Die Jahre gingen hin. Während wir die Universität besuchten, starb der gute Pastor, und die Mutter meines Schulgenossen folgte später ihrem Sohne auf dessen inzwischen anderswo er¬ reichte Pfarrstelle; ich hatte keine Veranlassung mehr, nach jenem Dorfe zu wandern. -- Da, als ich selbst schon in meiner Vaterstadt wohnhaft war, geschah es, daß ich für den Sohn eines Verwandten ein Schülerquartier bei guten Bür¬ gersleuten zu besorgen hatte. Der eigenen Jugend¬ zeit gedenkend, schlenderte ich im Nachmittags¬ sonnenscheine durch die Straßen, als mir an der Ecke des Marktes über der Thür eines alten, hochgegiebelten Hauses eine plattdeutsche Inschrift in die Augen fiel, die verhochdeutscht etwa lauten würde:
Gleich so wie Rauch und Staub verschwindt, Also sind auch die Menschenkind'.
Die Worte mochten für jugendliche Augen wol nicht sichtbar sein; denn ich hatte sie nie bemerkt, so oft ich auch in meiner Schulzeit mir einen Heißewecken bei dem dort wohnenden Bäcker
Die Jahre gingen hin. Während wir die Univerſität beſuchten, ſtarb der gute Paſtor, und die Mutter meines Schulgenoſſen folgte ſpäter ihrem Sohne auf deſſen inzwiſchen anderswo er¬ reichte Pfarrſtelle; ich hatte keine Veranlaſſung mehr, nach jenem Dorfe zu wandern. — Da, als ich ſelbſt ſchon in meiner Vaterſtadt wohnhaft war, geſchah es, daß ich für den Sohn eines Verwandten ein Schülerquartier bei guten Bür¬ gersleuten zu beſorgen hatte. Der eigenen Jugend¬ zeit gedenkend, ſchlenderte ich im Nachmittags¬ ſonnenſcheine durch die Straßen, als mir an der Ecke des Marktes über der Thür eines alten, hochgegiebelten Hauſes eine plattdeutſche Inſchrift in die Augen fiel, die verhochdeutſcht etwa lauten würde:
Gleich ſo wie Rauch und Staub verſchwindt, Alſo ſind auch die Menſchenkind'.
Die Worte mochten für jugendliche Augen wol nicht ſichtbar ſein; denn ich hatte ſie nie bemerkt, ſo oft ich auch in meiner Schulzeit mir einen Heißewecken bei dem dort wohnenden Bäcker
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Die Jahre gingen hin. Während wir die
Univerſität beſuchten, ſtarb der gute Paſtor, und
die Mutter meines Schulgenoſſen folgte ſpäter
ihrem Sohne auf deſſen inzwiſchen anderswo er¬
reichte Pfarrſtelle; ich hatte keine Veranlaſſung
mehr, nach jenem Dorfe zu wandern. — Da, als
ich ſelbſt ſchon in meiner Vaterſtadt wohnhaft
war, geſchah es, daß ich für den Sohn eines
Verwandten ein Schülerquartier bei guten Bür¬
gersleuten zu beſorgen hatte. Der eigenen Jugend¬
zeit gedenkend, ſchlenderte ich im Nachmittags¬
ſonnenſcheine durch die Straßen, als mir an der
Ecke des Marktes über der Thür eines alten,
hochgegiebelten Hauſes eine plattdeutſche Inſchrift
in die Augen fiel, die verhochdeutſcht etwa lauten
würde:
Gleich ſo wie Rauch und Staub verſchwindt,
Alſo ſind auch die Menſchenkind'.
Die Worte mochten für jugendliche Augen
wol nicht ſichtbar ſein; denn ich hatte ſie nie
bemerkt, ſo oft ich auch in meiner Schulzeit mir
einen Heißewecken bei dem dort wohnenden Bäcker
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/27>, abgerufen am 16.07.2024.
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