trat ich eines Morgens aus dem Thorhaus; der alte Hofmann Dietrich, der ober der Einfahrt wohnt, und neben dem als einem getreuen Mann mir mein Schlafkämmerlein eingeräumt war, hatte mir einen Eschenbogen zugerichtet, mir auch die Bolzen von tüchtigem Blei dazu gegossen, und ich wollte nun auf die Raubvögel, deren genug bei dem Herrenhaus umherschrieen; da kam sie vom Hofe auf mich zugesprungen.
"Weißt Du, Johannes," sagte sie; "ich zeig' Dir ein Vogelnest; dort in dem hohlen Birn¬ baum; aber das sind Rothschwänzchen, die darfst Du ja nicht schießen!"
Damit war sie schon wieder vorausgesprungen; doch eh' sie noch dem Baum auf zwanzig Schritte nah' gekommen, sah ich sie jählings stille stehn. "Der Buhz, der Buhz!" schrie sie und schüttelte wie entsetzt ihre beiden Händlein in der Luft.
Es war aber ein großer Waldkauz, der ober dem Loche des hohlen Baumes saß und hinab¬ schauete, ob er ein ausfliegend Vögelein erhaschen möge. "Der Buhz, der Buhz!" schrie die Kleine
trat ich eines Morgens aus dem Thorhaus; der alte Hofmann Dietrich, der ober der Einfahrt wohnt, und neben dem als einem getreuen Mann mir mein Schlafkämmerlein eingeräumt war, hatte mir einen Eſchenbogen zugerichtet, mir auch die Bolzen von tüchtigem Blei dazu gegoſſen, und ich wollte nun auf die Raubvögel, deren genug bei dem Herrenhaus umherſchrieen; da kam ſie vom Hofe auf mich zugeſprungen.
„Weißt Du, Johannes,“ ſagte ſie; „ich zeig' Dir ein Vogelneſt; dort in dem hohlen Birn¬ baum; aber das ſind Rothſchwänzchen, die darfſt Du ja nicht ſchießen!“
Damit war ſie ſchon wieder vorausgeſprungen; doch eh' ſie noch dem Baum auf zwanzig Schritte nah' gekommen, ſah ich ſie jählings ſtille ſtehn. „Der Buhz, der Buhz!“ ſchrie ſie und ſchüttelte wie entſetzt ihre beiden Händlein in der Luft.
Es war aber ein großer Waldkauz, der ober dem Loche des hohlen Baumes ſaß und hinab¬ ſchauete, ob er ein ausfliegend Vögelein erhaſchen möge. „Der Buhz, der Buhz!“ ſchrie die Kleine
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trat ich eines Morgens aus dem Thorhaus; der
alte Hofmann Dietrich, der ober der Einfahrt
wohnt, und neben dem als einem getreuen Mann
mir mein Schlafkämmerlein eingeräumt war,
hatte mir einen Eſchenbogen zugerichtet, mir auch
die Bolzen von tüchtigem Blei dazu gegoſſen,
und ich wollte nun auf die Raubvögel, deren
genug bei dem Herrenhaus umherſchrieen; da
kam ſie vom Hofe auf mich zugeſprungen.
„Weißt Du, Johannes,“ ſagte ſie; „ich zeig'
Dir ein Vogelneſt; dort in dem hohlen Birn¬
baum; aber das ſind Rothſchwänzchen, die darfſt
Du ja nicht ſchießen!“
Damit war ſie ſchon wieder vorausgeſprungen;
doch eh' ſie noch dem Baum auf zwanzig Schritte
nah' gekommen, ſah ich ſie jählings ſtille ſtehn.
„Der Buhz, der Buhz!“ ſchrie ſie und ſchüttelte
wie entſetzt ihre beiden Händlein in der Luft.
Es war aber ein großer Waldkauz, der ober
dem Loche des hohlen Baumes ſaß und hinab¬
ſchauete, ob er ein ausfliegend Vögelein erhaſchen
möge. „Der Buhz, der Buhz!“ ſchrie die Kleine
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/37>, abgerufen am 16.07.2024.
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