet Ihr denn auch, Johannes, daß eine
unſeres Geſchlechtes ſich noch immer zeigen ſoll,
ſobald dem Hauſe Unheil droht? Man ſieht ſie
erſt hier an den Fenſtern gleiten, dann draußen
in dem Gartenſumpf verſchwinden.“

Ohnwillens wandten meine Augen ſich wieder
auf die unbeweglichen des Bildes. „Und we߬
halb,“ fragte ich, „verfluchete ſie ihr Kind?“

„Weßhalb?“ — Katharina zögerte ein Weil¬
chen und blickte mich faſt verwirret an mit allem
ihrem Liebreiz. „Ich glaub', ſie wollte den Vetter
ihrer Mutter nicht zum Ehgemal.“

— „War's denn ein gar ſo übler Mann?“

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[61/0075] Katharina ſah gar ernſt zu mir herüber. „So heißt's auch,“ ſagte ſie; „ſie ſoll ihr einzig Kind verfluchet haben; am andern Morgen aber hat man das blaſſe Fräulein aus einem Garten¬ teich gezogen, der nachmals zugedämmet iſt. Hinter den Hecken, dem Walde zu, ſoll es ge¬ weſen ſein.“ „Ich weiß, Katharina; es wachſen heut noch Schachtelhalm und Binſen aus dem Boden.“ „Wiſſet Ihr denn auch, Johannes, daß eine unſeres Geſchlechtes ſich noch immer zeigen ſoll, ſobald dem Hauſe Unheil droht? Man ſieht ſie erſt hier an den Fenſtern gleiten, dann draußen in dem Gartenſumpf verſchwinden.“ Ohnwillens wandten meine Augen ſich wieder auf die unbeweglichen des Bildes. „Und we߬ halb,“ fragte ich, „verfluchete ſie ihr Kind?“ „Weßhalb?“ — Katharina zögerte ein Weil¬ chen und blickte mich faſt verwirret an mit allem ihrem Liebreiz. „Ich glaub', ſie wollte den Vetter ihrer Mutter nicht zum Ehgemal.“ — „War's denn ein gar ſo übler Mann?“

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/75>, abgerufen am 23.11.2024.