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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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des Vaters? -- So wollen wir trotz seines düsteren
Ansehens meinen seligen Amtsbruder doch nicht
beschuldigen. Auch würde er dergleichen wol
schwerlich von sich haben schreiben lassen."

Dies Letztere wollte auch meinem jugendlichen
Verstande einleuchten; und so blieb denn der
eigentliche Sinn der Inschrift nach wie vor ein
Geheimniß der Vergangenheit.

Daß übrigens jene beiden Bilder sich auch
in der Malerei wesentlich vor einigen alten
Predigerbildnissen auszeichneten, welche gleich
daneben hingen, war mir selbst schon klar ge¬
worden; daß aber Sachverständige in dem Maler
einen tüchtigen Schüler altholländischer Meister
erkennen wollten, erfuhr ich freilich jetzt erst durch
den Vater meines Freundes. Wie jedoch ein
solcher in dieses arme Dorf verschlagen worden,
oder woher er gekommen und wie er geheißen
habe, darüber wußte auch er mir nichts zu sagen.
Die Bilder selbst enthielten weder einen Namen,
noch ein Malerzeichen.


des Vaters? — So wollen wir trotz ſeines düſteren
Anſehens meinen ſeligen Amtsbruder doch nicht
beſchuldigen. Auch würde er dergleichen wol
ſchwerlich von ſich haben ſchreiben laſſen.“

Dies Letztere wollte auch meinem jugendlichen
Verſtande einleuchten; und ſo blieb denn der
eigentliche Sinn der Inſchrift nach wie vor ein
Geheimniß der Vergangenheit.

Daß übrigens jene beiden Bilder ſich auch
in der Malerei weſentlich vor einigen alten
Predigerbildniſſen auszeichneten, welche gleich
daneben hingen, war mir ſelbſt ſchon klar ge¬
worden; daß aber Sachverſtändige in dem Maler
einen tüchtigen Schüler altholländiſcher Meiſter
erkennen wollten, erfuhr ich freilich jetzt erſt durch
den Vater meines Freundes. Wie jedoch ein
ſolcher in dieſes arme Dorf verſchlagen worden,
oder woher er gekommen und wie er geheißen
habe, darüber wußte auch er mir nichts zu ſagen.
Die Bilder ſelbſt enthielten weder einen Namen,
noch ein Malerzeichen.


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[12/0026] des Vaters? — So wollen wir trotz ſeines düſteren Anſehens meinen ſeligen Amtsbruder doch nicht beſchuldigen. Auch würde er dergleichen wol ſchwerlich von ſich haben ſchreiben laſſen.“ Dies Letztere wollte auch meinem jugendlichen Verſtande einleuchten; und ſo blieb denn der eigentliche Sinn der Inſchrift nach wie vor ein Geheimniß der Vergangenheit. Daß übrigens jene beiden Bilder ſich auch in der Malerei weſentlich vor einigen alten Predigerbildniſſen auszeichneten, welche gleich daneben hingen, war mir ſelbſt ſchon klar ge¬ worden; daß aber Sachverſtändige in dem Maler einen tüchtigen Schüler altholländiſcher Meiſter erkennen wollten, erfuhr ich freilich jetzt erſt durch den Vater meines Freundes. Wie jedoch ein ſolcher in dieſes arme Dorf verſchlagen worden, oder woher er gekommen und wie er geheißen habe, darüber wußte auch er mir nichts zu ſagen. Die Bilder ſelbſt enthielten weder einen Namen, noch ein Malerzeichen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/26>, abgerufen am 24.11.2024.